Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Lob von außen, von Wissenschaft und Politik und auch von Besucherzahlen und Presseberichten ist das eine, aber ein Direktor eines Museums ist eben auch der Vorgesetzte einer Institution, wo der Alltag und die Art und Weise der Führung ausschlaggebend für ein gutes Binnenklima sind, was ja nötig ist, will man solche Ausstellungen und Publikationen stemmen, wie es dem Museum seit vielen Jahren gelingt.
Und dazu gab es gleich zwei leuchtende Beispiele. Carsten Wenzel, erst seit einem Jahr Wamers Stellvertreter, setzte die anspielungsreichen Wortkaskaden fort: „Verehrter Chef...“ Er gab nicht nur eine lückenhafte Biografie Wamers mit seinem „Führungsstil rheinische Schule“ zum Besten, die er „seriös recherchiert“ habe – daraufhin Wamers: „Ich bin auch Westfale“, was der Zuhörer ja nur so interpretieren konnte, also nicht nur elegant verwuschelt, sondern auch noch stur dazu. Carsten Wenzel zeigte mit seinen Worten auch die tiefe Verbundenheit der Belegschaft mit dem scheidenden Chef. So was muß nach so vielen Jahren einfach gut tun, auch wenn das zweite Beispiel dann die Züge des Direktors, der auch an diesem Nachmittag alles fest im Griff hatte, doch leicht entgleisen und in fassungsloses Staunen übergehen ließ.
Da war nämlich in seinem Haus etwas ohne sein Wissen passiert. Nicht irgendwas, sondern was Gewaltiges. Sein vor einem Jahr ausgeschiedener Stellvertreter Peter Fasold hat mit drei Kolleginnen eine Festschrift für Egon Wamers zum 65. Geburtstag FORSCHUNGEN IN FRANCONOFURD erstellt, die seine für Frankfurt wesentlichen Forschungsergebnisse durch seine Fachkollegen in einem prächtigen Band noch einmal festhält. Ein so unglaublich schönes Abschiedsgeschenk, daß wir den auch für Frankfurt wichtigen Band in einem weiteren Artikel würdigen wollen.
Wohl einem Museum, das auf der einen Seite als geschlossene Mannschaft agiert und wo dann für den Leiter doch noch solche Überraschungen drinnen sind. Das dachten wir uns, kamen aber nicht mehr dazu, überhaupt noch selbst zu denken, weil einen abschließend Egon Wamers um den eigenen Kopf und Kragen – nicht seinen also! - redete. Konnte man seine einführenden Worte, in der er auf die kommenden eineinhalb Stunden seiner Rede hinwies, in dem proppevollen und heißen Kirchensaal des Museums noch einschätzen, dann überfuhren einen eine Kaskade von Zahlen, ihre mystische Dimension und numerologischen Exquisiten, daß einem buchstäblich Hören und Sehen verging. Und das alles aufgehängt an den 36 Jahren seiner Tätigkeit als Archäologe in Frankfurt, einschließlich der 15 Jahre als Leiter des Archäologischen Museums. Sofort hängen geblieben sind von der Zahl 36 die 6x6, die 6 also als perfekte Zahl, weil Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hatte. Aber auch die 15 hatte es in sich. Dabei, aber verehrter Hausherr, haben Sie doch glatt übersehen, daß sich diese Zahl auch als 1+5 lesen läßt, was ja erneut eine Sechs ergäbe. Kommen Sie noch mit?
Und dann kam auf Weanerisch, was wir hochdeutsch niederschreiben: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut, Ihr Egon Wamers“, die berühmte Abschiedsfloskel von Kaiser Franz Joseph , die einer, der viel in Oberösterreich wandert, das kaiserliche Bad Ischl so nah, und der dazu die Hallstattkultur so dicht ins hiesige Archäologische Museum geholt hat, stilecht auch in Frankfurt sagen darf. Heute ist übrigens dieser österreichische Kaiser mit einer Regierungszeit von 68 Jahren mehr als Ehemann der tragischen Kaiserin Sissi bekannt, denn als eigenständiger österreichisch-ungarischer Kaiser, der über viele Völkerscharen regierte. Auch ein kleiner Witz der Weltgeschichte.
Noch mehr Aufschluß geben die nächsten Artikel. Fortsetzung folgt.
Foto: © frankfurt.de
Info:
Hg.Peter Fasold, Liane Giemsch, Kim Ottendorf, Daniel Winger, FORSCHUNGEN IN FRANCONOFURD, Festschrift für Egon Wamers zum 65. Geburtstag, Verlag Schnell+Steiner, 2017
Info:
Hg.Peter Fasold, Liane Giemsch, Kim Ottendorf, Daniel Winger, FORSCHUNGEN IN FRANCONOFURD, Festschrift für Egon Wamers zum 65. Geburtstag, Verlag Schnell+Steiner, 2017