Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Anita Djafari stellte die zwölf LiBeraturpreisträgerinnen (vgl. 2. Artikel) vor, die nach Frankfurt kommen und erläuterte zusätzlich, aus welchen Gründen die aufgeführten deutschsprachigen Teilnehmerinnen einschließlich der beiden männlichen Jurymitglieder dabei sind.
Wenn man einen Namen wie Zoë Beck hört, freut sich unsereiner schon mächtig, denn sie ist nicht nur eine umtriebige Frau, die Literatur als Autorin, Übersetzerin, Verlegerin in Bewegung bringt und hält, sondern auch eine ausgezeichnete Verfasserin von Kriminalromanen. Katharina Borchardt ist Literaturredakteurin beim SWR und hat auch beruflich mit der Literatur aus Asien und Afrika zu tun, wohin sie auch für persönliche Kontakte mit Autoren fährt.
Sandra Kegel ist im Literaturressort der FAZ und ist immer für klare Worte zur Situation gut. Corinna Santa Cruz ist uns noch unbekannt. Sie ist im Frankfurter S.Fischer Verlag Lektorin für internationale Literatur verantwortlich, gestaltet viele Autorenlesungen, die sie häufig auch moderiert. Ingrid El Sigal ist Hessen, insbesondere aus dem Süden, einfach bekannt. Die Kammeroper in Frankfurt verdankte ihr in den Anfangsjahren - die Existenz zu formulieren, geht vielleicht zu weit, aber sie war jeweils eine tragende Säule und singt in jeder Umgebung und mit jedem Mitsänger. Immer wieder hörte man sie im Hessischen Rundfunk als Sprecherin und sie ist auch Dozentin für Sprecherziehung an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Das finden wir übrigens wichtig, auch auf öffentliches Sprechen von Frauen einzugehen und dieses zu schulen.
Barbara Wahlster ist auch vielfach mit Literatur beschäftigt. Sie ist Journalistin, Autorin und Kritikerin und ebenfalls mit einer eigenen Sendung Literaturredakteurin beim DLF. Claudia Kramatschek war 2015 Jurysprecherin des Deutschen Buchpreises und ist immer wieder in Literaturjurys, wie auch in der des WELTEMPFÄNGERS, der vierteljährlich die Bestenliste aus den Ländern Afrika, Asien, Südamerika und arabischen Staaten veröffentlicht, auf der sich im Gegensatz zum LiBeraturpreis männliche und weibliche Autoren finden. Aber die Frau, die am Ende den jährlich vergebenen LiBeraturpreis erringt, muß schon zuvor auf der WELTEMPFÄNGERliste verzeichnet gewesen sein.
Die Übersetzerinnen Isabel Stümpel, Elisabeth Müller, Jutta Himmelreich und Marianne Crux sowie den Konferenzdolmetscher Günther Brenner(Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Swahili!!) werden wir im Verlauf des Freitag und Samstag erst kennenlernen.
Jürgen Boos konnte das alles in den Zusammenhang stellen und versicherte, daß die Buchmesse seit langem alles tue, was sie könne, um die Situation der Schriftstellerin gemäß ihrem Können sowohl im Heimatland wie international zu stützen. Er ging auch darauf ein, welche Verlage sich insbesondere um die Veröffentlichungen verdient gemacht haben.Vom Unionsverlag, Zürich, sprachen wir ja schon, der absoluter Vorreiter war, aber inzwischen kümmern sich – befördert auch durch die Gastlandauftritte auf der Buchmesse – mehrere Verlage um Autoren und Autorinnen dieser Länder.
Die Diskussion war lebhaft, spannend und brachte Erkenntnisgewinne - und machte Lust auf die Veranstaltung. Es lassen sich nämlich auch positive Entwicklungen gegen die Zahlen anführen. Völlig richtig, daß Romanen von Frauen leicht unterstellt wird, es seien Frauenromane. Aber abgesehen davon, daß es sehr viel mehr Leserinnen gibt als Leser und auch davon abgesehen, daß man dies bei allen Lesungen erkennen kann, sind auch die in Deutschland erfolgreichsten Autoren: Frauen. Drei Beispiele: Die Stadt Frankfurt hat gerade vermeldet, daß das meist ausgeliehen Buch von Elena Ferrante stamme. Das ist die für die Welt anonyme italienische Autorin, die mit ihrer Tetralogie über die Kindheit und das Leben zweier Mädchen aus Neapel die ganze Literaturwelt überraschte.
Und das ist nicht alles. Das im Jahr 2017 meistgekaufte Buch wurde auch gerade bekanntgegeben. Es ist DIE GESCHICHTE DER BIENEN von der Schwedin Maja Lunde. Und unter den deutschen Autoren mit der höchsten verkauften Auflage ist Charlotte Link mit über 10 Millionen Exemplaren. Drei mal also Autorinnen. Daran muß man anknüpfen, damit sich ändert, daß die Einkommenssituation für die meisten Autorinnen weiterhin so jämmerlich bleibt. Und nicht nur das Einkommen. Erst recht die Positionen, von denen Einkommen in der Regel auch abhängt: Die Buchbranche ist zu 80 Prozent weiblich, aber die Entscheidungspositionen liegen zu 84 Prozent in Männerhand. Wir finden also eine Gemengelage vor, die so differenziert wahrgenommen werden muß, wie sie ist, aber so eindeutig in Richtung von Äquivalenz von Frauen zu verändern ist, bis der Anteil der Beschäftigten sich auch in der Leitungsstruktur widerspiegelt und bis Autorinnen auf dieselben Möglichkeiten stoßen wie ihre männlichen Kollegen.
Foto:
Kim,Anna © Werner Geiger, Suhrkamp Verlag
Info:
Litprom-LITERATURTAGE 2018, Ausgezeichnet: Kartographie des Weiblichen. 30 Jahre LiBeraturpreis am 26. und 27. Januar im Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main, präsentiert von der Litprom-Bestenliste Weltempfänger
Kim,Anna © Werner Geiger, Suhrkamp Verlag
Info:
Litprom-LITERATURTAGE 2018, Ausgezeichnet: Kartographie des Weiblichen. 30 Jahre LiBeraturpreis am 26. und 27. Januar im Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main, präsentiert von der Litprom-Bestenliste Weltempfänger