hwk microband 5331Konzertsommer in Nieder-Moos

Hanswerner Kruse

Nieder-Moos (Weltexpresso) - Bei ihrem Auftritt im Nieder-Mooser Konzertsommer präsentierte das italienische Comedy-Duo „Mikroband“ ein musikalisch-clowneskes Gesamtkunstwerk, das vom Publikum euphorisch gefeiert wurde.

Die zwei nicht mehr so ganz jungen Musikanten stürmen auf die Bühne, schrammeln wild grimassierend auf Gitarre und Geige herum, versuchen sich die Instrumente aus den Händen zu winden, schubsen sich mit viel Körpereinsatz herum. Dann gehen die chaotischen Geräusche der beiden in virtuos gespielte Mozartklänge über, bald kann das Publikum sogar das Torero-Lied aus Bizets Oper „Carmen“ mitklatschen.

Wechselseitig, spielen die Musiker mit einer Hand auf ihrem, mit der zweiten auf dem Instrument des anderen (siehe Foto), im erneut aufflackernden Streit wird die Geige brutal geteilt - nun hat jeder tatsächlich eine zum Fiedeln. Mal wird der Geigenbogen zur Tröte, mal der halbe Geigenkörper zum Handy: „Pronto! Pronto?“ Ballettartige Tanzeinlagen, Geschimpfe auf Italienisch, vokale Improvisationen, handgreiflicher Streit - und ständig zaubern die Spaßvögel aus ihren Taschen neue Objekte, die sie als Spielgerät nutzen: Luftballons, Mikrogitarren, Tröten, eine Metallsäge. Die beiden zupfen und streichen alles was Saiten hat, zuletzt halten sogar zwei Kinder eine meterlange Saite, auf der ein Clown mit seinem Bogen fiedelt.

Es ist ein furioses Feuerwerk - aus musikalischem Können, Slapstick, Akrobatik und unglaublichen Einfällen - das die Musikanten pausenlos in mehr als einer Stunde in der gut besuchten Kirche abbrennen. Ohne peinlich animiert zu werden klatschen die Leute, stampfen mit den Füßen, ja einige tanzen sogar etwas verhalten und irgendwann singen alle Besucher im Chor: „Laaa, lalalalalalala, dam da da dam“: Ravels „Bolero“. Die gute Stimmung schlägt nie in Klamauk um, die Komödianten beherrschen perfekt ihr Metier. Abgenudelte klassische Gassenhauer („Petersburger Schlittenfahrt“) oder klischeehafte Schlager („Azzurro“) nehmen sie lustvoll auseinander und setzen sie ebenso spielfreudig neu zusammen.

Das Grundthema der „Mikroband“ ist Einträchtigkeit und Auseinandersetzung, oft kommen das Duo zum harmonischen Spiel zusammen, um es dann genauso oft wieder auseinander fallen und krachen zu lassen. Sich in den Vordergrund drängen, die Bühne beherrschen, Eifersüchteleien - was möglicherweise im Musikgeschäft ständig hinter den Kulissen tobt, wird hier meist umwerfend komisch, gelegentlich melancholisch auf der Bühne zelebriert. Die Wechsel und Übergänge sind großartig getimt, die Szenen nie zu lang. Jedoch werden auch nicht Gags an Gags gereiht, dem mitschwingenden Besuchern bleibt Raum zum Lachen oder Luftschnappen.

Die beiden namenlosen Clowns (wie sie heißen erfährt man nicht einmal auf ihrer Webseite) haben 30 Jahre Bühnenerfahrung, die man ihnen anmerkt. Das aufgedrehte Publikum trotzt der „Mikroband“ noch allerlei Zugaben ab und man staunt, wie weit die Nieder-Mooser Veranstalter die Bandbreite ihres Konzertsommers ausloten:

Großartig!

Foto:
© Hanswerner Kruse

Info:
Nächstes Konzert in der Nieder-Mooser Kirche:
„Europäische Orgelreise“ mit Prof. Edgar Knapp am 12. August um 17 Uhr.