Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Mai 2017, Teil 6

Konrad Daniel

Köln (Weltexpresso) – Schon der Filmtitel beantwortet etwas, was dann als Frage im Raum steht. Die Reste? Nicht nur von was ist die Frage, sondern eben auch, von welcher Ausgangsbasis gesprochen wird. Wenn ich ein Kuchenstück gegessen habe, ist der Rest fast der ganze Kuchen.

Was aber, wenn einem in jungen Jahren das schlimmste menschliche Unglück zustößt, wenn die junge und schwangere Frau stirbt und lieber selbst tot sein möchte, statt dessen aber den Rest des Lebens, also fast das ganze Leben noch vor sich hat? So geht es Schimon (Christoph Letkowski), der zuvor das glücklichste Leben überhaupt geführt hat. Beruflich und privat. Denn er ist Musiker, ja komponiert auch und hat die Frau gefunden, Jella (Karoline Bär), mit der er sein ganzes Leben zubringen will. In Zukunft sogar zu dritt, denn sie ist schwanger. Alles Glück der Erde also für dieses junge Paar.

Und dann kommt alles ganz anders. . wir erleben Schimon, wie er dem Krankenwagen hinterherrast, im Krankenhaus dann vom Tod seiner Frau und des ungeborenen Kindes hört, selbstvergessen den Arzt fragt, ob er von den Stückchen essen darf, die auf dem Teller liegen, es ist die Welt nicht mehr wahrnehmbar für einen, dem gerade die Zukunft genommen wurde. Und auch die anderen Szenen im Krankenhaus sind doch eher einem Film als der Wirklichkeit entsprungen. Die Unordnung des Lebens, in die er stürzt, korreliert mit der Unordnung der Bilder, die auf der Leinwand vor unseren Augen ablaufen. Sinn ergeben sie erst am Schluß, wenn die vielen Bilder vom Zuschauer wie von selbst im Kopf ihren Ort finden.

Ob er sich in dem Moment im Krankenhaus an seinen Großvater erinnert? Auf jeden Fall schwebt der Großvater mit seinen überirdischen Sprüchen über allem und ist das dramaturgische Konstrukt den Films durch die Rückblenden. Denn er hat auf seinem Totenbett dem damals sechsjährigen Enkel seine letzten Atemzüge geschenkt, die naturgemäß immer langsamer wurden...aber er Schimon auch zuvor schon darauf vorbereitet, das Leben in jeder Sekunde so zu nehmen, wie es ist, weder nach hinten noch nach vorne all zu lange zu schauen, sondern den Moment zu leben und vom nächsten das Beste zu erwarten. Was heißt das für Schimon jetzt? Abgrundtiefe Trauer und dann weiterleben...

Das gelingt ihm, denn gleichzeitig lernt er Milena (Luise Heyer) kennen,verliebt sich und hat die Hoffnung, daß er - mit Heirat dazu - doch noch einmal glücklich werden kann. Doch, denn hier gibt es ein Drehbuch, weshalb wie im richtigen Leben Milena die Wahrheit über den Tod von Jella herausfindet, was er verschwieg, weshalb nun in den Sternen steht, wie es weitergeht.
Zur Wahrheit gehört auch, wie Jella starb. Das das alles wie im Kino und eben doch nicht wie im richtigen Leben passierte: daß sie sich verschluckte, keine Luft kriegt, mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus fährt, dem eben Schimon folgt, der aber nicht, wie das Krankengefährt verunglückt, sondern das Krankenhaus heil erreicht. Und eben nach der Nachricht des Todes Milena kennenlernt.

Und daß Jella sich beim Abendessen mit Schimons Eltern verschluckt hatte und keine Luft mehr bekam, angesichts der Nachricht, daß ihr Umzugsgut aus den USA nach Karlsruhe per Schiff unterwegs untergegangen ist, dieser Gag wird nur noch gekrönt durch die Tatsache, daß sie auf diesem Schiff ja ursprünglich mitreisen wollte. Dem Tod entsprungen also und bei der Kenntnisnahme zugleich dem Tod erneut geweiht. Das sind schon Sternstunden der Menschheit, die hier an wenigen Personen durchgespielt werden.

Irgendwie glaubt man nicht, es hier mit dem Spielfilm von Jens Wischnewski mit einem Debüt zu tun zu haben. Ist es aber, wobei er am Drehbuch mitgearbeitet hatte. Und ehrlicherweise sind es viel eher Anfänger, die sich an die großen Themen des Lebens heranwagen, wie hier an Tod, Liebe, Verzweiflung und von der man, wie man von der französischen romantischen Komödie spricht, hier von der der romantischen Trauer sprechen könnte. Die also nicht schwarzfarben daherkommt, sondern mit dem weisen Gedanken, daß das alles Leben ist, was stattfindet. Mal so, mal so.

Foto: Schimon (Christoph Letkowski) (c) Verleih