b3 17 unter 18B3 Biennale gastiert vom 29. November bis 3. Dezember im FOUR Frankfurt, Teil 4

Anita Beckers und Bernd Kracke

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -B3 Kuratorin Anita Beckers* und Prof. Bernd Kracke, künstlerischer Leiter der B3, über die Herausforderung, zeitbasierte Medienkunst zu sammeln.

Was hat die B3 veranlasst, sich verstärkt dem Thema Sammeln zuzuwenden?

Die Sichtbarkeit von Bewegtbild-Kunst unterliegt anderen Bedingungen, als dies z. B. bei Malerei und Fotografie der Fall ist. Aus diesem Grunde sind raumgreifende Videoinstallationen fast ausschließlich nur im musealen Kontext oder in großen Ausstellungsformaten zu sehen. Die B3 ist die Plattform für die aktuellen Formen der medialen Kunst.

Da die Anzahl ihrer Unterstützer und Sammler im Vergleich immer noch bescheiden ausfällt, haben wir internationale Sammler_innen eingeladen, um anhand einer Auswahl ihrer gesammelten Werke beispielhaft zu demonstrieren, dass es seit vielen Jahren abseits des überhitzten Kunstmarktes schon Menschen gab, die ganz intensiv an der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst teilgenommen haben.

Die Erweiterung künstlerischer Erzählung in Raum und Zeit hat der zeitgenössischen Kunstproduktion eine weitere Dimension hinzugefügt und das Kunstschaffen maßgeblich beeinflusst. Gerade diese Künstler_innen sind viel stärker auf das Engagement von Sammlern in Bezug auf Produktion und Präsenz der Werke angewiesen. Die außergewöhnlichen Beispiele aus den zur B3 eingeladenen Sammlungen machen das sehr deutlich.


Der weltweite Kunstmarkt hat ein Volumen von etwa 11 Milliarden Dollar. Zeitgenössische Medienkunst nimmt davon nur einen geringen Teil ein. Warum?

Medienkunst unterliegt zurzeit noch nicht der gleichen Wertsteigerung, wie dies am sonstigen Auktionsmarkt abgebildet wird. Das Sammeln sowie das Interesse an Videokunst befindet sich in einem ständigen Wandel, auf den auch die Internetplattformen Einfluss nehmen. Wir benutzen zwar die gleichen Vokabeln, sprechen aber in der Regel von unterschiedlichen Dingen.

Die jüngere Internetgeneration hat ein neues ‚Konsumverhalten‘ entwickelt, das statistisch noch gar nicht wirklich erforscht ist. Ob YouTube oder andere Plattformen den Videokunstmarkt revolutionieren werden, bezweifeln wir aus ganz unterschiedlichen Gründen. Damit sich ein Videokunstwerk entfalten kann, bedarf es der Umsetzung des von den Künstlern vorgegebenen Präsentations-Rahmens, den man nicht ins Internet verlagern kann.

Das Internet kann allenfalls der Information über das Werk dienen. Der Konsum der im Netz verfügbaren Videoclips ist u. E. nicht gleichzusetzen mit dem, wie Sammler bisher mit Videokunst umgehen. In der Regel sind Videokunstwerke limitierte Auflagen, so wie wir das auch von der Fotografie kennen. Ob das Zusammenwirken von Künstlern und Sammlern auf den unterschiedlichen ‚Marktplätzen’ der Zukunft neue Märkte für das Bewegtbild schafft, müssen wir abwarten.
Auch wenn es unfassbar viel Kunst auf der Welt gibt und sich das auch im internationalen Auktionsmarkt niederschlägt, wird der Markt für sogenannte ‚gute Kunst’ immer knapper, dies könnte sich in der Zukunft positiv auf den Videomarkt auswirken. Neue Technologien können hier unterstützend wirken.


Was zeichnet einen Sammler elektronischer Kunst gegenüber Sammlern beispielsweise von Malerei aus?

Unsere Kollegin Jennifer Gassmann hat das einmal sehr treffend ausgedrückt; „Videokunst ist nichts für Angeber. Das Sammeln von Videokunst ist ein Sammeln für Fortgeschrittene.“ Das trifft es auf den Punkt. Sammler von zeitbasierter Kunst haben in der Regel einen ernsthafteren und oft viel leidenschaftlicheren Zugang zur Kunst, den sie mit den Künstlern teilen, ganz gleich ob sie sich mehr für das Narrative oder auch für das Dokumentarische interessieren. Größere Produktionen der Künstler_innen können selten ohne die Förderung ihrer Sammler entstehen.

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*Die Frankfurter Galeristin Anita Beckers kuratiert 2017 gemeinsam mit Bernd Kracke, dem künstlerischen Leiter der B3, die Leitausstellung „ON DESIRE. Über das Begehren“. Seit über 20 Jahren sammelt, fördert und präsentiert sie Kunst rund um das bewegte Bild. Ihre Galerie ist ein Hotspot zeitgenössischer Video- und Medienkunst. Bereits zur ersten B3 im Jahr 2013 hatte sie die Videokunst-Ausstellung „Nonliteral“ kuratiert. 2015 kuratierte sie ebenfalls gemeinsam mit Prof. Bernd Kracke die B3 Hauptausstellung „EXPANDED SENSES“ im Museum Angewandte Kunst Frankfurt. (www.galerie-beckers.de)

Foto: © b3