Susanne Pfeffer leitet ab 2018 das MMK Museum für Moderne Kunst
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie wird die vierte Direktorin sein, nein, die zweite, wenn man die vier bisherigen Häupter des 1991 eröffneten Museums für Moderen Kunst (MMK) - das Tortenstück von Hans Hollein. Erst eröffnete aus der Schweiz Hausherr Jean-Christophe Ammann im Juni 1991 das ganze Haus, der den Ruf des MMK erst einmal begründete.
Er hatte ein interessantes Konzept, in dem er halbjährig den Szenenwechsel vornahm, damit das Museum nicht Gleichbleibendes zeige, sondern ständig Neues bringe und wenn es auch nur in einem neuen Kontext erscheine. Sein Nachfolger war ab 2002 bis 2008 Udo Kittelmann, der nach Berlin als Direktor der Nationalgalerie Berlin abgeworben wurde und auch gerne ging, weil er sich nicht so wohl fühlte, wie Ammann und auch nicht, wie seine Nachfolgerin Susanne Gaensheimer, die ehemalige Kuratorin für Gegenwartskunst in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München, die 2009 als Direktorin des MMK kam und nun am 31. August das Museum Richtung Düsseldorf als Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen übernommen hat. Wenn man den Zeitraum bedenkt, daß es doch nur 8 Jahre waren, in denen Susanne Gaensheimer hier wirkte, merkt man erst, wie viel hier passierte, einschließlich der Ausdehnungen des MMK in das MMK 2 und MMK 3. Sie war eine tolle Direktorin.
Dann hieß es, daß die Kulturdezernentin Ina Hartwig mit Susanne Pfeffer einen Vorschlag habe, der aber erst vom Magistrat abgesegnet werden mußte. Und darum hieß es am Freitag: Die Suche nach einer neuen Direktorin für das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main ist abgeschlossen. Susanne Pfeffer übernimmt ab dem 1. Januar 2018 die Leitung des Hauses. Das hat der Magistrat in seiner Sitzung am Freitag, 27. Oktober, beschlossen. Er ist damit dem Vorschlag der Kulturdezernentin Ina Hartwig gefolgt, Susanne Pfeffer als neue Direktorin zu berufen.
Derzeit leitet Pfeffer das Fridericianum in Kassel. Davor war sie Chefkuratorin der KW Institute for Contemporary Art in Berlin sowie zeitgleich als Kuratorin und Beraterin am MoMA PS1 in New York tätig und für zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland verantwortlich. Zuletzt ist sie als Kuratorin des Deutschen Pavillons in Venedig hervorgetreten, für den sie die Frankfurter Künstlerin Anne Imhof eingeladen hat und der als bester nationaler Beitrag mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.
„Ich freue mich, dass der Magistrat meinem Wunsch gefolgt ist, Susanne Pfeffer zur neuen Direktorin für das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main zu ernennen“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Susanne Pfeffer ist ein Gewinn für das Haus und die Museumslandschaft dieser Stadt. Nicht erst seit der Biennale in Venedig ist ihr Name in der Kunstszene bekannt. Sie wird die Tradition des Museums, zeitgenössische Kunst zu zeigen, mit eigenen, mutigen Impulsen und Ideen fortsetzen. Susanne Pfeffer zählt zu den besten Kennerinnen der Gegenwartskunst und ihre internationale Vernetzung wird sich bereichernd auf die Kunstszene der Stadt auswirken.“
Pfeffer wird ab Januar das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main übernehmen: „Die postmoderne Architektur des MMK von Hans Hollein ermöglicht ein Kuratieren nach Sichtachsen, die sich beim Durchschreiten des Museums immer wieder neu ergeben. Kein Raum gleicht hier dem anderen, wie kein Kunstwerk dem anderen gleicht. So können für die Besucher konstruktive Dialoge wie Dispute zwischen den verschiedenen künstlerischen Werken entstehen. Das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt ist seit seiner Gründung ein Ort für künstlerische und kuratorische Experimente, daher freue mich sehr auf diese wunderbare Aufgabe, auf das Haus mit seinen drei Orten, sein Team, die einzigartige Sammlung und auf Frankfurt.“
Susanne Pfeffer studierte Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften und Philosophie an der Universität in Leipzig sowie an der Humboldt Universität zu Berlin. Von 2004 bis 2006 hatte sie die Künstlerische Leitung am Künstlerhaus Bremen inne. Danach war sie für sechs Jahre Chefkuratorin der Kunst-Werke Berlin. Seit 2013 ist sie Direktorin des Fridericianum in Kassel, wo sie vielbeachtete Gruppenausstellungen, unter anderem „Speculations on Anonymous Materials“, „nature after nature“ und „Inhuman“ sowie Retrospektiven der Künstler Paul Sharits, Marcel Broodthaers und Tetsumi Kudo zeigte. 2015 kuratierte sie den Schweizer Pavillon auf der Biennale von Venedig mit einer Einzelpräsentation der Künstlerin Pamela Rosenkranz.
Neben ihrer wissenschaftlichen Qualifikation und Führungserfahrung verfügt die engagierte Kunsthistorikerin und Kuratorin über ein beeindruckendes Erfahrungsspektrum. Pfeffer hat über 60 Ausstellungen kuratiert, zahlreiche Publikationen veröffentlicht, philosophische Symposien veranstaltet sowie Vorträge im In- und Ausland gehalten. Als Gastkuratorin war sie unter anderem am Tel Aviv Museum of Art, der Biennale de Lyon, Bienal de São Paulo und dem Museum of Modern Art in Warschau tätig.
Das alles klingt ansprechend und wir sind froh, daß es eine kompetente weibliche Leitung gibt, denn die letzten Besetzungen - Städel, Archäologisches Museum...- waren Männer, wie zuvor.
Fotos: Susanne Pfeffer sowie Ina Hartwig mit Susanne Pfeffer © Alexander Paul Englert