Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Juni Teil 3

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt (Weltexpresso) - Der Film "Code of Survival" will die Auswirkungen der intensiven Nutzung von Spritzmitteln in der Landwirtschaft aufzeigen und gleichzeitig positive Beispiele der biologischen Landwirtschaft und damit der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit vorstellen.

In den USA wird von den Bauern, die riesige Flächen mit nur einem Produkt z.B. Mais oder Soja anbauen, überwiegend gen-manipuliertes Saatgut verwendet. Dieses Saatgut wurde von den Chemiekonzernen so verändert, dass sie gegen das gespritzte Breitband-Herbizid "Roundup" mit dem auch in Deutschland zugelassenen Hauptwirkstoff "Glyphosat" resistent ist. Es kann deshalb großflächig von den Farmern gespritzt werden, denn nur die genveränderte Pflanze überlebt, während alle "Unkräuter" abgetötet werden.

Das intensive Spritzen ist allerdings nur so lange möglich, bis die ersten gift-resistenten Pflanzen auf den Feldern auftreten. Dies ist in einigen Staaten in den USA geschehen. Dort überwuchern inzwischen die "Superweed" genannten herbizidresistenten Unkräuter, wie z.B. das Dreiblättriges Traubenkraut (Ambrosia trifida) oder das Kanadische Berufkraut (Conyza canadensis), die Nutzpflanzen und lassen sie absterben. Da man den Unkräutern selbst mit mechanischem Ausreißen nicht beikommen konnte, musste gutes Ackerland von den Farmern aufgeben werden.

Der Film versucht neben den Auswirkungen von Gentechnik und intensivem Spritzen mit Pestiziden Beispiele zu zeigen, in denen durch biologische nachhaltige Landwirtschaft große Erfolge erzielt wurden und gleichzeitig heruntergekommener Boden wieder fruchtbar gemacht werden konnte.

Durch den Aufkauf von heruntergewirtschafteten Teeplantagen in Höhen bis zu 1500m in der Region Darjeeling und die Umstellung auf biologisch-dynamische Landwirtschaft konnte nicht nur die Qualität des geernteten Tees verbessert werden, sondern durch die ökologischen Anbaumethoden konnte der Boden mehr Wasser aufnehmen und so wurde das weitere Abrutschen der Berghänge verhindert. Auf den Teeplantagen der AMBOOTIA Tea Group von Sanjay Bansal arbeiten etwa 2000 aus Nepal stammende Pflücker und Pflückerinnen. Sie erhalten nicht nur einen überdurchschnittlichen Lohn, sondern ihre Kinder werden in Plantagen-eigenen Schulen unterrichtet. Die Umstellung auf bio-dynamische Landwirtschaft und gleichzeitiger Fair-Trade Handel begann bereits 1994. Der Tee wird z.B. in Deutschland über Bio-Läden verkauft.

Als zweites Projekt stellt der Film die ägyptische Kulturinitiative und das soziale Unternehmen SEKEM des Chemikers Ibrahim Abouleish vor. Er begann 1977 ein Wüstengebiet nördlich von Kairo ohne Spritzmittel urbar zu machen. Inzwischen produziert die Initiative in biologisch-dynamischer Anbauweise Bio-Lebensmittel, Gesundheitsprodukte und Textilien sowohl für den Export als auch für den einheimischen Markt.

Das Projekt für das Abouleish 2003 den alternativen Nobelpreis erhalten hat, ist inzwischen eines der weltweit größten ökologischen Betriebe. Es bietet mehr als 100.000 Menschen direkt oder indirekt einen Arbeitsplatz. Der Film zeigt auch, dass geplant ist, in anderen Gegenden Ägyptens ebenfalls mit ähnlichen Methoden zu versuchen, die Wüste wieder fruchtbar zu machen. Dabei wird auch darauf geachtet, dass nicht zu viel Tiefen-Grundwasser entnommen wird. SEKEM orientiert sich an Grundprinzipien der Waldorfpädagogik und Anthroposophie von Rudolf Steiner.

Als drittes Beispiel wird der erste biologische Betrieb für Mastschweine aus Bayern vorgestellt. Durch intelligente Landwirtschaft hat der Bauer inzwischen erreicht, dass er - auch durch das Einsparen von Pestiziden und Medikamenten - auf seinem Hof denselben Ertrag erwirtschaftet wie ein konventionell arbeitender Schweinemäster. Daneben hat er schon früh begonnen, Dinkel anzubauen. Dinkel ist ein mit dem Weizen verwandtes Getreide, das in der Zwischenzeit eine Renaissance erlebt, vor allem bei Allergikern als Alternative zum Weizen.


Regisseur von "Code of Survival" ist Bertram Verhaag, der auch zusammen mit Eva Linke für das Drehbuch verantwortlich ist. Bertram Verhaag dreht seit über 30 Jahren Dokumentarfilme, die politische, umweltpolitische und soziale Themen beinhalten.

Der Film stellt nicht nur die Probleme einer von Chemie abhängigen industrialisierten Landwirtschaft vor, sondern er möchte auch anhand von Einzelfall-Beispielen zeigen, dass mit ökologischem Anbau sehr wohl Geld verdient werden kann - und ganz nebenbei wird auch noch die Umwelt nicht nur geschont, sondern sie kann auch wieder regenerieren und die natürliche Bodenfruchtbarkeit wird dadurch wieder zurück gewonnen.

Anhand der hoch-industrialisierten amerikanischen Landwirtschaft wurde auch dargestellt, wie man den Auswirkungen, die durch exzessiven Herbizid-Gebrauch und der damit verbundenen Entstehung von resistenten Unkrautpflanzen entgehen kann, wenn man auf den Feldern einen Fruchtwechsel und auch einen kleinflächigeren Anbau der Nutzpflanzen durchführt. Es wurde auch ein Farmer in den USA vorgestellt, der zeigt, dass Rinder, wenn sie die Wahl haben, viel lieber natürlichen anstatt gen-manipulierten Mais fressen, gesünder sind und auch noch höhere Schlachtgewichte erreichen.

Insgesamt werden in dem Dokumentarfilm besonders bei den Auswirkungen durch gen-manipulierte Pflanzen und die Multiresistenz der Unkräuter keine großartigen neuen Erkenntnisse vorgestellt. Das meiste ist schon seit vielen Jahren bekannt. Vor allem aber die Auswirkungen von Glyphosat in den USA können aber auch für Europa interessant sein angesichts der laufenden Diskussion in der Europäischen Union über die dauerhafte Zulassung des Herbizids.

Auf jeden Fall zeigt "Code of Survival" interessante Beispiele über die Auswirkungen auf die Landwirtschaft durch die intensive Nutzung von gen-manipulierten Pflanzen. Daneben wird dargestellt, dass es sehr wohl möglich ist, auch mit umweltfreundlicher Landwirtschaft in großem Stil Gewinne zu erzielen. Diese Erkenntnisse machen den Film dann doch wieder sehenswert.

Foto: Filmplakat © Pandora Film Verleih

Info:
Code of Survival - Die Geschichte vom Ende der Gentechnik (Deutschland 2017)
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 90 Min.
Regie: Bertram Verhaag
Drehbuch: Eva Linke und Bertram Verhaag
Verleih: Pandora Film Verleih
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 01.06.2017