Überreichung des Preises im Frankfurter Römer an Karola Gramann und Heide Schlüpmann
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Rahmen einer Feierstunde hat die Binding- Kulturstiftung gestern den mit 50.000 Euro dotierten Binding-Kulturpreis 2017 an die Kinothek Asta Nielsen verliehen. Die Ehrung fand im Beisein des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann im Kaisersaal des Römers statt.
Rosely Schweizer überreichte den Preis als Vertreterin der Unternehmerfamilie Oetker an die Mitbegründerinnen der Kinothek, Karola Gramann und Heide Schlüpmann.
Mit der Kinothek Asta Nielsen, gegründet im Jahr 1999, hat sich das Kuratorium der Binding- Kulturstiftung für einen Frankfurter Verein entschieden, der sich für den Erhalt der Filmgeschichte in ihrer Vielfalt einsetzt. Die Kinothek Asta Nielsen rettet mit geringen Mitteln und erheblichem Einsatz Filmkunst, die durch das Raster der aktuellen Filmbetrachtung fällt und in Vergessenheit zu geraten droht.
Der Verein widmet sich vor allem der Filmarbeit von Frauen in Geschichte und Gegenwart, dokumentiert sie und macht sie im Kino wieder erfahrbar. Dazu gehören Filme aus der Anfangszeit des Kinos und experimentelle Filme. Die Kinothek Asta Nielsen hat eine eigene Sammlung von Super 8- und 16mm-Filmen aufgebaut und erarbeitet maßgebliche Publikationen zur Filmgeschichte, etwa das zweibändige Standardwerk zu ihrer Namensgeberin Asta Nielsen. Durch ihr enormes Fachwissen sind ihre Mitbegründerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann europaweit gefragte Expertinnen für Filmkunst.
Die Kinothek Asta Nielsen leiste mit all diesen Aktivitäten einen unschätzbaren Beitrag zur Errettung des Filmerbes und werde deshalb in diesem Jahr mit dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet, so die Jurybegründung unter dem Vorsitzenden Professor Dr. Felix Semmelroth.
Die feierliche Laudatio hielt Verena Lueken, Film- und Literaturkritikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Das Kino ist eine Kunstform und gleichzeitig eine Kulturtechnik. Sie nicht verloren zu geben in der Welt der digitalen Bilderfülle, in der wir leben, wie es die Kinothek Asta Nielsen tut, das ist keineswegs eine rückwärtsgewandte Sehnsucht, sondern neben der Lust auch ein Stück Widerstand. Es ist eine Haltung, die für eine bestimmte Qualität von Publikumserfahrung eintritt.“
„Dass sich die kompetente Jury dieses Jahr für die Auszeichnung der Kinothek Asta Nielsen entschieden hat, freut mich ganz besonders; denn damit hat sich das Kuratorium der Binding- Kulturstiftung für einen Frankfurter Verein entschieden, der seit seiner Gründung im Jahr 1999 daran arbeitet, die Filmgeschichte in ihrer Vielfalt zugänglich zu machen, zugänglich zu halten, zu präsentieren und zu feiern. Mit geringen Mitteln und erheblichem Einsatz rettet er ein Stück Filmgeschichte, der im Mainstream der Geschichtsschreibung und Restaurierungsbemühungen verloren zu gehen droht“, lobte Oberbürgermeister Peter Feldmann die Jury-Entscheidung.
Feldmann bezeichnete die Arbeit der Kinothek Asta Nielsen als hervorragendes Beispiel, wie vernetzte Kulturarbeit funktioniert und was man Großartiges auf die Beine stellen kann, wenn man Synergien nutze.
Im Rahmen der Preisverleihung gab es außerdem unter dem Titel „Die Nielsen trinkt“eine kleine filmische Revue, die am Flügel von Elvira Plenar begleitet wurde. Mit dieser wichtigen Förderung der Kulturszene in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet unterstreicht die traditionsreiche Binding-Brauerei ihre enge Verbundenheit zu ihrer Heimatregion.
Foto: Otto Völker (Vorstand der Binding-Brauerei), Rosely Schweizer (Vertreterin der Unternehmerfamilie Oetker), Karola Gramann und Heide Schlüpmann (Kinothek Asta Nielsen e.V), Peter Feldmann (Oberbürgermeister) (v. l) © binding.de
Info:
Mitglieder des Kuratoriums
Vorsitz: Prof. Dr. Felix Semmelroth
Musik: Dr. Andreas Bomba (Hessischer Rundfunk)
Literatur: Verena Lueken und Hannes Hintermeier (Frankfurter Allgemeine Zeitung) Theater: Peter Michalzik (Frankfurter Rundschau)
Bildende Kunst: Dr. Julia Voss (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Preisträger des Binding-Kulturpreises
2017 Kinothek Asta Nielsen
2016 Verlag Schöffling & Co.
2015 Max Hollein
2014 Verlag der Autoren
2013 Das Jazz-Duo Heinz Sauer und Michael Wollny
2012 Atelier Goldstein
2011 Willy Praml
2010 Dr. Günther Rühle
2009 Das Freie Deutsche Hochstift / Frankfurter Goethe Museum
2008 Heiner Goebbels
2007 Michael Quast
2006 Die Architekturklasse der Städelschule und Professor Ben van Berkel
2005 Literaturhaus Frankfurt e.V.
2004 Professor Dr. Hans Günther Bastian und Karl Rarichs
2003 Die Kernmitglieder der „Neuen Frankfurter Schule“: F.W. Bernstein, Bernd Eilert, Robert Gernhardt, Peter Knorr, Chlodwig Poth, Hans Traxler und Friedrich Karl Waechter
2002 Die Maler der Quadriga: Karl Otto Götz, Heinz Kreutz, Otto Greis und Bernard Schultze
2001 Stroemfeld-Verlag Frankfurt/Basel
2000 Cäcilien-Chor, Frankfurter Singakademie und Frankfurter Kantorei
1999 Künstlerhaus Mousonturm
1998 Professor Kasper König
1997 Thomas Bayrle, William Cochran, Wolfgang Deichsel
1996 Ensemble Modern
Der Binding-Kulturpreis
Seit 1996, dem Jahr des 125-jährigen Jubiläums der Binding-Brauerei, würdigt die Binding-Kulturstiftung alljährlich Kulturschaffende aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet. Die Satzung der als gemeinnützig anerkannten Binding-Kulturstiftung sieht vor, dass mit dem Binding-Kulturpreis herausragende Künstler oder kulturelle Einrichtungen in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet ausgezeichnet werden, deren Wirken und Schaffen über die Region hinaus Aufmerksamkeit und Anerkennung finden. Der mit 50.000 Euro dotierte Binding-Kulturpreis ist einer der höchstdotierten Kulturpreise Deutschlands. Mit dieser wichtigen Förderung der Kulturszene in und um Frankfurt unterstreicht die traditionsreiche Binding-Brauerei einmal mehr ihre enge Verbundenheit zu ihrer Stadt und ihrer Heimatregion.
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