Wolfgang Wartenberg
Weltexpresso (Berlin) - Der Raum ist ein langgestreckter Kubus, als solle man noch an die langjährige Kino-Vergangenheit erinnert werden. Auch eine Empore ist rückwärtig eingebaut, zu der an beiden Seiten Treppen führen. Das Parkett ist mehrfach gestuft, so dass man von jedem Platz aus sehr gut sehen kann. Die Eingangstür zum Foyer öffnet sich einem durch einen uniformierten Türsteher, 'doorman'; das Foyer enthält Garderoben, eine Bar und weiterführende Gänge rechts und links in den Zuschauerraum hinein. Von dem linken Zugangsweg geht eine weiße, elegant geschwungene Treppe ab, hinunter zu einem unteren Barraum, von dem aus man auch die sensationell gestalteten Toiletten erreicht. Sie sind allein einen kurzen Besichtigungsgang wert. - Und man soll auch nicht die 'Toiletten-Frau' übersehen, auch ein Stück Variété ...!
Das sympathische Duo Minasov zaubert meist ihr, aber auch ihm blitzschnell neue Kostüme auf den Leib. Er oder sie verschwindet für einen Moment nur in einer Art weitem eckigem Schlauch aus schwarzem Stoff, man könnte auch von
Der Artist und Sänger Crsto, der wie ein Vampier gleich zu Anfang aus einem gläsernen Wandschrank, der sich unter der rechten Treppe hinaus zur Empore befindet, unterhält immer wieder ebenfalls zwischendurch. Andrey Ivakhnenko sieht aus wie ein roter, stracheliger Gekko, geheimnisvoll-tierähnlich in den Bewegungen, Seiltänzer und Jongleur, der auch das Titelbild des Programms ziert, ebenso wie das Plakat. Otto Wessely ist ein nur scheinbar unbeholfener Zauberer, - alles geht ihm scheinbar kaputt -, doch alles ist super-perfekt einstudiert. Das trifft auch auch Leosvel & Diosmani zu, zwei Artisten, die an einer senkrecht aus dem Bühnenboden emporragenden Stange quer-horiontale Kunststücke vollbringen. Viktor Minasov hingegen 'wohnt' in einer Art überdimensionalem Luftballon, schlüpft in ihn oder aus ihm heraus, zieht sich dann wieder wie schmollend zurück, bewegt sich in ihm oder hat diesen riesigen weichen weißen Gummiballon so über seinen Kopf gezogen, als sollte er nun eine gigantische Glühbirne darstellen; am Ende entlässt er die Luft und entlässt sich und das Publikum aus dieser unterhaltsamen Nummer in die Pause.
Man braucht übrigens nicht vor der Vorstellung zu essen, kann sozusagen hungrig in Theater kommen, denn hier wird eine erstklassige Küche serviert. Beeindruckend ist auch das Duo Elja: Zwei junge Frauen, - sind es eineiige Zwillinge? -, turnen an sich und an einer Luftschaukel und zwar so, dass man den menschlichen Körper selbst als ein Kletterwerkzeug begreift, - weniger im aktiven als vielmehr im passiven Sinn: Wie man sich an den Ecken und Kanten des menschlichen Körpers festhalten, um sie drehen, sich an ihnen hochschwingen oder heruntergleiten lassen kann; ein ungeheuer synchrones Artbeiten, das manchmal den Eindruck erweckt, als würden die beiden eine einzige biologische Einheit sein. - Hier fällt auch noch einmal auf, dass manche Künslter ihre Nummer durch eine fertige Musik vom Band unterstützen lassen; manche hingegen die Begleitung durch die Live-Musiker vorziehen: Florent Mannant (Saxophon, Klarinette, Flöte), Chris Fair (Schlagzeug), Erez Frank (Gitarre), Andreas Wiesbauer.
