c kadmosEine gute Werbeidee sollte man durch Veröffentlichung belohnen

Wolfram Burckhardt & das Team des Kulturverlag Kadmos

Berlin (Weltexpresso) - Was ist das, war die erste Reaktion, als wir das Bild und den dazugehörigen Text sahen und ihn dann lasen. Und die zweite sogleich, das gehört in die Zeitung. Denn es ist ja an alle gerichtet. Die Redaktion

Tiere in der Großstadt sind ja durchaus ein gewohnter Anblick. Dennoch staunte ich nicht schlecht, als ich in meiner Funktion als Arbeitstier meinen Bau verließ –  es muss gegen 21.00 gewesen sein – und einem unerwarteten Gast begegnete. Ein Fuchs trabte den Bürgersteig entlang, nickte mir kurz zu, als wolle er mir sagen: Hallo Kollege, auch noch am Arbeiten?

Es muss offenbar derselbe Fuchs gewesen sein, der am Hauptbahnhof als Inspiration eines großformatigen Graffitis gedient hat: „Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss.“ Plötzlich war meine Schreibblockade dahin: „Ein Verleger muss tun, was ein Verleger tun muss!“ – also, meist etwas  verlegen, von seinen verlegten Büchern erzählen: Denn Schreiblockade heißt nicht Schaffenspause.

Seit November ist jede Woche bei uns ein neues Buch erschienen, getreu dem Motto. Ein Buch die Woch’ / Herrje, wer liest das noch“ – aber dafür gibt es ja jetzt die Wissenschaftsschranke ... Aber wie 25 Bücher vorstellen? Hier ist guter Rat teuer, wäre mir nicht vor kurzem ein apokryphes Fragment in die Hände gefallen, das als der „Turmbau zu Moabit“ bekannt ist:

1) Alle Autoren hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.
2) Als sie vom Schreibtisch aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Moabit und siedelten sich dort an.
3) Sie sagten zueinander: Auf, lasst uns Buchstaben zusammenfügen, und fügen wir sie zusammen, dass sie Ziegeln gleichen. So dienten ihnen Buchdeckel als Steine und Buchblöcke als Mörtel.
4) Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen ... (Hier bricht das Fragment ab bzw. ist völlig unleserlich geworden.)

Das alles wäre wenig erwähnenswert, hätte es nicht gleichzeitig einen Sensationsfund eines anonymen AlkohKünstlers gegeben, der die Szenerie unter Einsatz seiner ganzen Kräfte und sonstiger Substanzen festgehalten hat.

Das Bild gibt Aufschluss über die kühne, fast grenzgängerische Himmelstürmerei, die nicht nur den Digital Art Natives vorbehalten ist. Bei genauem Betrachten lässt sich gut das Fundament Nach Szondi. 2. Auflage, Romanistik in Bewegung und Aus dem letzten Zimmer erkennen, auf dem der Turm zu ruhen scheint, aber auch andere tragende Stützen sind deutlich zu erkennen: Ränder des Archivs, Disneys Welt, Nach dem Animismus und Kulturheros gehören augenscheinlich dazu.

Neugierig machen Infame Menschen, Vom Versuch und der kryptische Titel Gehen, der in schlanker Kursiva gehalten ist. Deutet sich hier etwa an, dass im Gehen realisierte Raumordnungen als Produkte einer signifikanten kulturellen Praxis oder Kodierung gelesen werden können? Fein, aber offenbar schon im Stratosphärischen ist Äther und Information zu erkennen, nur noch übertroffen vom Gipfeltitel Kafkas »Proceß« und die Satellitentexte, während das kritische Potential unzweifelhaft erkennbar ist in Hier und anderswo, Humboldt-Forum, der Kampf um die Kulturwissenschaft oder Extreme Erfahrungen. Kaum erkennbar, aber über Goethe um 1900 eingeordnet ist Berlin, absolute Stadt, das auch andere, wie etwa den Rezensenten der FAZ zu elogenhafter Betrachtung bewogen hat. Es ist die Gleichzeitigkeit von Stadt und Mensch, die Einheit von technischem und mentalem Wandel, die in den Vorstellungen der Zeitgenossen, ob bewundert oder verpönt, den Charakter Berlins und der BerlinerInnen ausmacht(e) und ihn somit auch für die Statik des Turms unverzichtbar macht.

Zum Gipfel hin fallen auch etwas entschleunigende Titel ins Auge. Mag sich etwa hinter der Analogen Nostalgie schon der Vorbote zu »Analog ist das neue Bio« abzeichnen? Aber Vorsicht vor zu schnellem Verstehen: Die Teufelin steckt im Detail. Wer jedenfalls einen Überblick über den gegenwärtigen Stand gendergerechter Sprache & das Deutsch der Geschlechter bekommen möchte, wird in diesem Buch fündig werden, oder um mit dem im Band vertretenen Niklas Luhmann zu sprechen: »Das Problem hat schon manche Glosse auf sich gezogen, aber es ist zu ernst, als dass man es den Linguisten überlassen dürfte.« Und so geben wir die schwarze Peterin einfach an Sie, geneigte Leser*Innen, LeserInnen, Leser und Leserinnen weiter. Mögen Sie uns überschütten mit Anfragen nach Rezensionsexemplaren & Bestellungen.

Damit der »Turmbau zu Moabit« in Zukunft nicht im Elfenbeinturm bleibt, finden Sie den @KadmosVerlag jetzt auch auf Twitter.

Mit besten Grüßen
Ihr Wolfram Burckhardt & das Team des Kulturverlag Kadmos
Claudia Oestmann, Florian Snigula, Christine Würll & Wolfram Burckhardt


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