Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Mai 2017, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Conor O'Malley (Lewis MacDougall) ist 12 Jahre alt und lebt allein mit seiner krebskranken Mutter Lizzie (Felicity Jones), die jetzt wieder ins Krankenhaus muss. Conor soll deshalb zu seiner unnahbaren und verwitweten Großmutter (Sigourney Weaver) ziehen, die ihm andeutet, dass er wohl auf Dauer bei ihr wohnen muss. Conor dagegen ist fest davon überzeugt, dass seine Mutter wieder gesund wird.

In der Schule wird er regelmäßig von Harry (James Melville) und seiner Bande gemobbt und verprügelt. Conor hat von Lizzie das künstlerische Talent geerbt und malt selbst begeistert Monster und sieht mit seiner Mutter zusammen alte Filme wie z.B. King Kong.

Eines Nachts als er gerade an seinem Schreibtisch sitzt und malt, verändert sich um genau sieben Minuten nach Mitternacht die Eibe vom Friedhof vor seinem Fenster, mutiert zu einem Baum-Monster (Stimme von Liam Neeson) und ruft ihn. Das Monster will dem Jungen drei Geschichten erzählen, dafür muss Connor in der letzten Nacht ihm seinen schlimmsten Albtraum mitteilen.

Nur widerwillig geht Conor auf den Handel ein und erfährt so die erste Geschichte vom jungen Prinzen und der bösen Hexe. Allerdings ist am Ende der Geschichte nichts so, wie es zuerst erscheint. Darauf weist das Monster Conor hin, der aber nur ärgerlich reagiert.

In der Zwischenzeit ist auch Conors Vater (Toby Kebbell) aus Amerika zu Besuch gekommen. Er macht dem Jungen aber klar, dass er ihn nicht zu seiner neuen Familie mitnehmen kann.

Das zweite Märchen des Monsters handelt von einem Alchemisten, der Wunder vollbringen kann und deshalb vom örtlichen Pfarrer bekämpft wird - bis dessen Tochter erkrankt und der Alchemist die Hilfe verweigert. Auch hier ist nicht alles wie es scheint. Voller Wut befiehlt Conor dem Monster alles zu zerstören und zusammen zerstören sie das Haus des Pfarrers. Als Conor kurz danach aus seiner Traumwelt zurückkehrt, hat er das Wohnzimmer in Trümmer gelegt und die alte Wanduhr seiner Großmutter zerstört.

Bei einem Besuch im Krankenhaus merkt der Junge, dass er ignoriert wird, die Erwachsenen aber hinter seinem Rücken tuscheln. Seine Mutter erzählt ihm von einem neuen Mittel - hergestellt aus der Eibe. Conor besucht das Monster, das aber erklärt ihm, ein solches Mittel sei nicht seine Aufgabe. Es würde sich aber Conors schlimmster Albtraum erfüllen. Das will der Junge aber nicht wahr haben.

Während einem neuen Zusammentreffen mit Harry und seiner Bande sagt dieser zu Conor, dass er für ihn nun unsichtbar sei. Das Monster kommt um genau 12:07 Uhr und erzählt Conor seine dritte Geschichte vom unsichtbaren Mann, der es leid war unsichtbar zu sein. Das Monster und Conor rennen hinter Harry her und Conor prügelt den anderen Jungen krankenhausreif. Statt einer Bestrafung sieht die Schulleiterin (Geraldine Chaplin) auf Grund von Conors Situation von einem Schulverweis ab.

Kurze Zeit später wird Conor aus dem Unterricht ins Krankenhaus gerufen, weil es keine weiteren Behandlungen für die Mutter mehr geben wird. Conor läuft zur Eibe. Dort erklärt ihm das Monster, dass es seine Aufgabe sei, ihn und nicht seine Mutter zu heilen. Er verlangt deshalb von Conor die vierte Geschichte - Conors schrecklichsten Albtraum....

Der Film "Sieben Minuten nach Mitternacht" geht auf den Young-Adult-Bestseller "A Monster Calls" aus dem Jahr 2011 des Amerikaners Patrick Ness zurück. Dessen Buch wiederum basiert auf einer Idee der britischen Autorin Siobhan Dowd. Bevor diese jedoch den Roman schreiben konnte, verstarb sie an ihrem Krebsleiden. Patrick Ness hat selbst auch das Drehbuch zum Film verfasst.

Regie führt der Spanier Juan Antonio Bayona, der mit dem Fantasy-Horror Film "Das Waisenhaus" (2008) und dem Tsunami-Drama "The Impossible" (2013) bekannt wurde. Auch in "Sieben Minuten nach Mitternacht" stellt der Regisseur sein wunderbares Erzähltalent besonders für emotionale Geschichten unter Beweis. Nicht nur das knorrige Baum-Monster mit der tiefen Stimme ist hervorragend gelungen, sondern auch die bewusst wie düstere, schwarz-weiße Tuschezeichnungen wirkenden animierten Geschichten des Monsters sind sehenswert und erweisen sich als dramaturgisch gelungenes Stilmittel (schließlich malt Conor regelmäßig selbst).

Dabei sind die Entwicklungen der menschlichen Charaktere jederzeit nachvollziehbar. Während sich Sigourney Weaver langsam von der strengen Großmutter zur gütigen Oma wandelt, die auch lernen muss, dass Conor nicht nur funktionieren kann, durchlebt Lewis MacDougall als sensibler Conor dessen Emotionen wie Ängste, Trauer, Schuld und Hoffnung wie auf einer Achterbahn. Am Ende des Films hat Conor allerdings seine Lektion gelernt und kann endlich loslassen. Dem jungen Briten gelingt es mühelos sowohl neben dem CGI-Monster als auch der Hollywood-Größe Sigourney Weaver zu bestehen. Aber auch Felicity Jones zeigt eine beeindruckende Leistung als Conors Mutter Lizzie, die körperlich immer stärker verfällt.

Der bildgewaltige und sehr emotionale Film, der von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet wurde, richtet sich ebenso wie die Buchvorlage an Jugendliche und junge Erwachsene, er ist aber auch für Erwachsene geeignet. Dabei werden die düsteren Themen sehr einfühlsam behandelt.

Insgesamt ist "Sieben Minuten nach Mitternacht“ ein generationsübergreifendes Kinoerlebnis und für Jugendliche ab etwa 12 Jahren zu empfehlen, das ganz sicher mehr als bloße Unterhaltung und oberflächliche Emotionen bietet. Verändert wurde im Film allerdings das Ende des Buches. Der Film wird um eine schöne und durchaus unerwartete Schlussszene erweitert, in der Conors Monster und seine Geschichten erklärt werden.

Foto: Conor (Lewis MacDougall) vor dem Monster (gesprochen im Original von Liam Neeson) © Studiocanal Filmverleih GmbH

Info:
Sieben Minuten nach Mitternacht (USA, Spanien 2016)
Originaltitel: A Monster Calls
Genre: Drama, Fantasy
Filmlänge: 108 Min.
Regie: J. A. Bayona
Drehbuch: Patrick Ness nach seinem gleichnamigen Roman
Darsteller: Lewis MacDougall, Liam Neeson, Sigourney Weaver, Felicity Jones, Toby Kebbell u.a.
Verleih: Studiocanal Filmverleih GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 04.05.2017