Das Museum als Begegnungsstätte
Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - Das Fuldaer Vonderau-Museum lud zum Start seiner gut besuchten Veranstaltungsreihe „MuseumsGespräche“. „Wir müssen viel reden“, sagte vor kurzem der neue Leiter des Hauses Dr. Frank Verse in einem Interview mit der Fuldaer Zeitung - und es wurde überraschend viel miteinander geredet. Das Gespräch begann mit einem Impulsvortrag Verses: „Städte zwischen Vorgeschichte und Gegenwart.“ Mit alten Stichen, Karten und Modellen skizzierte er in einem gewaltigen Bogen die Stadtentwicklungen von Uruk im Zweistromland 3500 v. Chr. über Babylon, Athen und Rom bis zum heutigen Fulda:
Schon früh bekamen Stadtmauern nicht nur schützende sondern auch repräsentative Funktionen, die allerdings in Rom aufgrund des riesigen Reichs verfielen. Im späten Mittelalter entschied sich der Widerspruch zwischen Verteidigung versus Architektur zugunsten der Baukunst. Die Stadttore dienten bis in die Neuzeit nur noch zur Kontrolle der Besucher. Insgesamt wurde in dem Referat deutlich, welche Einflüsse auf das Entstehen von Städten wirkten und wie sie sich die Ort durch ihre Funktionen veränderten.
Im folgenden Gespräch meldeten sich erstaunlich viele der 40 Gäste zu Wort, recht munter wurde die Attraktivität von Städten trotz hoher Mieten aber anderer Vorteile diskutiert. Dabei ging es schon häufig recht hautnah zur Sache: Früher musste er drei Stunden bis nach Fulda laufen, erzählte ein Zuhörer aus der Rhön, dann wurde alles dem Verkehr in die Stadt untergeordnet, nun solle der Verkehr wieder raus... Auch die Kuratoren der laufenden Jubiläumsausstellung, Dr. Cornelia Halm und Johannes Peter, griffen behutsam in das Gespräch ein. Sie sprachen von den Münzen im Fernhandel, die immerhin ihren Metallwert hatten oder wie sich die Städte primär als Wirtschaftszentren entwickelten.
Die Veranstaltung war kein Universitäts- oder Volkshochschulseminar, sondern umkreiste locker das Thema. Es wurden wenig Lösungen, aber viele historische oder aktuelle Probleme und Chancen der Stadtentwicklung angesprochen. Oft musste der Museumsleiter, der sich ansonsten zurückhielt, auf die Inhalte der weiteren Veranstaltungen verweisen. Es gab einige kritische Gäste, die gerne mehr zur historischen Entstehung Fuldas erfahren hätten und nicht so sehr über die „reichlich bekannten Probleme“ reden wollten.
Dennoch bewies das Vonderau-Museum mit diesem Auftakt seiner Gesprächsreihe, dass sich ein Museum nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigt, sondern ebenfalls ein Ort der Auseinandersetzung und Begegnung werden kann. Vom „Paradigmenwechsel“ sprach Verse neulich: Die Gäste könnten nicht nur zu Ausstellungen sondern auch zu Gesprächen zwischen Laien und Fachleuten kommen.
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(c) Hanswerner Kruse
Info:
Die nächsten Termine am Dienstag, 20. August, („Großstadt Fulda? Stadtentwicklung nach 1945“) und am Dienstag, 15. Oktober, („Was haben Loheland und das Bauhaus gemeinsam?“). Jeweils um 18.30 Uhr, Eintritt frei.