Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Mai 2017, Teil 12
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Wenn man die Riege hoch bezahlter englischsprachiger Superstars anschaut, muß dies ein exzellenter Film sein. Aber stattdessen ist auch das neueste Produkt von Terrence Malick eine von Anfang bis Ende durchsichtige gelangweilte Welt der Oberen, wo der Oberkapitalist alle ausbeutet und dazu nach seiner Pfeife tanzen läßt.
Unglaublich, wie erfolgreich derzeit Michael Fassbender ist, der gleichzeitig in vielen Filmen große Rollen zu spielen scheint. Hier gibt er den Teufel in angenehmer Menschengestalt, den Verführer für Frau und Mann. Denn die Männer verführt er durch die Macht, die er als Musikproduzent gewonnen hat, wobei er geschickt das Talent anderer ausnutzt, das er billig bezahlt und dann teuer verkauft, auf jeden Fall enorm daran verdient. Ein richtiger Kotzbrocken mit einem Wort.
Da weiß man wenigstens woran man ist. Das wird bei den anderen schon schwieriger, die Rollen spielen, die wir als Opfer bis hin zum Mittäter wahrnehmen. Die anderen: das sind Ryan Gosling, Rooney Mara, eine kaum wiederzuerkennende blonde ätherische Natalie Portman, Cate Blanchett, Holly Hunter, Val Kilmer. Meine Güte und alle spielen mit.
Aber warum? Was hat sie an ihren Rollen interessiert oder sogar fasziniert. Zugegeben, uns gefiel auch der bei der Berlinale gezeigte Vorgängerfilm eines gewissermaßen Naturmystizismus im gläsernen Hochhaus nicht, die Warenwelt des Konsums und sei das noch so kritisch gemeint. Belanglos und esoterischer Kitsch, sagen viele, dem wir nicht widersprechen können. So schlimm kommt es diesmal nicht. Vielleicht kommt einem der Filmablauf, der dann doch mit viel gutem Willen eine Geschichte erzählt, entgegen, so daß man zumindest inhaltlich etwas erhascht.
Wir sind in Austin, Texas, wo es um die Musikindustrie und Festivalszene geht. Eine junge, erfolgsorientierte Musikerin namens Faye (Rooney Mara) will hoch hinaus und hat einerseits mit einem lieben Kollegen (Ryan Gosling) eine Beziehung, andererseits mit dem Chef einer Plattenfirma (Michael Fassbender) eine Affäre, was so ausgeht, daß auch der Kollege in den Sog des Bosses gerät. Aber das so zu äußern, ist schon Interpretation. Auch wenn man es positiv vermerken könnte, daß der Regisseur dem Zuschauer einen solch bedeutenden Interpretationsrahmen überläßt, so reagiert eine Zuschauerin wie ich darauf mit Unwillen. Denn, wenn ich mir selber eine Geschichte erzählen will, dann will ich auch das handelnde Personal aussuchen. Hier aber werde ich zum Abnehmer von Gedankensplittern, von Bildsequenzen, die ein anderer vornimmt. Das ist einerseits zu wenig und andererseits zu viel.
Zu den Splittern gehört auch die Kellnerin (Natalie Portman), in die sich der Plattenboß verliebt und sie auch heiratet, sie wird also ein gewaltiger Splitter, aber das hilft ihr nicht sehr, denn sein Leben geht dann doch weiter wie bisher, wobei auch die Sirene (Cate Blanchett) eine Rolle spielt. Dann kommen alte Rockstars vor, immer ist die Figur von Fassbender die ausbeuterische, sich bereichernde, was Patti Smith gewissermaßen kommentiert, die das Geschehen interpretiert.
Ja, wir haben verstanden, die Musikszene in Austin ist so verkommen, so hohl und leer, so dämlich und bösartig, wie wir das immer schon vermutet haben. Ums Geld geht es und um Macht, aber nicht um Musik und um Leben. Aber das weiß doch jeder. Dafür wird doch kein Malick gebraucht, der dies uns Naiven mit durchsichtigen Bildern nahebringen könnte. Erst recht nicht, wenn es dann auch noch besonders peinlich wird. Denn, nachdem alle die Bösartigkeit des Musikchefs erkannt haben, suchen sie ihr Heil durch Flucht aus den schönen Häusern raus in die Natur, an den Strand, wo Wasser und Sand, auf dem man barfuß laufen kann, die Welt wieder gerade rücken sollen.
Aua. Dieser Film tut echt weh. Daß im Film traumhafte Bilder vorkommen, die auch traumhaft schön sind, das ist ja sogar besonders schlimm, weil Schönheit gepaart mit dem Nichts, leider das Nichts ergeben. Schade also um die Schönheit.
Foto: © Verleih