Egon Wamers, Verabschiedung des Direktors des Archäologischen Museums Frankfurt , Teil 1/6
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das hätte er sich vielleicht so gedacht, Egon Wamers, ob seiner Arbeitsfreude, der Forschungsergebnisse, der Ausstellungs- sowie seiner Spottlust hochgeachtet und als Professor nobilitiert, daß er sich leise von seinem Direktorenamt in den Ruhestand hätte verabschieden können.
Erstens wurde bei vollem Haus und ranghohenRednern ein langwährender, aber kurzweiliger Nachmittag daraus und dann konnte man beruhigt hören, ja gut, er geht, aber er geht nicht so ganz, denn es gibt noch einige Projekte, die ihn nicht loslassen. Das ist eine gute Nachricht, auch wenn man den Eindruck haben, daß sein anwesender Nachfolger Wolfgang David die Linie der jetzigen Museumsarbeit fortsetzen wird. Diese Linie konnte die oft gegensätzlichen Pole und Aufgaben des Museums: wissenschaftliche Forschungsarbeit und publikumsinteressante Ausstellungen bisher besonders geglückt vereinen. Dazu hielt zur Eröffnung Kulturdezernentin Ina Hartwig – die ja auch offiziell „Dezernentin für Kultur und Wissenschaft“ heißt - eine so fundierte Rede, daß wir den daraus zur Verfügung gestellten Text im nächsten Teil im Ganzen abdrucken und hier auf die Wiedergabe verzichten.
Man muß schon das gestandene Naturell von Egon Wamers haben, um bei den folgenden Liebeserklärungen – als eine solche hatte der Nachredner Christoph Steinmann, Direktor des Diözesanmuseums Paderborn – Ina Hartwigs Worte klassifiziert, sich nicht selbst auf den Sockel zu stellen, sondern auf dem harten Stuhl sitzen zu bleiben. Aber die liebevollen und anerkennenden Worte seiner Kollegen, auch die von Michael Ryan, ehemaliger Direktor der Chester Beatty Library in Irland, müssen einem Mann schon gut getan haben, der hier in Frankfurt ganz schön gebeutelt wurde.
Das Archäologische Museum stand, wie Wamers dann selbst nachzählte, wegen des (angeblichen) Sparzwangs der Kommune, dreimal zur Disposition: 1995/96, 2001/2002 und dann durch das voraussehbare Ende seiner Dienstzeit und den möglichen Wegfall des Direktorenpostens besonders virulent 2014/2015 unter Kulturdezernent Felix Semmelroth. Der hatte dann eine neue Variante gestrickt; diesmal sollte das Archäologische Museum mit dem ebenfalls im Karmeliterkloster gelegenen Institut für Stadtgeschichte zusammengelegt werden, während vorher die Zusammenlegung mit dem Historischen Museum der Stadt avisiert war. Beides inhaltlich unsinnig. Von daher kann Egon Wamers, der ja eigentlich die Vergangenheit erforscht und präsentiert, stolz darauf sein, wie er das Archäologische Museum Frankfurt für die Zukunft gerüstet hat, indem er den Bestand gesichert hat.
Immer wieder hatten die Redner seinen knochentrockenen, zumindest trockenen Witz betont. Wamers gab davon in seiner Abschiedsrede mehrere Beispiele, von dem der „wesentliche Beitrag seines Museums“ durch die geforderte Streichung und damit „Einsparung von halben Stellen zur Sanierung des städtischen Haushalts“ als größter Lacherfolg noch eine nachträgliche Ohrfeige für solche Politik war.
Fortsetzung folgt
Foto: © Archäologisches Museum Frankfurt
Info:
Hg.Peter Fasold, Liane Giemsch, Kim Ottendorf, Daniel Winger, FORSCHUNGEN IN FRANCONOFURD, Festschrift für Egon Wamers zum 65. Geburtstag, Verlag Schnell+Steiner, 2017