Kunstwoche in Kleinsassen, Teil 1
Hanswerner Kruse
Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Während die Einen noch an ihren Buden herumzimmern machen andere bereits gute Geschäfte. Denn auch zum Beginn der vierzigsten Kunstwoche drängeln sich schon früh zahlreiche Neugierige zwischen den Ständen und in den Scheunen - lange vor der offiziellen Eröffnung am Nachmittag. Früh kaufen sie Kunst oder Kunsthandwerk von den über 80 Ausstellenden, aber auch Kuchen oder Bratwürste von den Dorfbewohnern. Die Rhönkapelle bläst zur Einstimmung unterschiedliches Liedgut, auch den Song „Stand by me“ von Ben E. King, den man eher von John Lennon kennt.
Zur Begrüßung kam viel Politprominenz. Die genialsten Worte fand Hofbiebers gut aufgelegter Bürgermeister Markus Röder: Überall sei ja in und um Fulda viel los, „aber jetzt ist ein Besuch in der Kulturhauptstadt der Rhön“ angesagt. Heut lese man ja viel über Bio- und andere Diversität, aber die Kunst-Diversität sei hier zu erleben.
Der erste Kreisbeigeordnete Frederik Schmitt meinte, in der ersten Kunstwoche 1979 sei Kultur auf dem Land noch nicht so selbstverständlich gewesen wie heute. Da kamen eher die Großstädte und Ballungsgebiete infrage. Doch die Projekte Kunstwoche und Kunststation, die gemeinsam das vierzigste Jubiläum feiern, seien eine „nachhaltige Idee“ gewesen.
Einer der damaligen „Ideengeber“, der ehemalige Landrat Fritz Kramer, hatte einst den ersten Kunstmarkt eröffnet und sprach gestern über den historischen Hintergrund des Ortes Kleinsassen, das sich heute „Malerdorf“ nennen dürfe. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Leipziger Kunststudenten den idyllischen Flecken in der Rhön entdeckten, waren die Bewohner bettelarm. Doch sie nahmen freudig die fremden Besucher auf und finden es bis heute „großartig, dass hier was los ist.“
Kunst sei nicht nur eine Frage der Wahrnehmung oder der Realitätsabbildung meinte Pfarrer Santos als Vertreter der Kirchengemeinde. Sondern „sie bringt der Menschheit auch eine Vision zum Mitnehmen.“ Ortsvorsteher Alfred Weber betonte, „Kunst ist die Vertreterin des Unaussprechlichen!“ Monika Ebertowski, Leiterin der Kunststation freute sich über den gemeinsamen Geburtstag und wies auf die derzeit laufende Jubiläumsausstellung „KunstSpieleKunst“ hin, in der die Besucherinnen und Besucher einbezogen würden und die Objekte verändern oder begreifen dürften: „Wenn Kleinsassen die Kulturhauptstadt sei, dann ist die Kunststation der Louvre der Rhön.“
Sonja Reith betonte in ihrer Begrüßung die „besondere Vielfalt“ der diesjährigen kreativen Angebote und Workshops, die sie gar nicht alle aufzählen konnte. Jeden Tag gibt es vielseitige Mitmachaktionen, musikalische und andere performative Darbietungen für Besucherinnen und Besucher sowie deren Kinder. Aber auch die Künstlerinnen und Künstler haben viel Raum für die Begegnung und den Austausch.
Und sie vergaß auch nicht, auf den ersten Skulpturenpfad in Kleinsassen hinzuweisen. Bereits vor einigen Wochen hatten Kunstschaffende, ihre Kunstwerke in Vorgärten und an Straßenrändern des Künstlerdorfes drapiert (wir berichteten). Die sind dort auch nach der Kunstwoche noch bis zum 15. September zu sehen. Die Kunstwoche ist bis zum 18. August täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Foto:
© Hanswerner Kruse
Info:
www.malerdorf-kleinsassen.de