Bergen-Enkheim feiert neuen Stadtschreiber und Berger Markt ab 4. September, Teil 1/2
Felicitas Schubert und kus
Bergen-Enkheim (Weltexpresso) - Als das Stadtschreiberamt in Bergen-Enkheim eingeführt wurde, war Bergen, hoch hoben auf der Höhe, noch Teil des Landkreises Hanau. Dann wurde Bergen eingemeindet und heißt mit dem Schwesternort Enkheim zu Füßen von Bergen nun Frankfurt Bergen-Enkheim, was so klingt, als sei es immer schon so gewesen.
Das muß man den Heutigen, die Bergen-Enkheim nur als Vorort oder Stadtteil von Frankfurt kennen, extra dazusagen.
Und über den Stadtschreiberpreis gibt es viel zu sagen, der wohl der erste der Bundesrepublik war. Weiter unten Hintergrundinformationen. Dieses Jahr wird Thomas Melle der neue Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. Wir berichteten darüber. Er erhält am Freitag, 1. September, um 19 Uhr, den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ im Festzelt auf dem Berger Marktplatz.
Als 44. „Amtsinhaber“ wird Melle für ein Jahr im Stadtschreiberhaus in Bergen wohnen und arbeiten können. Außer dem Wohnrecht erhält er ein Preisgeld von 20.000 Euro. Er tritt die Nachfolge von Sherko Fatah an. Sherko Fatah hält eine Abschiedsrede und übergibt symbolisch den Schlüssel für das Stadtschreiberhaus an seinen Nachfolger, der sich mit einer Antrittsrede dem Publikum vorstellt.
Hintergrundinformationen zum Stadtschreiberpreis
Der Stadtschreiberpreis der ehemals selbstständigen Stadt Bergen-Enkheim, seit 1977 nach Frankfurt am Main eingemeindet, wurde 1974 erstmals vergeben und war der erste im deutschsprachigen Raum. Er hat inzwischen viele Nachahmer gefunden. Die Bedeutung des Preises resultiert aus der Auswahl der Autoren und ihrer herausragenden Bedeutung für die deutschsprachige Literatur.
Der „Erfinder“ des Stadtschreiberamtes war der Schriftsteller Franz Joseph Schneider, Bergen-Enkheimer Bürger und Gründungsmitglied der legendären „Gruppe 47“.
Es war seine Idee, freien Schriftstellern die Möglichkeit zu geben, ein Jahr lang finanziell sorgenfrei zu leben.
„Sein Einfall war so großartig wie verblüffend einfach. Die Kommunen sollten, so schlug er mutig vor, das symbolische Amt eines Stadtschreibers schaffen und finanzieren. Und es gelang ihm, die Kommunalpolitiker seines Wohnortes, eben Bergen-Enkheim, für den Gedanken zu gewinnen“. (Marcel Reich-Ranicki 1984 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)
Mit der Annahme des symbolischen Amtes sind keinerlei Verpflichtungen verbunden. Er beinhaltet die Überlassung des Häuschens „An der Oberpforte 4“ für ein Jahr einschließlich aller Nebenkosten und ein Preisgeld von derzeit 20.000,- Euro.
Seit 1974 haben sich die Bergen-Enkheimer ihre Autoren im wahrsten Sinne „erlesen“ – abgesehen von persönlichen Begegnungen bei Veranstaltungen. Zudem gibt es seit 1978 einen Volkshochschulkurs, der sich mit den Werken der Preisträger auseinandersetzt. Der Stadtschreiber hat auch die Möglichkeit selbst Schriftsteller zu Lesungen nach Bergen-Enkheim einzuladen.
„Literatur als Volksfest“ ist das Motto der jährlichen Amtseinführung im Festzelt auf dem Berger Marktplatz mit literarischen und politischen Reden, u.a. von Max Frisch, Walter Jens, Alfred Grosser oder Adolf Muschg. Sie findet traditionell am Freitag vor der Eröffnung des Berger Marktes statt und bildet einen Höhepunkt des Festes.
Die Reden der Stadtschreiberfeste ab 2003 finden Sie auf der Webseite des Ortes. Am Abend jedes Stadtschreiberfestes werden die Redetexte dort veröffentlicht.
Auf der Webseite kann man auch das Video mit Impressionen aus dem Festzelt von Rhein Main TV sehen. Die hatten im Jahr 2012 über das Stadtschreiberfest berichtet.
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine neunköpfige Jury, bestehend aus drei anerkannten Persönlichkeiten des Literaturwesens, dem Preisträger des Vorjahres, vier sachkundigen Bürgern aus Bergen-Enkheim, sowie der Ortsvorsteherin des Ortsbezirks 16 als Juryvorsitzende.
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Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtschreiber_von_Bergen