arch e2votivAusstellung: GÖTTER DER ETRUSKER im Archäologischen Museum Frankfurt bis zum 4. Februar 2018, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn im Frankfurter Archäologischen Museum die letzte Ausstellung über die Etrusker vor 29 Jahren stattfand, das wäre das Jahr 1988, so haben doch in vielen Museen hierzulande und in anderen Ländern die Kultur der ETRUSKER seit langem Hochkonjunktur.

Wenn man selber seine eigene Bibliothek im Bereich der Archäologie und Kulturen anschaut, dann fällt ebenfalls eine Dominanz der ETRUSKER auf, und erinnert man sich an das Archäologiestudium, waren einfach die ETRUSKER besonders positiv besetzt. Und dann gibt es das bekannte Phänomen von Kreuzfahrtschiffen im Mittelmeer und seinem Teilstück, dem Tyrrenischen Meer. Bei den Tagesausflügen stellt man beim Anlegen dieser Riesenschiffe beispielsweise in Neapel fest, daß sich mehr Gäste als sonst für die Ausflüge eintragen, die ins Stammland der Etrusker gehen, die hier noch bedeutende Nekropole haben. Die wenigsten wissen vorher davon, denn für Deutsche findet das Stammland der Etrusker allein weiter nördlich, Richtung Toskana statt, in Volterra.

Volterra ist für die spätere Zeit nicht falsch, aber als alleinige Ansiedlung eben doch ungrichtig, denn wenn man von den Etruskern und ihrem Dasein im Italien von dazumal spricht, gilt ETRUSKER – Stammland fast für ganz Italien, wenn man an den Beginn vor rund 900 Jahren, dann mit gesicherten Funden von vor 800 Jahren bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. denkt, wo die Etrusker im heutigen Latium, Umbrien und der Toskana lebten. Ihre Blütezeit war zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert v.Chr., in dieser Zeit optimierten sie ihren kultisch zusammengehaltenen Zwölfstädtebund.

Diese Städte gibt es bis heute: Arezzo, Ceveteri, Chiusi, Cortona, Orvieto, Perugia, Populonia, Tarquinia, Veji, Vetulonia, Volterra, Vuci. Die Kultur, das Volk werden ETRUSKER genannt nach dem lateinischen Etrusci, was auf Griechisch Τυρσηνοί Tyrsenoi genannt wurde, dem übrigens das Tyrrhenische Meer seinen Namen verdankt. Und die ETRUSKER wiederum verdanken den Griechen viel. Auch ihre Schrift. Grob gesprochen sind sie ein Bindeglied zwischen Griechenland und Rom. Dazu noch mehr. Bedenkt man, daß die Etrusker von sich selbst als RASENNA sprachen, sich dies aber nicht tradiert hat, sondern der lateinische Begriff überlebte, so erkennt man darin auch das Ende der etruskischen Kultur und Bevölkerung, die einfach in der römischen nach und nach aufgegangen sind, von ihr geschluckt wurden, bis alles Eigenstände integriert oder verworfen und vergessen war.

Die Etrusker sind als kulturgeschichtliches Thema also beliebt. Wir erwarten in Karlsruhe ab Dezember eine große ETRUSKER-Ausstellung „Weltkulturen im antiken Italien“, wo der Katalog aus dem Theiss Verlag schon vorliegt, den wir vorstellen werden. Im Aschaffenburger Pompejanum ist vorgestern eine ETRUSKER-Ausstellung VON VILLANOVA BIS ROM zu Ende gegangen, die hauptsächlich toskanische Schätze zeigte und auch in Schaffhausen am Rhein gibt es derzeit eine ETRUSKER-Ausstellung, „Etrusker. Antike Hochkultur im Schatten Roms.“ , die das 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. vorstellt. Dazu gibt es einen Katalog aus dem Philipp von Zabern Verlag, den wir ebenfalls vorstellen werden, weil die so sehenswerte Frankfurter Ausstellung nur einen Nachteil hat: es gibt wegen der kurzen Vorbereitungszeit keinen Katalog, also auch keine nachlesbaren wissenschaftlichen Forschungsergebnisse und etwaigen Neubewertungen im Zusammenhang mit den ausgestellten Stücken. Sicher helfen diese Kataloge zur Vertiefung.

Bei solchen Interesse für die Etrusker, bei so vielen Ausstellungen war eine folgerichtige Frage an die Kuratorin der Frankfurter Schau, Natascha Bagherpour-Kashani, warum die Etrusker so beliebt sind, was diese auch klar beantworten konnte. Die Bewunderung und die so positive Resonanz auf die Kultur der Etrusker rührt schon aus römischen Zeiten her. Ihnen galten die ETRUSKER als Vorläufer, als gebildete Vorbilder, die zudem eine untadelige Lebensführung hatten, denn ihr Leben war durchdrungen von ihrer Religiosität. Dies galt nicht nur für das diesseitige Leben; das Leben nach dem Tod wurde noch wichtiger. Fast kann man sagen, daß die Angst herrschte, die Toten könnten auf die Erde zurückkehren, ins Diesseits wollen, weshalb man es ihnen im Jenseits so schön wie möglich machen wollte, wovon die fast heiteren Nekropolen im Latium zeugen, die großzügig wie Häuser im Inneren gestaltet sind, mit Inneneinrichtungen und noch Überbleibseln, was ihnen auf die Reise durch die Unterwelt mitgegeben wurde.

Wir sind also im Totenreich, das von Göttern gleichzeitig überwacht und beschützt wurde, weshalb den Göttern der Unterwelt, deren weltüberspannende Bedeutung im ersten Beitrag aufgezeigt wurde, eine so große Rolle zukam, womit wir im Zentrum der Frankfurter Ausstellung angekommen sind, deren herausragende Objekte in den nächsten Artikeln eine Rolle spielen. Dazu gehören auch die Grabfunde des Frankfurter Keltenfürsten aus der Zeit um 700 v. Chr., aus italienischen Werkstätten stammende Bronzegefäße und in der Sammlung des Museums zu Hause.

Fortsetzung folgt

Fotos: Vier Votivstatuetten. Die vier Statuetten stammen aus dem Votivdepot beim Brunnen von Docciola (Fonte di Docciola), einer der Hauptwasserquellen der Stadt Volterra, und stellen opfernde Frauen und Wasserträger dar, die wohl als jugendliche Diener für den Wassertransport einem besonderen Berufsstand angehören oder bei Opferritualen helfen. Volterra, Opferdepot von Docciola; Bronze; Ende 4.–1. Hälfte 3. Jh. v. Chr.; Volterra, Museo Etrusco Guarnacci
©Archäologisches Museum Frankfurt

Info:

Ausstellung bis 4. Februar 2018