Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Mai 2017, Teil 5
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Unn Tove (Tuva Novotny) findet während ihrer Hochzeitfeier in einer kleinen norwegischen Stadt auf dem Fußboden der Toilette des Hotels ein neugeborenes Baby. Da dessen Mutter verschwunden ist, übergibt sie das Mädchen den Behörden, besucht es allerdings noch einmal am nächsten Tag im Krankenhaus.
16 Jahre später ist Unn Tove geschieden und hat selbst zwei Kinder, die gerade mit ihrem Vater in den Urlaub fahren. Unn Tove arbeitet als Journalisten zusammen mit ihrer Kollegin Hilde (Laila Goody) bei einem kleinen lokalen Fernsehsender. Eines Tages steht plötzlich ein Mädchen namens Rosemari (Ruby Dagnall) vor der Tür. Rosemari stellt sich als das Findelkind heraus, das Unn Tove gefunden hat. Sie lebt jetzt als Pflegekind bei einem Ehepaar, das einen Gartenbaubetrieb betreibt und möchte ihre Eltern finden. Sie glaubt, dass Unn Tove ihre Mutter ist.
Unn Tove ist bereit der burschikosen Rosemari bei ihrer Suche zu helfen, da sie darin nicht nur eine interessante Story für ihren Fernsehsender wittert, sondern auch etwas Abwechslung erwartet während ihre Kinder in Ferien sind. Hilde ist zwar etwas skeptisch, aber letztendlich ist sie bereit die Beiden bei der Suche zu unterstützen.
Schritt für Schritt kommen die zwei Frauen dem Geheimnis von Rosemaris Geburt auf die Spur. Dazu müssen sie nicht nur durch Norwegen mit dem Auto fahren sondern sogar bis nach Kopenhagen fliegen. Während der Suche nach ihren Eltern begibt sich nicht nur Rosemari sondern auch Unn Tove auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit, mit der sie auch ihre eigenen Lebensentscheidungen in Frage stellen muss. Eine große Rolle spielt dabei auch der Koch Kristian (Petter Width Kristiansen), mit dem sie noch kurz vor ihrer Heirat eine Affäre hatte.
Als die beiden Frauen Rosemaris Geheimnis immer näher kommen, bringen sie die tragische Lebensgeschichte von Rosemaris Mutter ans Licht und erfahren dabei auch von einer hemmungslosen und doch gescheiterten Liebe. Als sie endlich auf Rosemaris wahre Mutter treffen, lernen sie ein erstaunliches Geheimnis kennen.
"Rosemari" ist eine norwegische, dänische und deutsche Koproduktion. Der Film hatte im November 2016 bei den 58. Nordischen Filmtagen in Lübeck seine deutsche Premiere.
Regisseurin ist Sara Johnsen, die auch selbst das Drehbuch geschrieben hat. Das Roadmovie erzählt eigentlich von zwei Frauen, die auf der Suche nach Rosemaris Mutter auch ein wenig näher zu sich selbst finden. Sara Johnson hält dabei während des gesamten Films die Balance zwischen einer dramatischen, ernsten und eigentlich erschreckenden Geschichte und den oft humorvoll-spöttischen Dialogen.
Der Film lebt vor allem von seinen beiden Hauptdarstellerinnen. Besonders die Newcomerin Ruby Dagnall besticht als Rosemari. Sie glänzt - auch in vielen nonverbalen Gesten - mit einer faszinierenden Kombination aus Sturheit und Verletzlichkeit.
Herausragend ist das nuancierte Zusammenspiel von Ruby Dagnall als Rosemari und Tuva Novotny als Unn Tove, bei der man immer das Gefühl hat, dass sie nicht aus sich heraus gehen kann. Denn auch Unn Tove hat ein Geheimnis und versucht im Verlauf des Films nicht nur ihre mütterlichen Gefühle für Rosemari auszuloten, sondern stellt sich auch die Frage nach dem, was hätte sein können und was sie evtl. vor vielen Jahren falsch gemacht hat.
Insgesamt ist "Rosemari" eine spannend erzählte Tragikomödie mit zwei interessanten Frauenfiguren, die vor allem durch die schauspielerischen Leistungen der beiden starken Hauptdarstellerinnen besticht. Deshalb ist Sarah Johnsens Film trotz kleiner erzählerischen Schwächen und einem doch etwas konstruierten Ende ein sympathischer Beitrag zum Thema Identifikationssuche und Selbstfindung und absolut sehenswert.
Foto: Tuva Novotny als Unn Tove und Ruby Dagnall als Rosemari © Farbfilm Verleih
Info:
Rosemari (Norwegen, Dänemark, Deutschland 2016)
Originaltitel: Framing mom
Genre: Tragikomödie, Roadmovie
Filmlänge: 95 Min.
Regie und Drehbuch: Sara Johnsen
Darsteller: Ruby Dagnall, Tuva Novotny, Laila Goody, Tommy Kenter, Helga Guren u.a.
Verleih: Farbfilm Verleih
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 25.05.2017