Pflanzenfantasien zwischen Symbolismus und Outsider Art. Interdisziplinäres und inklusives Kooperationsprojekt im Frühjahr 2019 am Rhein

Katharina Klein

Ludwigshafen/Heidelberg/Mannhein/Bad Dürkheim (Weltexpresso) - Gewächse der Seele – Pflanzenfantasien zwischen Symbolismus und Outsider Art lautet der Titel eines vom 31. März bis 4. August 2019 stattfindenden interdisziplinären und inklusiven Kooperationsprojekts. Das Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg, zeitraumexit in Mannheim, sowie die Galerie Alte Turnhalle in Bad Dürkheim und das Museum Haus Cajeth in Heidelberg werden die Bedeutung der Pflanze als Projektionsfläche von seelischen Zuständen in verschiedenen Kontexten thematisieren.

31. März bis 4. August 2019
Eröffnung: Sonntag, 31. März, 11 Uhr im Wilhelm-Hack-Museum mit anschließendem Shuttle-Service zu allen ausstellenden Häusern

Bis heute findet sich in der Outsider Art ein breites Spektrum an Beschäftigungen mit Pflanzen, Pflanzenwesen, beseelten Pflanzen bis hin zu Pflanzen-Tier-Wesen. Mit Ausstellungen, Installationen sowie Performance-, Tanz- und Theaterproduktionen werden die künstlerischen Erscheinungsformen des Pflanzlichen in der Outsider Art dargestellt.

Die historische Verwurzelung des Themas werden das Wilhelm-Hack-Museum und die Sammlung Prinzhorn vorstellen. Das Ausstellungskapitel in Ludwigshafen präsentiert erstmals eine umfassende Ausstellung, die Werke zwischen Symbolismus und Surrealismus Arbeiten gegenüberstellt, die außerhalb der anerkannten Kunstproduktion entstanden sind. Gezeigt werden Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, William Degouve de Nuncques, Max Ernst, Barbara Honywood, Paul Klee, Hilma af Klint, František Kupka, Séraphine Louis, Odilon Redon und anderen. Betont wird dabei die Bedeutung von Symbolismus und Surrealismus als Vorbedingung für die Entdeckung von mediumistischer Kunst und der "Bildnerei der Geisteskranken". Zugleich hinterfragt die Schau die feste Abgrenzung von etablierter Kunst und Outsider Art und unterstreicht die fließenden Übergänge der Kunstproduktionen unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen.


Die Sammlung Prinzhorn präsentiert eine Auswahl vielfältiger Pflanzenmotive aus eigenem Bestand. Die Werke aus psychiatrischen Anstalten zwischen 1900 und 1940 stammen unter anderem von Else Blankenhorn, Heinrich Hack, Hanna Hellmann, Wilhelm Maasch und Frau von Zinowiew. Neben naturalistischen Darstellungen finden sich Abstraktionen, Pflanzenschrift sowie Verquickungen von Pflanze, Mensch und Mineral. Als Einzelposition stehen dem die erstaunlichen Frühwerke der tschechischen Künstlerin Anna Zemánková aus den frühen 1960er Jahren gegenüber.


Das Museum Haus Cajeth kombiniert unter dem Titel Primitive Kunst im 20. Jahrhundert Werke aus eigenem Bestand, unter anderem von Pellegrino Vignali, Ondrej Šteberl und Johannes Waldbrunner, mit externen Werken, von Helene Reimann, Günter Neupel und Snezana Milenkovic.

Die Galerie Alte Turnhalle konzentriert sich auf die Bedeutung der Pflanze in Zeichnungen von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern mit Beeinträchtigungen (geistige Behinderung, psychische Erkrankungen); dabei wird eine Reihe von Arbeiten aus nationalen und internationalen Ateliers, wie der Galerie Herenplaats, Rotterdam, dem MadMusée, Liège, aus dem Atelier der Schlumper, Hamburg und dem Projekt Ability, Glasgow, gezeigt.

Im Museum Haus Cajeth sowie in der Galerie Alte Turnhalle werden zudem neue Werke aus dem italienischen Atelier dell’Errore, Reggio Emilia, zu sehen sein. Die Zeichnungen entstehen unter anderem in Kollaboration mit den Künstlerinnen Christine & Irene Hohenbüchler Wien und zeigen Zeichnungen von imaginierten Tier-Pflanzen oder Pflanzen-Tieren, gespeist aus den Vorstellungen psychisch kranker Kinder und Jugendlicher.

zeitraumexit in Mannheim zeigt verschiedene Performances zu dem Thema, etwa mit der österreichischen Choreografin und Performerin Doris Uhlich sowie eine Neuproduktion des diversen Berliner Theaterensemble Thikwa in Kollaboration mit dem Performer Martin Clausen.

Außerdem bilden performative Interventionen, beispielsweise von der Künstlerin Dorothea Rust aus Luzern, sowie partizipative und inklusive Installationen der Geschwister Hohenbüchler aus Wien an den Ausstellungsorten ein Bindeglied für das gesamte Projekt. Dabei entstehen mit den Mitteln von szenischen Bildern, Musik, Bewegung, Sprache und theatralen Mitteln eigene ästhetische Ausdrucksformen.

Am 5. und 6. Juli 2019 wird im Wilhelm-Hack-Museum eine Fachtagung zum Thema Outsider Art im Kunstbetrieb heute stattfinden.

Foto:
Plakatmotiv
zeitraumexit 2018© Peter Empl 

Info:
Katalog

Im Verlag Hatje Cantz erscheint ein umfangreicher Katalog mit Texten von Ingrid von Beyme, Christine & Irene Hohenbüchler, Astrid Ihle, Nora Jaeger, Claudia Jeschke, Theresia Kiefer, Julia Nebenführ, Gabriele Oßwald, Thomas Röske, Wolfgang Sautermeister, Yves Schumacher, Gabi Vettermann, René Zechlin
www.artefakt-berlin.de