29. Verleihung des Hessischer Film- und Kinopreises 2018 am 12. Oktober in der Alten Oper Frankfurt, Teil 1H kino18

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn Boris Rhein, hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, zur Pressekonferenz zur baldigen Verleihung der Film- und Kinopreise einlädt, weiß man mindestens Zweierlei: der Herbst kommt und mit ihm die Buchmesse und mit ihr der Buchmessenfreitagabend, der Hessische Film- und Kinopreis, an dem die Preise an diejenigen verliehen werden, die heute als Aspiranten bekanntgegeben wurden – aber zwei Preisträger weiß man schon ab heute: Matthias Brandt und Isabel Gathof.

Über die Bekanntheit von Matthias Brandt muß man kein Wort verlieren. Dieser großartige Charakterdarsteller ist jedem bekannt, der überhaupt Film- oder Fernsehen sieht. Er erhält den diesjährigen Ehrenpreis des Hessische Ministerpräsidenten. Dieser Preis ist undotiert, wie es sich für die Ehre gehört, die man weder kaufen noch bezahlen kann. Aber der Nachwuchspreis des Ministeriums, den man übrigens auch so und nicht als Newcomerpreis benennen sollte, geht an Isabel Gathof – und da sind mehr Worte nötig, denn sie wird noch brauchen, bis sie Brandts Bekanntheitsgrad erreicht – aber zuzutrauen ist es ihr. Sie ist eines der herausragenden Talente – nein, eben nicht in der Schauspielerei, wo es ja jede Menge gute, ja sehr gute Potentiale gibt, sondern sie ist Filmemacherin und deshalb notgedrungen auch Produzentin geworden. Denn junge Leute haben es schwer, ihre Filme auf den ordentlichen Weg zu bringen, sprich überhaupt einen Produzenten zu finden, der Gelder organisiert – und einen Verleih, der die Filme auf die Kinoleinwände bringt, braucht man dann auch noch.

Die Hanauerin Isabel Gathof fiel schon in ihrem Studium am der Hochschule für Fernsehen und Film in München mit Studienschwerpunkt Filmproduktion/Medienwirtschaft auf, zog einige studentische dokumentarische und fiktionale Kurzfilmprojekte durch und arbeitete sogar als Produktionsleiterin. Sie ist eine erfolgreiche Macherin, dazu gleich mehr, und war clever genug, eine eigene Produktionsfirma ‚Feinshmeker Film‘ zu gründen. Aber uns ist sie nicht dadurch bekannt geworden, obwohl diese Firma ihr überhaupt erst die Grundlage gab, ihren phänomenalen Film MORITZ DANIEL OPPENHEIM auf der Leinwand zu sehen.

Denn dieser Film hat es in sich und seine Entstehungsgeschichte und die Art und Weise, wie er erst durch seine Aufführungen auf internationalen Filmfestivals und die dort erhaltenen Auszeichnungen auch hier reüssierte und durch ein phantasievolles Geldersammeln, für das wir immer noch kein schönes deutsches Wort für das englische Sprachungetüm crowdfunding haben, es jetzt sogar geschafft hat, nicht mehr nur in speziellen Vorführungen sichtbar zu werden, sondern am 25. Oktober in den deutschen Kinos anzulaufen. Der Filmverleih REALFICTION hat das möglich gemacht und natürlich werden wir den Film, der 2016 entstand und damals auch für den Hessischen Dokumentarfilmpreis nominiert war, zum Anlaufen groß würdigen. Im übrigen resultiert unsere Begeisterung aus der Ausstellung MORITZ DANIEL OPPENHEIM zu seinem 200sten Geburtstag im Jüdischen Museum Frankfurt (1999/2000) und dem vorausgegangenen Kunstband über ihn vom Hanauer Cocon Verlag, der auch den Katalog herausgab.

