arch e1 vathAusstellung: GÖTTER DER ETRUSKER im Archäologischen Museum Frankfurt bis zum 4. Februar 2018, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Manchmal kommt halt alles zusammen, wie diese Ausstellungseröffnung zu Zeiten der Buchmesse, die zwar Sonntag zu Ende ging, aber noch vielfältig aufgearbeitet werden muß. Deshalb folgen heute zumindest erste Teile über diese hinreißende Ausstellung im Archäologischen Museum, die nach 29 Jahren erstmals wieder DIE ETRUSKER nach Frankfurt bringt.

Noch dazu mit zwei Besonderheiten. Die Gottheiten der Etrusker sind überhaupt niemals in Ausstellungen gesondert behandelt worden. Die etruskischen Götter zeichnet aus, daß es in dieser Kultur auch Götter in der Unterwelt gibt. Götter mit einem Totenkult, die man sich als sogenannte chtonische, also UnterderErdeGötter direkt unterhalb der Erdoberfläche vorstellte – und nicht solche Wesen wie den christlichen, besser: unchristlichen Teufel, der Herr der Hölle, die keinen anderen Ort kennt, die auf jeden Fall nicht dasselbe ist wie das Totenreich, sondern nur die Stätte für die toten Sünder und solche Kreaturen wie den Krampus als Hilfssheriff. Aufweist. Außerdem ist bis heute nicht geklärt, inwieweit die Etrusker Griechisches in ihre Götterwelt aufnahmen, erst recht Römisches, wie umgekehrt sich die spannende Frage stellt, welche Gottheiten die Integrationsweltmeister in Richtung Götter, die Römer, eventuell von den Etruskern ausgeliehen, übernommen, eingegliedert haben.

Gerade weil es in der Folge nur um die Etruskischen Götter zwischen Himmel und Unterwelt geht, ist es ganz interessant, die Rolle von Göttern der Unterwelt kurz in anderen Kulturen zu streifen, damit man dann die der Etrusker besser einordnen und bewerten kann. Fangen wir mit Mesopotamien geschichtlich früh an, wo es in der KURNUGIA, der dortigen Unterwelt, einen NERGAL und seine Gattin ERSCHKIGAL gibt. Auch im Altsyrischen gibt es einen Totengott namens MOT. Im Alten Ägypten gab es eine gutbestückte Götterwelt , von denen Osiris und Anubis, Totenbegleiter und Gott des Einbalsamierens weithin bekannt sind. Für die Römer gilt Pluto als Unterweltsboß, den sie vom griechischen Hades abgeschaut haben. Die Götter der Unterwelt werden nur zum Teil hinsichtlich ihrer speziellen Tätigkeit wie Führung ins Totenreich differenziert.

Auch die Kelten und die Gallier hatten Gottheiten für die Unterwelt, was sich auch für außereuropäische Religionen fortsetzt. Besonders interessant sind die altmexikanischen, also Indiovarianten, wo Xipe Totec der bekannteste aztekische Gott des Totenreichs ist, das Mictlan heißt. An Xipe Totec kann man auch gut die gesellschaftliche Funktion der Götter in der Unterwelt erkennen. Denn er ist auch der Gott des Frühlings, wo die Natur eine Wiederbelebung erfährt und alles von vorne beginnt, weshalb das grausame Ritual des Xipe Totec die Natur nachahmt, wo erst einmal das Alte wegstirbt, damit Neues beginnt, wobei dies mit Menschenopfern zelebriert wurde, denen man im Frühling die Haut abzog, damit Platz für Neues ist, weshalb Xipe Totec übersetzt auch ‚der Gehäutete‘ bedeutet.

Diese Abschweifung war nötig, um deutlich zu machen, daß alle Kulturen, die die Erde bearbeiten, diese Erde sich als die Grenze zwischen Irdischem und der Unterwelt vorstellen, genauso wie oben im Himmel oder auf den Spitzen der höchsten Berge die Weltgottheiten thronen. Nachzutragen ist, daß es bei den Maya in der Unterwelt Xibalbá gibt und auch im hinduistischen und buddhistischen Religionskreis entsprechende Gottheiten vorhanden sind

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Nun also zu den Etruskern und der oben angekündigten zweiten Besonderheit. Die liegt darin, daß diese Frankfurter Schau mit zahlreichen hochrangigen archäologischen Leihgaben aus Nord- und Mittelitalien bestückt ist, die zudem zum großen Teil überhaupt noch nie ausgestellt waren und die die vorhandene Sammlung des Frankfurter Archäologischen Museums glänzend bereichern. Das war nur möglich, weil sich zwei italienische Museen besonders beteiligt hatten: das Museo Archeologico Nazionale Florenz, das Museo Etrusco Guarnacci Volterra sowie staatlichen Aufsichtsbehörden, die sich um Archäologie kümmern und woher auch das Konzept dieser Ausstellung herrührt, deren Kuratoren Museumsleiter Carsten Wenzel und Natascha Bagherpour Kashani als für den Bereich Zuständige sind.

Die ausgestellten Objekte sind zum einen Grabfunde, die deutlich machen, daß man sich bei den Etruskern den Tod als eine Reise ins Jenseits vorstellte, die Essen und Trinken benötigte, weil sich Leben im Tod fortsetzte, also ein unbestimmtes Weiterleben vorgestellt wurde. Es sind zum anderen Objekte aus Heiligtümern (Stichwort: Votivgaben), wo man den Göttern opferte, um sie sich gewogen zu machen. Dabei sind besonders die Rituale interessant, wie sich die Menschen dessen vergewisserten, was die Götter von ihnen erwarteten, wie sich also Menschen verhalten sollten, damit die Götter die Ernte gut werden ließen oder sie in einer kriegerischen Auseinandersetzung zum Sieg führten, was die großen Ziele sind, aber natürlich gab es auch die kleinen Anfragen an die Götter, die von den Priestern dann grob in zwei Methoden beantwortet wurden.

„Gentes ante omnes alias eo magis dedita religionibus, quod excelleret arte colendi eas – Mehr als alle anderen Völker hielt es auf seine religiösen Bräuche, weil es in der Kunst, sie zu vollziehen, Meister war“.

Das ist eine Zuschreibung des Titus Livius, des römischen Historikers, die man in der Ausstellung als ganz spezielle Beziehung der Etrusker zur göttlichen Sphäre erkennen kann, wobei die technische Ebene von den Priestern vollzogen wurde, die auf den Abbildungen durch ihren Krummstab – das ist die falsche, weil christliche Bezeichnung für diesen Haken, der tatsächlich von den Christen als Hirtenstab der Bischöfe übernommen wurde – hervorstechen. Die Priester waren es, die Phänomene wie Vogelflug (Auspizien) oder Blitze (Fulguraldisziplin) oder Leberschau(Haruspizium) interpretierten.

Fortsetzung folgt

Fotos: Das fragmentarische Relief stellt die Dämonin Vanth dar. Männliche und weibliche Unterwelt-Dämonen fungierten als Türwächter und Begleiter zum Schutz der Toten auf ihrer Reise in das Jenseits. Toskana, Grab der Vipinana; Nenfro (Vulkangestein); Ende 4. Jh. v. Chr.; Florenz, Museo Archeologico Nazionale
© Archäologisches Museum Frankfurt

Info:

Ausstellung bis 4. Februar 2018