Sabine Zoller
Bad Liebenzell ( Weltexpresso) - Der „Stadtbüttel“ erklärt Wissenswertes beim Stadtrundgang zum Theaterstück „Die Lindenwirtin“ in Bad Liebenzell.
„Die Elektrizität ist aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Diese Tatsache wird den Menschen meistens erst durch Stromausfälle bewusst – dann, wenn im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr geht,“ so Ernst Heeskens. Der Stadtführer erläutert mit Leidenschaft die geschichtliche Entwicklung des Kurortes Bad Liebenzell, der erst 1901 ans Stromnetz angeschlossen wurde und somit elektrisches Licht Einzug in die Haushalte hielt.
Im Auftrag des Freien Theater in Bad Liebenzell bietet Ernst Heeskens (im Bild) eine historische Führung durch die Stadt. Dabei führt er die Besucher des Erlebnistheaters „Die Lindenwirtin“ vorbei an historischen Gebäuden und vermittelt Wissenswertes aus der Zeit, als der Kurort einen rasanten Ansturm an Besuchern erlebte. „Waren es um 1897 lediglich 800 Gäste die unser Liebenzell besuchten, so konnten im Jahr 1907 bereits 3.600 Fremde gezählt werden.“ Sichtlich stolz nennt Heeskens die Zahl von 450 Prozent, also das 4,5-fache an Besuchern die binnen zehn Jahren das beschauliche Liebenzell zu einem attraktiven Kurort verwandelten.
„Es wurde investiert, denn die Fremden, wie damals die Gäste noch genannt wurden, mussten untergebracht und verköstigt werden.“ 1906 entstand das heutige Rathaus zunächst als Logierhaus und wurde vom Wirt der „Sonne“ als Gästehaus erbaut. „Das war damals ein modern eingerichteter Bau, denn er hatte Komfort“, so Heeskens, der darüber zu berichten weiß, dass der findige Wilhelm Deker in seiner Mühle neben dem Kurbad ein Elekrtizitätswerk eingerichtet hat, wodurch er den Strom nach Liebenzell liefern konnte. „Vor knapp einhundert Jahren stand man ohne Kerzenlicht im Dunkeln da. Tagesabläufe waren fest an die jeweilige Tageszeit gebunden. Heute haben wir elektrisches Licht und sind daher bei unseren Tagesabläufen unabhängig von der Uhrzeit.“
Gerne berichtet Heeskens über die Zeit um 1900, die im Theaterstück „Die Lindenwirtin“ eindrucksvoll zu erleben ist. Um das Zeitgeschehen rund um die Jahrhundertwende erlebbar zu machen, nennt Heeskens bei seinem Rundgang weitere Details: „Just in der Zeit, in der das Theaterstück der Lindenwirtin spielt, hat die Stadt Liebenzell große Teile des Burgbergs gekauft und bequeme Wanderwege erstellen lassen. Damit konnten die Damen mit ihren bodenlangen Gewändern den Aufstieg zu schönen Aussicht zu Fuß oder auch per Eselsritt bequem bewältigen.“
Als touristische Attraktion wurde der Burgberg schon damals samt Ruine beleuchtet – „man hatte ja Strom!“ Zudem standen den Gästen im Erdgeschoss des ehemaligen städtischen Rathauses in der Oberstadt ein Leseraum mit Tageszeitungen, Zeitschriften und Unterhaltungslektüre zur Verfügung. Ein bis zwei Mal wöchentlich gab es Abendkonzerte, denn „die Liebenzeller hatten eine eigene Kurkapelle!“ Um diese luxuriösen Errungenschaften zu erwirtschaften wurde die Kurtaxe eingeführt. Ein Reiseführer aus dem Jahr 1914 gibt Auskunft darüber: Vom 01. bis 31. Mai war für eine Woche Aufenthalt in Liebenzell zwei Mark Kurtaxe zu bezahlen. Im Vergleich dazu kostete die Kurtaxe in Bad Wildbad im Jahr 1909 schon 3 Mark und erhöhte sich in den Monaten Juni, Juli und August auf 4 Mark. Ein Dienstmann verdiente zur selben Zeit für „jede Stunde Dienstleistung gewöhnlicher Art 50 Pfennige“.
Durch den Fremdenverkehr veränderte sich die Stadt und mit der Elektrizität wurden die Menschen unabhängig vom natürlichen Tag- und Nachtrhythmus. Seit 1907 hatte Liebenzell eine elektrische Straßenbeleuchtung und vom Strom profitierten Hotellerie und Gasthäuser gleichermaßen. Kein Wunder also, dass sich im alten Ortskern von Liebenzell das „Gasthaus zur Linde“ einen luxuriösen Neubau mit exquisiten Jugendstilfenster mit dekorativ geschwungene Linien und Ornamenten in floralem Design leisten konnte. Der sogenannte „moderne“ Stil hatte in Liebenzell Einzug gehalten. Nach einer informativen Stunde mit Ernst Heeskens erleben die Besucher das Theaterstück „Die Lindenwirtin“ mit gänzlich anderen Augen. Sie tauchen ein in das Alltagsleben von Bürgern, Dienstboten und der resoluten Lindenwirtin vor absolut authentischer Kulisse in Liebenzells schönstem Jugendstilsaal und genießen Hausmannskost aus der Zeit um 1900.
Fotos: © Sabine Zoller
Info:
Die nächste Aufführung „Die Lindenwirtin“ ist am Sonntag, 19. November 2017 und startet mit einem Stadtspaziergang von der Unterstadt in die Oberstadt um 15.00 Uhr. Treffpunkt ist auf dem Marktplatz in Bad Liebenzell.