Besonderen Spaß hat mir (und vielen anderen im Publikum) das Jongleurs-Duo Strahlemann & Söhne bereitet. Das gekonnte Wurf- und Balancierspiel mit mehreren weißen Kegeln hat man schon gesehen, natürlich; aber so hat man es noch nicht gesehen. Erst muss natürlich immer ein Rhythmus hergestellt werden: Die 3 oder 4 Kegel fliegen zwischen den beiden hin und her. Das ist wurftechnisch und auch nicht zuletzt zeitlich ganz genau abgestimmt! Es sind ja immer nur Bruchteile von Sekunden, in denen die beiden Artisten, - immer abwechselnd natürlich -, 'frei' sind, in denen sie sich um etwas anderes kümmern können – und diese Möglichkeit nutzen sie genial aus. Sie werfen ja zunächst in voller Montur: Anzugs-Jacket, Weste, Krawatte, Schnürschuhe, Oberhemd, Unterhemd, Anzug-Hose, Shorts. Nun aber ziehen sie sich beide, zeitlich nur um den jeweiligen Wurf- und Flugrhythmus versetzt, Kleidungsstück für Kleidungsstück aus. Manches ist dabei so schwierig, dass es nicht innerhalb einer einzigen winzigen Zeit-Lücke ausgezogen werden kann; dann eben nach und nach. Die Jackets zum Beispiel. Auch die Krawatte. Oder die Schuhe. Da muss gelegentlich sogar noch improvisiert werden, muss Zeit durch eine Art Wurf-Warteschleife hinzugewonnen werden. Es ist ja immer, - und das macht es so aufregend, so amüsant -, ein eiliger Wettlauf mit der Zeit! Es darf, - das ist schon allein der sportliche Ehrgeiz! -, nicht ein Kegel überhaupt mal herunterfallen!
So hat man einen prachtvollen, unterhaltsamen Abend, den man jedem weiterempfehlen kann und möchte.
Foto:
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Man braucht übrigens nicht vor der Vorstellung zu essen, kann sozusagen hungrig in Theater kommen, denn hier wird eine erstklassige Küche serviert. Beeindruckend ist auch das Duo Elja: Zwei junge Frauen, - sind es eineiige Zwillinge? -, turnen an sich und an einer Luftschaukel und zwar so, dass man den menschlichen Körper selbst als ein Kletterwerkzeug begreift, - weniger im aktiven als vielmehr im passiven Sinn: Wie man sich an den Ecken und Kanten des menschlichen Körpers festhalten, um sie drehen, sich an ihnen hochschwingen oder heruntergleiten lassen kann; ein ungeheuer synchrones Artbeiten, das manchmal den Eindruck erweckt, als würden die beiden eine einzige biologische Einheit sein. - Hier fällt auch noch einmal auf, dass manche Künslter ihre Nummer durch eine fertige Musik vom Band unterstützen lassen; manche hingegen die Begleitung durch die Live-Musiker vorziehen: Florent Mannant (Saxophon, Klarinette, Flöte), Chris Fair (Schlagzeug), Erez Frank (Gitarre), Andreas Wiesbauer.
Besonderen Spaß hat mir (und vielen anderen im Publikum) das Jongleurs-Duo Strahlemann & Söhne bereitet. Das gekonnte Wurf- und Balancierspiel mit mehreren weißen Kegeln hat man schon gesehen, natürlich; aber so hat man es noch nicht gesehen. Erst muss natürlich immer ein Rhythmus hergestellt werden: Die 3 oder 4 Kegel fliegen zwischen den beiden hin und her. Das ist wurftechnisch und auch nicht zuletzt zeitlich ganz genau abgestimmt! Es sind ja immer nur Bruchteile von Sekunden, in denen die beiden Artisten, - immer abwechselnd natürlich -, 'frei' sind, in denen sie sich um etwas anderes kümmern können – und diese Möglichkeit nutzen sie genial aus. Sie werfen ja zunächst in voller Montur: Anzugs-Jacket, Weste, Krawatte, Schnürschuhe, Oberhemd, Unterhemd, Anzug-Hose, Shorts. Nun aber ziehen sie sich beide, zeitlich nur um den jeweiligen Wurf- und Flugrhythmus versetzt, Kleidungsstück für Kleidungsstück aus. Manches ist dabei so schwierig, dass es nicht innerhalb einer einzigen winzigen Zeit-Lücke ausgezogen werden kann; dann eben nach und nach. Die Jackets zum Beispiel. Auch die Krawatte. Oder die Schuhe. Da muss gelegentlich sogar noch improvisiert werden, muss Zeit durch eine Art Wurf-Warteschleife hinzugewonnen werden. Es ist ja immer, - und das macht es so aufregend, so amüsant -, ein eiliger Wettlauf mit der Zeit! Es darf, - das ist schon allein der sportliche Ehrgeiz! -, nicht ein Kegel überhaupt mal herunterfallen!
So hat man einen prachtvollen, unterhaltsamen Abend, den man jedem weiterempfehlen kann und möchte.
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