a inahartwigEgon Wamers, Verabschiedung des Direktors des Archäologischen Museums Frankfurt, Teil 3/6

Ina Hartwig

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie angekündigt, veröffentlichen wir die Rede von Kulturdezernentin Ina Hartwig aus Anlaß der Verabschiedung von Direktor Egon Wamers, „Archäologisches Museum in der Kulturlandschaft Europas positioniert“, die heftig und freudig beklatscht wurde. Die Redaktion


„Prof. Dr. Egon Wamers hat als Wissenschaftler, Leiter des Archäologischen Museums und Mensch Bleibendes geschaffen, das nicht erst hervorgehoben werden muss, sondern für alle sichtbar leuchtet“, erklärte am Dienstag, 27. Juni, Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig beim Empfang anlässlich des von Prof. Dr. Egon Wamers geplanten Eintritts in den Ruhestand zum 1. Juli des Jahres. Im Rahmen einer Feierstunde mit geladenen Gästen im Archäologischen Museum würdigte die Kulturdezernentin Wamers Leistungen und Verdienste für die Wissenschaft, das Museum und die Stadt: „Prof. Dr. Wamers hat Hessens einziges rein Archäologisches Museum mit nationalen und internationalen Sonderausstellungen positioniert, nicht nur lokal und national, sondern in der Kulturlandschaft Europas.“

Vor 36 Jahren kam der promovierte Archäologe aus Nordrhein-Westfalen nach Frankfurt am Main. Er hatte sich dort mit wissenschaftlichen Arbeiten am Westfälischen Museum für Archäologie Münster und am Römisch-Germanischen Museum Köln hervorgetan. „Frankfurt hatte Glück, dass es mit seinem Königssitz aus dem frühen Mittelalter auf dem Domhügel Ihrem Forscherherz etwas zu bieten hatte“, so Hartwig. In Frankfurt war Egon Wamers zunächst ab 1981 als Kustos für Frühmittelalterliche Archäologie am damaligen Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte, später als stellvertretender Direktor und schließlich seit 2002 als leitender Museumsdirektor tätig. „Zum Dienstantritt von Herrn Wamers gab es das heutige Haus für die Vor- und Frühgeschichte noch nicht. Bereits als Kustos wirke er maßgeblich an der Gestaltung des neuen Museums am Karmeliterkloster mit, das 1989 eröffnet wurde. Unter seiner Leitung bekam das Museum 2002 seinen neuen Namen: Archäologisches Museum Frankfurt“, sagt die Kulturdezernentin.

Neben Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland, internationalen Forschungsprojekten, zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen zur Frühmittelalter- Archäologie Deutschlands gehört Prof. Dr. Wamers dem wissenschaftlichen Beirat verschiedener Ausstellungen zur Karoliner- Ottonen und Wikingerzeit an und wurde 2006 aufgrund seiner Verdienste im Bildungswesen zum Chevalier dans I'Ordre des Palmes Académiques ernannt.

„Prof. Dr. Wamers hat es verstanden zu kooperieren und zwar nicht nur als europaweiter Netzwerker, wie es sich für einen guten Archäologen gehört, sondern auch in der direkten Nachbarschaft hat er eine gute persönliche und intellektuelle Verbindung gehalten“, würdigt Hartwig seine Arbeit. So unter anderem mit dem Institut für Stadtgeschichte oder dem Jüdischen Museum, mit dem es gemeinsame Forschungen und Publikationen beispielsweise zur Archäologie der Judengasse gab. Darüber hinaus entstanden enge Kooperationen mit dem Denkmalamt, aus denen sich interessante Ausstellungen zu aktuellen Ausgrabungen im Stadtgebiet ergaben. „Egon Wamers hat zur kontinuierlichen wissenschaftlichen Erforschung und Erschließung der Frankfurter Bodenfunde beigetragen und damit einmal mehr die Unverzichtbarkeit der Frankfurter Stadtarchäologie verdeutlicht“, erklärt Hartwig.

Unter seiner Leitung seien wunderbare Ausstellungen wie „Wolkenkratzer des Mittelalters“, „Bärenkult und Schamanenzauber“ oder die jüngste abgelaufene Ausstellung „Odin, Thor und Frejya“ entstanden. Internationale Beachtung fand unter anderem seine Schau „Königinnen der Merowinger“ (2012/13) mit der Präsentation des spätmerowingischen Kinderdoppelgrabes aus dem Dom. Der spektakuläre Fund der Skelette und Grabbeigaben stamme zwar bereits aus älteren Grabungen, die das Denkmalamt durchführte, habe aber durch Prof. Dr. Wamers Forschungen eine bedeutende Interpretationserweiterung im Kontext des Merowingischen Hochadels erfahren. Die Kulturdezernentin dankte Prof. Dr. Egon Wamers für fast 40 Jahre im Dienst der Stadt.

Wamers wird die Neu-Präsentation des archäologischen Denkmalensembles auf dem Domhügel bis zur Fertigstellung 2018 – über seine aktive Dienstzeit hinaus – begleiten. Dr. Carsten Wenzel übernimmt ab dem 1. Juli die Interimsleitung des Hauses, ab dem 1. Januar 2018 wird Dr. Wolfgang David das Archäologische Museum leiten.

Foto: © deutschlandradiokultur.de

Info:
Hg.Peter Fasold, Liane Giemsch, Kim Ottendorf, Daniel Winger, FORSCHUNGEN IN FRANCONOFURD, Festschrift für Egon Wamers zum 65. Geburtstag, Verlag Schnell+Steiner, 2017