Karten für die Stadtführung können ab sofort unter 07052 933321 reserviert werden. Interessierte und Kurzentschlossene können sich auch noch am Tag selbst der Gruppe anschließen. Maximale Teilnehmerzahl: 50 Personen. Die Teilnahme inkl. Speisen kostet 25,00 € (Getränke sind nicht enthalten).
„Stadtbüttel“ Ernst Heeskens tägt zu den Stadtführungen die Tracht vom "Hinteren Wald". Diese Tracht wurde von der Trachtengruppe der Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins Bad Liebenzell getragen. Da diese Trachtengruppe seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv ist, schlüpft Stadtführer Ernst Heeskens in diese Tracht bei Burg- und historischen Stadtführungen.
„Es wurde investiert, denn die Fremden, wie damals die Gäste noch genannt wurden, mussten untergebracht und verköstigt werden.“ 1906 entstand das heutige Rathaus zunächst als Logierhaus und wurde vom Wirt der „Sonne“ als Gästehaus erbaut. „Das war damals ein modern eingerichteter Bau, denn er hatte Komfort“, so Heeskens, der darüber zu berichten weiß, dass der findige Wilhelm Deker in seiner Mühle neben dem Kurbad ein Elekrtizitätswerk eingerichtet hat, wodurch er den Strom nach Liebenzell liefern konnte. „Vor knapp einhundert Jahren stand man ohne Kerzenlicht im Dunkeln da. Tagesabläufe waren fest an die jeweilige Tageszeit gebunden. Heute haben wir elektrisches Licht und sind daher bei unseren Tagesabläufen unabhängig von der Uhrzeit.“
Gerne berichtet Heeskens über die Zeit um 1900, die im Theaterstück „Die Lindenwirtin“ eindrucksvoll zu erleben ist. Um das Zeitgeschehen rund um die Jahrhundertwende erlebbar zu machen, nennt Heeskens bei seinem Rundgang weitere Details: „Just in der Zeit, in der das Theaterstück der Lindenwirtin spielt, hat die Stadt Liebenzell große Teile des Burgbergs gekauft und bequeme Wanderwege erstellen lassen. Damit konnten die Damen mit ihren bodenlangen Gewändern den Aufstieg zu schönen Aussicht zu Fuß oder auch per Eselsritt bequem bewältigen.“
Als touristische Attraktion wurde der Burgberg schon damals samt Ruine beleuchtet – „man hatte ja Strom!“ Zudem standen den Gästen im Erdgeschoss des ehemaligen städtischen Rathauses in der Oberstadt ein Leseraum mit Tageszeitungen, Zeitschriften und Unterhaltungslektüre zur Verfügung. Ein bis zwei Mal wöchentlich gab es Abendkonzerte, denn „die Liebenzeller hatten eine eigene Kurkapelle!“ Um diese luxuriösen Errungenschaften zu erwirtschaften wurde die Kurtaxe eingeführt. Ein Reiseführer aus dem Jahr 1914 gibt Auskunft darüber: Vom 01. bis 31. Mai war für eine Woche Aufenthalt in Liebenzell zwei Mark Kurtaxe zu bezahlen. Im Vergleich dazu kostete die Kurtaxe in Bad Wildbad im Jahr 1909 schon 3 Mark und erhöhte sich in den Monaten Juni, Juli und August auf 4 Mark. Ein Dienstmann verdiente zur selben Zeit für „jede Stunde Dienstleistung gewöhnlicher Art 50 Pfennige“.
Durch den Fremdenverkehr veränderte sich die Stadt und mit der Elektrizität wurden die Menschen unabhängig vom natürlichen Tag- und Nachtrhythmus. Seit 1907 hatte Liebenzell eine elektrische Straßenbeleuchtung und vom Strom profitierten Hotellerie und Gasthäuser gleichermaßen. Kein Wunder also, dass sich im alten Ortskern von Liebenzell das „Gasthaus zur Linde“ einen luxuriösen Neubau mit exquisiten Jugendstilfenster mit dekorativ geschwungene Linien und Ornamenten in floralem Design leisten konnte. Der sogenannte „moderne“ Stil hatte in Liebenzell Einzug gehalten. Nach einer informativen Stunde mit Ernst Heeskens erleben die Besucher das Theaterstück „Die Lindenwirtin“ mit gänzlich anderen Augen. Sie tauchen ein in das Alltagsleben von Bürgern, Dienstboten und der resoluten Lindenwirtin vor absolut authentischer Kulisse in Liebenzells schönstem Jugendstilsaal und genießen Hausmannskost aus der Zeit um 1900.
Fotos: © Sabine Zoller
Info:
Die nächste Aufführung „Die Lindenwirtin“ ist am Sonntag, 19. November 2017 und startet mit einem Stadtspaziergang von der Unterstadt in die Oberstadt um 15.00 Uhr. Treffpunkt ist auf dem Marktplatz in Bad Liebenzell.
Karten für die Stadtführung können ab sofort unter 07052 933321 reserviert werden. Interessierte und Kurzentschlossene können sich auch noch am Tag selbst der Gruppe anschließen. Maximale Teilnehmerzahl: 50 Personen. Die Teilnahme inkl. Speisen kostet 25,00 € (Getränke sind nicht enthalten).
„Stadtbüttel“ Ernst Heeskens tägt zu den Stadtführungen die Tracht vom "Hinteren Wald". Diese Tracht wurde von der Trachtengruppe der Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins Bad Liebenzell getragen. Da diese Trachtengruppe seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv ist, schlüpft Stadtführer Ernst Heeskens in diese Tracht bei Burg- und historischen Stadtführungen.