Mit einem Wort, wir finden diese Auswahlentscheidung des Boris Rhein hervorragend, der dazu sagt: „Isabel Gathof ist ein Regietalent. Sie befördert mit ihren Filmen den interkulturellen sowie den interreligiösen Austausch, der vor dem Hintergrund der heute herrschenden Konflikte besonders wichtig ist. Ihr Kinodebüt ,Moritz Daniel Oppenheim‘ ist ein ausgezeichneter und außergewöhnlicher Film. Vier Jahre dauerte die Produktion, die Isabel Gathof überwiegend mit eigenen Mitteln finanzierte und mit viel Herzblut realisierte.“

Und nun wollen wir, bevor wir in einem weiteren Artikel zu den eigentlichen Preisen kommen, die erst am 12. Oktober in der Alten Oper entschieden werden, deren Nominierungen aber heute bekanntgegeben wurden, doch noch den derzeitigen Hessischen Ministerpräsidenten zu Wort kommen lassen, der den Mann ehrt, der übrigens schon einmal als bester Schauspieler auf der Bühne der Alten Oper den Hessischen Filmpreis bekam. Er ist unumstritten einer der besten Charakterdarsteller Deutschlands und eigentlich wundert man sich, daß er so sehr Fernsehschauspieler und so wenig auf der Kinoleinwand erscheint, es sei denn wie in den derzeitigen Vorführungen von BABYLON BERLIN, eine Serie, die aber auch für das Fernsehen gedreht wurde, an diesem Wochenende aber als 2 x6stündige Vorstellung ins Kino kam und wo Brandt einen erst zwiespältigen Charakter in der Berliner Polizeihierarchie spielt, der sich dann als lupenreiner Demokrat entpuppt, ein Juden dazu und das im Vorfeld des drohenden Faschismus der 20er Jahre.

Als Brandt also schon einmal als bester Fernsehschauspieler ausgezeichnet wurde, gab er dem belustigten Publikum Futter und sprach von der späten Wiedergutmachung, die er mit dem damaligen Preis erhalte. Wiedergutmachung? Ja, er wollte gerne vor vielen Jahren am Staatstheater Wiesbaden als Schauspieler engagiert werden, sprach vor und wurde wegen Talentlosigkeit abgelehnt. Echt. Kein Wunder also, daß der Hessische Ministerpräsident nun mit dem Ehrenpreis nachlegt und noch dazu eine längere Begründung bietet.

Denn er äußert: „Matthias Brandt gehört zu den herausragenden deutschen Schauspielern unserer Zeit. Sein schauspielerisches Talent auf der Bühne und in unzähligen Fernsehfilmproduktionen hat ihn zu einem bekannten und beliebten Gesicht der deutschen Schauspiel- und Filmbranche gemacht. Dass der gebürtige Berliner Brandt im Laufe seiner Karriere auch Stationen in Hessen hatte, namentlich am Staatstheater in Wiesbaden und am Schauspiel in Frankfurt, erfüllt uns mit Stolz und macht Matthias Brandt auch ein wenig zum Hessen. Über die Tatsache, dass Brandt nun schon seit einigen Jahren in der Krimireihe ‚Polizeiruf 110‘ nicht den Frankfurter, sondern den Münchener Hauptkommissar Hanns von Meuffels spielt, schauen wir dabei als Hessen großzügig hinweg. Matthias Brandt gehört zu den ganz großen Vertretern seines Fachs, und ich freue mich, ihn für sein schauspielerisches Wirken mit dem diesjährigen Ehrenpreis auszuzeichnen.“

Dem ist nichts hinzuzufügen und wir freuen uns auf die Verleihung am 12. Oktober, die Matthias Brandt natürlich persönlich entgegennehmen wird.

Foto: 
Minister Boris Rhein, Hans Joachim Mendig Geschäftsführer HessenFilm, Christel Schmidt, hr-Filmförderung
© A2Bildagentur

Info:
Verleihung am 12. Oktober in der Alten Oper