Europapremiere von BAYWATCH als Kinofilm und kalifornischer Strand und Sand am Potsdamer Platz

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Man traute seinen Augen nicht und gleich anschließend rollte man die Augäpfel: „Das auch noch und mitten in Berlin!“, genauer mitten im Sony Center am Potsdamer Platz: ringsherum Sand, ein Rettungsboot, Menschen in Liegestühlen, gekühlte Drinks vor sich und das alles um eine gehobene Strandbude herum.

Aha, hier ist das Zentrum und das alles wurde herangekarrt, um die Filmpremiere auch optisch außerhalb des Kinosaals auf Amerikanisch, auf pazifischen Strand, auf Baywatching einzustellen. Was dies bedeutet, erschließt sich den Älteren sofort und damit es in der Generationenfolge nicht verloren geht, hat Hollywood rechtzeitig ein Remake angesetzt, ehe einer wie David Hasselhoff völlig vergessen wird.


Der war nämlich ab 1989 ein großer Star, als die Fernsehserie BAYWATCH startete, wo er als Rettungsschwimmer den Chefbademeister gibt, also ein Menschenretter ist. Und Hasselhoff wurde auch in Berlin und Deutschland ein Star, denn als im gleichen Jahr die Mauer fiel, wurde für so manchen sein Lied LOOKING FOR FREEDOM gleich zur Befreiungshymne. Hollywood befreit den Rest der Welt. Im Fernsehen brachte es die Rettungsserie mit Laune und Liebe an Luft auf insgesamt elf Staffeln mit 245 Folgen. Das ist was.


Aus der Fernsehserie ist nun ein Kinofilm geworden, in dem Hasselhoff sogar als Zutat auftritt, aber nicht mehr die Hauptrolle als muskelbepackter Mitch Buchannon im ewig sonnigen Kalifornien spielt, am Strand von Miami, wo dauernd was los war und alle Leute so taten, als ob das Leben dort ein immerwährender Spaß sei, ein braungebrannter Körper fern von Krebsgefahren, das non plus ultra, die ausgezogenen jungen Damen in ihren Ein- oder Zweiteilern erotisch wirkten und das alles unterhaltsam wäre. Doch in der Tat, für viele war es das, so als ob dies lebenslange langweilige Leben am Strand den Kitzel des potentiellen Todes brauche, damit es denn bedeutend erschiene.


Vor ca. 15 Jahren endete die Serie und der Film hat nun die Aufgabe, das damals Blendende aufs Heute zu übertragen, wo tatsächlich manches anders, auch realistischer wirken soll: mehr Sein als Schein, was sich eben auch auf die Brüste bezieht, die damals noch ins Riesenhafte wuchsen. Nein, natürlich nicht von alleine, sondern mit viel Silicon. Das würde heute noch lächerlicher wirken, als es damals war und insofern ist der Film im Großen und Ganzen tatsächlich sportlicher, als es die Serie war. Und genauso würde es heute lächerlich wirken, wenn man dieses hippiehafte Strandleben so ungefiltert als den Wunschtraum der Generation herausstellte, die doch brav jeden Morgen in den Anzug und die U-Bahn oder das Auto steigt, um als Banker oder sonst was seinen Lebensunterhalt zu sichern.


Über allem im Filmgeschehen schwebt also eine sanfte Ironie, die uns sagt, guckt her, wie wir wichtig tuen, aber so ganz ernst nehmen wir uns nicht. Dafür hat Regisseur Seth Gordon den richtigen Kerl für die Hauptrolle gefunden. Dwayne Johnson ist ein Klotz von einem Kerl, mit dem sich keiner anlegen möchte und dessen Führungsqualitäten schon körperlicher Art sind, ja man kann sich vor seinen Muskelpaketen regelrecht fürchten. Dann hat er zwei Schönlinge an seiner Seite, die bekannt sind: Zac Efron und Alexandra Daddario. Bei Letzterer staunt man, wie ein gelungener Körperbau und ein ansprechendes Gesicht, auch darstellerisches Talent doch eine so sachneutrale Person ergeben. Kann es sein, daß man für die Rolle einer Rettungsschwimmerin erst dann attraktiv wirkt, wenn sie nicht mehr perfekt scheint. Das ist die alte Rolle von Pamela Anderson, die aber auch nicht unser Fall war, und sich hier im Film kurz in Erinnerung ruft. Irgendwo ist für Hollywood eine Grenze gezogen, die die Filmproduktion einhält. Brutaler Sexismus ist nicht mehr angesagt, aber man möchte hübsche Körper ausstellen und braucht nun Geschichten dazu, die man, da man der Realität nicht traut, auf eine eher ironische Art bringt. Aber das Sexyhafte funktioniert nicht mit Ironie. Rettet also die im Film erzählte Geschichte die Rettungsschwimmer?


Nein, es geht nicht um das Alltägliche. Das Drehbuch hat sich eine richtige Geschichte ausgedacht, die aber weder richtig spannend, noch richtig lustig wird. Es geht um Verbrecher und Drogen, lesen Sie das morgen in unserer Filmbesprechung. Wir schauen uns lieber noch in Berlin um, wo zwar tatsächlich echter Sand liegt, wo man aber die die Warenwunderwelt ganz schön unter den Füßen spürt. Denn erstens liegt der Sand auf einer sandfarbenen Folie und zweitens ist der Sand nur im inneren Oval des Platzes aufgeschüttet. In Richtung der Gebäude liegt nur noch die Folie, die als so tut, als ob der Sand dort läge, aber eben keiner ist. Irgendwie kommt einem das wie das ganze Getue im Film vor. Ein immer so Machen als. Unecht und noch nicht mal lustig.


Der Verleih dagegen schwärmt von der Europapremiere in Berlin:

 
„Strand, Abendsonne und Feierstimmung pur! Rund 1.400 begeisterte Premierengäste feierten gestern die Europa-Premiere des Sommerkinospektakels BAYWATCH am Beach vor dem CineStar am Potsdamer Platz bei kühlen Drinks und heißen Snacks. Auch die coolen BAYWATCH-Stars Dwayne Johnson, Zac Efron, Kelly Rohrbach, Alexandra Daddario, Priyanka Chopra, Jon Bass, Ilfenesh Hadera und David Hasselhoff sowie Regisseur Seth Gordon und die Produzenten Beau Flynn & Hiram Garcia präsentierten sich den Gästen bei der Bühnenpräsentation bestens gelaunt. Die Beachparty des Jahres feierten u. a. Arthur Abraham, Jenny Elvers, Jared Hasselhoff („Bloodhound Gang“), Henry Hübchen, Cherno Jobatey, Jay Kahn, Sarah Knappik, Till Lindemann („Rammstein“), Alexandra Polzin, Raul Richter, Jochen Schropp, Jannik Schümann, Tobey Wilson, Anastasia Zampounidis sowie zahlreiche, ausgelassene Gäste mehr.“ Naja.



Foto: Die BAYWATCH-Stars Jon Bass, Priyanka Chopra, Alexandra Daddario, Dwayne Johnson, Ilfenesh Hadera, Kelly Rohrbach und Zac Efron (v. l. n. r.) beim Photocall in Berlin © Verleih


Info:

REGIE Seth Gordon,

DREHBUCH Damian Shannon, Mark Swift & Barry Schwartz,

BESETZUNG Dwayne Johnson, Zac Efron, Alexandra Daddario, Priyanka Chopra, Jon Bass, Kelly Rohrbach, Ilfenesh Hadera u.a.

PRODUKTION Beau Flynn, Hiram Garcia, Ivan Reitman, Michael Berk, Doug Schwartz & Greg Bonann