Feierliche Überreichung des Goethepreises 2017 im Kaisersaal des Frankfurter Römers, Teil 2/3
Claudia Schulmerich und Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In einem Festakt wurde am Montag, 28. August, im Kaisersaal des Frankfurter Römers der alle drei Jahre vergebene Goethe-Preis an die französische Theaterintendantin und Regisseurin Ariane Mnouchkine verliehen.
Den in ihrer Abwesenheit – vgl. nächster Artikel - verliehenen Preis haben Mitglieder des „Théatre du Soleil“ stellvertretend für die Preisträgerin entgegen genommen, das Dankeswort sprach im Namen von Ariane Mnouchkine im Kaisersaal Francois Duplat, während die Preisträgerin selbst in einer Videobotschaft aus Japan direkt Dankesworte - vgl. ebenfalls nächster Artikel - sprach.
Begonnen hatte es mit einer musikalischen Einleitung, wobei – große Freude – Vier kurze Studien für Violoncello solo von Bernd Alois Zimmermann (1918-1970) von Eva Böcker geboten wurden, während Jaan Bossier, beide vom Ensemble Modern, den musikalischen Ausklang mit Olivier Messiaens (1908-1932) Abime des oiseaux mit der Klarinette brachte.
Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte in seinem Grußwort die herausragende Bedeutung der Preisträgerin für das Theater der späten Nachkriegszeit bis heute: „Ariane Mnouchkine ist eine Zauberin, die das Theater im Vertrauen auf seine Tradition neu erfunden hat; dafür gebührt ihr zurecht der Goethepreis der Stadt Frankfurt des Jahres 2017.“
Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, Ina Hartwig, hob die Bedeutung des europäischen Gedankens in der diesjährigen Auszeichnung hervor: „Dass die Stadt Frankfurt den Goethe-Preis des Jahres 2017 an eine französische Künstlerin verleiht, ist auch ein Bekenntnis zu Europa als einer Kulturnation.“
Die Laudatio hielt der Frankfurter Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Rembert Hüser, der erst einmal den Bezug bei Goethe suchte und Gemeinsamkeiten des Namensgeber des Preises und der Preisträgerin herleitete. „...wie die Arbeiten von ihr, die wir im Schlaf aufzählen könnten, angefangen mit ihren Auseinandersetzungen mit der Französischen Revolution, die Mnouschkine aus dem Effeff kennt. Wie das legendäre „1789 – Die Revolution muß bei vollkommenem glück enden“ von 1970/71 zum Beispiel, mit dem das theater auf einmal in ganz andere Gänge kam, das die Französische Revolution auf mehreren Büchnen in einer Reihe von Vignetten mit auch schonmal mehrereren Erzählern zugleich aus der Perspektive des Volkes erzählt.“ Mit den gebündelten Kupferstichen und der szenischen Einrichtung übereck sind wir unmittelbar am Puls von Arbeit und Zeit.“
Der Goethe-Preis wird alle drei Jahre am Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes, in der Regel am 28. August, in der Paulskirche an eine Persönlichkeit verliehen, „die durch ihr Schaffen bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist“. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.
Das Kuratorium setzt sich in diesem Jahr neben den ständigen Mitgliedern (dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, dem Stadtverordnetenvorsteher, der Kulturdezernentin, dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, der Präsidentin der Goethe-Universität und der Direktorin des Freien Deutschen Hochstiftes) aus der Dichterin Monika Rinck, dem Schriftsteller Marcel Beyer und Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Jürgen Kaube zusammen.
Die letzten Preisträger waren 2002 Marcel Reich-Ranicki, 2005 Amos Oz, 2008 Pina Bausch, 2011 Adonis und 2014 Peter von Matt. Frühere Preisträger waren unter anderem Sigmund Freud (1930), Hermann Hesse (1946) und Thomas Mann (1949). Erster Goethepreisträger war im Jahr 1927 Stefan George.
Fortsetzung folgt
Foto: Verleihung des Goethepreises an die abwesende Theaterintendantin Ariane Mnouchkine ©