Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Herbst geht „Die Schmiere“ in die 70. Spielzeit – doch ihre Anfänge reichen noch weiter zurück. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg begann Rudolf Rolfs mit einer Wanderbühne sein Publikum zu unterhalten. Er fand es auf den Plätzen eines zerstörten Landes, auch auf dem Frankfurter Römer. 1950 wurde er mit seinem Theater sesshaft – damals noch im Keller des Steinernen Hauses. Das Theater zog neun Jahre später ins Karmeliterkloster, an jenen zentralen Ort, an dem es auch heute noch ein breites Publikum anzieht.
Mittlerweile ist das Theater schon fast 30 Jahre unter der Ägide von Effi B. Rolfs, die dort eine ganz eigene Linie und Tradition begründete. Für ihr Engagement und die engagierte Bereicherung der Frankfurter Kulturlandschaft wurde sie jetzt mit der Goetheplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte bei der Preisverleihung im Kaisersaal: „Der Magie des Theaters können sich die Menschen damals wie heute nicht entziehen - und Effi B. Rolfs und ihr Team haben es geschafft, diese Anziehungskraft immer wieder nach vorne zu bewegen, sich immer wieder zu öffnen.“ Damit sei das Haus beispielhaft für eine Haltung, die Frankfurter Tradition ist: „Stets offen für Neues, das Vergangene nicht aus dem Blick. Die Schmiere ist ein stolzes Stück Frankfurter Geschichte.“
Für die Geehrte ist „Die Schmiere“ genau kein klassisches Staats- oder Stadttheater: „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Talenten, neuen Künstlern, neuen Stücken – auch gerade jenen, die noch keine große Bühne haben.“ Dazu zählten auch viele junge Künstler, die später große Erfolge in der ganzen Republik feierten. Die Theatermacherin trat mit zwei Mitstreitern, Matthias Stich und Klaus Teßnow – ebenfalls ganz jung an Jahren – die Nachfolge ihres Vaters an. Ein wahres Theater-Alpha-Tier, wie sie sagt, ein Mann aber auch, der mit derselben Verve seine jungen Nachfolger unterstützte. Der Übergang gelang, das Publikum war neugierig auf das, was die jungen Theatermacher darboten. So ist es auch heute noch, wenn im verwinkelten Keller des Karmeliterklosters der legendäre Papp-Vorhang aufgeht.
Effi B. Rolfs, geboren am 3. Januar 1968, stand schon in jungen Jahren auf der Bühne, auch an der Seite ihres Vaters und dessen Kompagnon Reno Nonsens. Neben ihrer Theatertätigkeit wirkt sie auch als Künstlern und als Autorin. Die Goetheplakette wird bis zu zwei Mal im Jahr an Dichter, Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler sowie andere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens verliehen, die durch ihr schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind.
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© Stadt Frankfurt
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