Christian Boltanski gestaltet Denkmal im Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Hanno Lustig
Völklingen (Weltexpresso) - Christian Boltanski wird im Weltkulturerbe Völklinger Hütte das Denkmal für die Menschen gestalten, die in der Völklinger Hütte Zwangsarbeit verrichten mussten. Die endgültige Vereinbarung wurde nun während eines Besuchs Christian Boltanskis im Weltkulturerbe Völklinger Hütte geschlossen.
"Wir sind überglücklich, dass wir Christian Boltanski für das Denkmal im Weltkulturerbe Völklinger Hütte gewinnen konnten. Er hat für das Thema eine besondere Sensibilität. Durch das Denkmal für die Menschen, die in der Völklinger Hütte Zwangsarbeit verrichten mussten, erweitern wir die Forschungsarbeit zum Thema Zwangsarbeit mit einem starken emotionalen Zugang. Christian Boltanski ist der beste Künstler, den wir uns für diese Arbeit wünschen konnten", sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
Christian Boltanski wurde 1944 als Sohn eines ukrainisch-jüdischen Vaters in Paris geboren. Sein künstlerisches Schaffen ist eine konstante Konfrontation mit den Grausamkeiten der Geschichte der letzten 100 Jahre. Der Holocaust, seine eigene Vergangenheit und Kindheit, Vergänglichkeit und das menschliche Bemühen gegen das Vergessen und Vergessen-Werden sind zentrale Themen seines Werks. Bis heute beschäftigt sich Christian Boltanski mit dem Erinnerungswert von Menschen und Gegenständen.
Christian Boltanskis Denkmal soll die Erinnerung an die Menschen wach halten, die in der Völklinger Hütte Zwangsarbeit verrichten mussten. Nachdem der aktuelle Forschungsstand in der Sinteranlage des Weltkulturerbes Völklinger Hütte bereits präsentiert wird, bietet die Installation von Christian Boltanski einen emotionalen Zugang zum Thema der Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte.
Insgesamt arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges etwa 70.000 ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene in den Bergwerken, Hütten und Fabriken des Saarreviers. In der Völklinger Hütte und ihren Nebenbetrieben wurden mehr als 12.000 ausländische Menschen verschiedener Nationen für Arbeiten im Werk eingesetzt. Der größte Teil von ihnen waren Zwangsarbeiter, darunter französische, italienische und russische Kriegsgefangene oder aus der damaligen Sowjetunion verschleppte russische und ukrainische Zivilpersonen. Die Arbeitsbedingungen waren diskriminierend und unmenschlich. Mehr als 250 ausländische Arbeitskräfte, in der Mehrheit Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, starben.
Die Werke von Christian Boltanski wurden dreimal auf der documenta in Kassel gezeigt. 2011 wurde der gesamte französische Pavillon der 54. Internationalen Kunstbiennale von Venedig mit einer Rauminstallation von Christian Boltanski gestaltet. Christian Boltanskis Arbeiten sind in den wichtigsten Kunstsammlungen der Welt – wie dem Museum of Modern Art in New York, der Tate in London oder dem Centre Georges Pompidou in Paris – zu sehen.
Das Zwangsarbeiter-Projekt des Weltkulturerbes Völklinger Hütte wird von der Röchling SE unterstützt.
Foto:
Präsentation Forschungsergebnisse
Zwangsarbeiter in der Völklinger Hütte: Präsentation der Forschungsergebnisse im Weltkulturerbe Völklinger Hütte
© Weltkulturerbe Völklinger Hütte/Hans-Georg Merkel