k senckenbergDie Nacht der Klima-Aktivisten in Frankfurt

Notker Blechner/ Ulla Micheline

Frankfurt/ Main (Weltexpresso) - Die "Fridays for Future"-Bewegung ist auch im Senckenberg-Museum angekommen. Die alt renommierte Gesellschaft vergab einen ihrer zwei Preise an den 18-jährigen Klimaaktivisten Xiuhtezcatl Martinez, der schon lange vor Greta die Jugend zum Klimaschutz sensibilisiert hatte.

Das haben die Dinosaurier im altehrwürdigen Senckenberg-Museum wohl noch nie gesehen: Als Dankeschön für seinen erhaltenen Senckenberg-Preis für Naturengagement legte der junge Martinez spontan einen Hip-Hop-Auftritt hin. Die gut 250 versammelten Galabesucher waren begeistert.


"Wir brauchen mehr Panik!"

Zuvor hatte der amerikanische Klimaschutz-Aktivist mit den langen Haaren und aztekischen Wurzeln, Initiator der Kampagne "We the Future", in einem eindringlichen Appell für mehr Umweltschutz geworben. "Wir brauchen mehr Panik", forderte er. Sonst sei der Planet nicht mehr zu retten. "Es lässt sich nur etwas ändern, wenn die Leute auf die Straße gehen und Druck auf die Entscheider ausüben", erklärte Martinez bei der Preisverleihung in Frankfurt. Nur gemeinsam könnten wir Mauern niederreißen. Die Jugend habe das schon kapiert.

Diese kam am Vorabend der Preisverleihung ins Senckenberg-Museum, um ihr Vorbild zu erleben und mit ihm zu diskutieren. Das klappte ganz gut. Mehrere Jugendliche Schüler, darunter ein paar von der "Fridays for Future"-Bewegung, erklärten, was ihnen Sorge macht und wie sie das Klima schützen wollen. Zum Beispiel durch Verzicht auf Plastiktüten.


Beifall für den Baum-Pflanzer

Besonders viel Applaus bekam Felix Finkbeiner, Gründer der Initiative "Plant for the Planet". Der 21-jährige Münchner setzt sich ein für die weltweite Aufforstung. "Wenn wir 1.000 Milliarden Bäume pflanzen, würden wir den Temperaturanstieg um ein Produzent reduzieren", rechnet er vor. Noch ist er von dem Ziel weit entfernt. Bis heute hat Finkbeiners Organisation 14 Milliarden Bäume gepflanzt. Doch die Zahl wächst rasant. "Jede 15 Sekunden pflanzen wir einen Baum." Derzeit existieren auf der Erde rund 3.000 Milliarden Bäume.

Zur Finanzierung seiner Mammut-Aktion setzt Finkbeiner nicht nur auf Spenden. Er hat eine klimaneutrale Fairtrade-Bio-Schokolade mit entwickelt, die jetzt in den Regalen von Rewe und Edeka zu finden ist. Wer drei Tafeln "Die gute Schokolade" kauft, trägt zur Aufforstung bei.


"Wir müssen die Spielregeln ändern"

"Wir bringen vielleicht fünf Prozent der Menschheit dazu, direkt etwas für das Klima zu tun", ist Finkbeiner realistisch. Daher gehe es vor allem darum, die Spielregeln und Gesetze zu ändern, damit der Klimaschutz durchgesetzt wird. Er begrüße das Pariser Abkommen, doch das Problem sei, dass bisher nur 16 Länder die Versprechungen umgesetzt hätten.

Und was ist mit der Wirtschaft? Die Unternehmen sollten freiwillig ihre Emissionen reduzieren und Aufforstungen betreiben, sonst "kaufen wir ihre Produkte nicht", droht Finkbeiner.


Martinez setzt auf sozialen Druck

So hart drückt sich Xiuhtezcatl Martinez nicht ganz aus. Aber auch er spricht vom sozialen Druck, den es aufzubauen gelte, um das Klima zu schützen. "Es ist möglich, Dinge ändern sich manchmal ganz schnell." Am Ende bleibt der selbstbewusste Klima-Aktivist aber doch recht unkonkret bei seinen Empfehlungen, was zu tun ist.

Martinez setzt sich schon seit seinem sechsten Lebensjahr für den Umweltschutz ein. Mit 15 forderte er auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Weltgemeinschaft zum Handeln auf. Vor kurzem verklagte er die US-Regierung wegen des Klimawandels. "Wir dürfen keine Zeit mehr vergeuden", fordert er immer wieder.


Zweiter Preis für Biologin Sandra Diaz

Im Schatten des mutigen Klimaschutz-Aktivisten mit den langen Haaren stand bei der Gala-Nacht in Frankfurt die etwas schüchterne Biologin Sandra Diaz, die ebenfalls eine Auszeichnung erhielt, den Senckenberg-Preis für Naturforschung. Diaz habe mit ihrer Forschung maßgeblich dazu beigetragen, das Funktionieren der Ökosysteme zu verstehen, begründete die Senckenberg-Gesellschaft ihre Entscheidung. Die Argentinierin von der Universität Cordoba engagierte sich für den Weltklimarat, der 2007 zusammen mit US-Politiker Al Gore den Friedensnobelpreis erhielt.

"Die Natur ist für mich eine Fabrik des Lebens", erklärte Diaz bei der Preisverleihung, sie sorge für Nahrung und liefere wichtige Bestandteile für unseren Körper. Leider aber sei der Zustand der Fabrik besorgniserregend, mahnte sie. Noch freilich sei es nicht zu spät. "Wir können die Fabrik des Lebens noch retten." Eine versöhnliche Botschaft, die die versammelten Gala-Gäste beruhigt nachhause gehen ließ...

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Foto:
© U.M.

Info:
http://www.senckenberg.de/
Senckenberg-Gesellschaft