Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Mai 2017, Teil 8

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Dieser Film gehört zu denen, von denen ich mir nicht viel versprach, und dem ich mit offenem Mund dann folgte und traurig war, als er zu Ende ging, so skurril, so unwahrscheinlich, so ans Herz gehend und so völlig unsentimental geht es hier zu, von Paris nach Reykjavik .

Das ist doch was, eine solche Spanne, die das letzte Mal eine literarische war. Als die sagenhafte – weil sagenhaft gute – Kriminalromanautorin Fred Vargas in ihrem letzten Roman DAS BARMERZIGE FALLBEIL einen Teil des Geschehens um ihren Kommissar Adamsberg auf Island spielen läßt. Nun also erst mal Paris, wo Samir (Samir Guesmi) ein Kranfahrer aus einer Vorstadt von Paris in einer Kneipe Agathe (Florence Loiret Caille) erlebt. Und sich Hals über Kopf in sie, die junge Witwe, verliebt. Aber wie. Denn sie macht gerade einen Anmacher, einen Macho, so richtig fertig. Samir kann nicht anders, er folgt ihr und bekommt heraus, daß sie im nahen Schwimmbad von Montreuil Schwimmlehrerin ist.

Was liegt näher, als sich ihr als Nichtschwimmer zu nähern. Das geht zweimal gut, aber bei der dritten Stunde fliegt alles auf. Er kann die enttäuschte, so gradlinige Agathe – denn sie haßt Lügen und Lügner, gerade darum findet er sie ja so toll – nicht beruhigen. Sie will mit ihm, den sie mochte, nichts mehr zu tun haben. Schlimmer noch, sie ist abgrundtief enttäuscht von ihm, dem Lügner. Sie wollte eh zum internationalen Bademeisterkongreß oder nicht? Auf jeden Fall nimmt sie flugs den nächsten Flieger und ist erstmal weg.

Doch sie hat ihre Rechnung ohne die ernsthaften Gefühle und die Gewitztheit von Samir gemacht. Denn der folgt ihr einfach nach und läßt sich – am Flughafen in Island angekommen – einfach treiben. Er wird nämlich für den israelischen Kongreßteilnehmer gehalten; dem widerspricht er nicht, sondern spielt dessen vermeintliche Rolle ernsthaft, die eben auch darin besteht, mit den Palästinensern ein gemeinsames Schwimmbad bauen zu wollen. Diese politische Korrektheit, die hier von der Regisseurin als Spiel mit Vorurteilen und Urteilen unterlaufen wird, ist nur noch lächerlich – und ein Anlaß für viele Lacher, die nicht im Halse stecken bleiben. Auf jeden Fall wird Samir ungewollt sogar der große Held und ist als gutaussehender Mann zudem ein Augapfel für die vielen anwesenden Schwimmlehrerinnen.

Was da in Island nun abgeht, ist so ausgefallen und doch so einsichtig. Die starken Frauen, die miteinander so lieb wie auch sich ausstechend sind, - tolle Charaktere - sie sind in dieser isländischen Fremde noch origineller als sonst und das Ineinanderübergehen von höchster Technik und einer Naturbelassenheit ist in Island einfach hinreißend. Das heißt ganz sicher, daß in dieser Liebeskomödie, zu der Samirs Aufenthalt dann wird, weil auch die Widerstandskraft von Agathe ihre Grenzen findet, das Land eine tragende Rolle spielt. Gerade aber diesen Teil kann man nur schwer mit Worten beschreiben, hier tun es die Bilder, die die Regisseurin zu ihrem letzten Werk wie filigran auf die Leinwand gehaucht hat, bevor sie in der Postproduktion ihrem Krebsleiden erlag.

Foto: (c) Verleih)