Konstantin01Die Verleihung der Albert-Schweitzer-Medaille an Konstantin Wecker

Eine großartige Veranstaltung erwartete uns letzte Woche am 3. September um 18:00 Uhr in der Paulskirche Frankfurt: Die Ehrung Konstantin Weckers mit der Albert-Schweitzer-Medaille. Das Gedenken des Multitalents Schweitzer impliziert nämlich zwingend auch eine Auflistung seiner vielfältigen Errungenschaften, die in gleich vier unterschiedlichen Redebeiträgen ihre Würdigung erfahren, bis schlussendlich kein geringerer als Gerald Hüther zu einer überschwänglichen Laudatio ansetzen darf.


Doch zunächst spricht Oberbürgermeister Peter Feldmann seine einleitenden Grußworte. FELDMANN01Er begrüßt zunächst die anwesenden Ehrengäste und kündigt die nachfolgenden Redner an sowie die musikalische Begleitung Percussion Gruppe „Impuls“ aus Oberursel und weist darauf hin dass das in der Mainstadt beheimatete Albert-Schweitzer-Zentrum nunmehr 50-jähriges Jubiläum feiert. In der Tat gehe jedoch die Geschichte der Verbindung von Albert Schweitzer und Frankfurt noch viel weiter zurück, Albert Schweitzer wurde nämlich bereits im Jahr 1928 von dem damalig amtierenden Oberbürgermeister Ludwig Landmann (SPD) der Goethe-Preis verliehen - lange bevor Oberbürgermeister  Walter Bockelmann (SPD) ihn 1959 zum Frankfurter Ehrenbürger ernannt hatte.

Schweitzer selber soll über Frankfurt gesagt haben, es sei „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen und Frankfurt habe auf ihn einen besonderen Zauber ausgeübt, insbesondere, weil es die Stadt Goethes sei. Es sei darum wichtig, an diese 60-jährige Ehrenbürgerschaft zu erinnern, weshalb zu diesem Anlass zum ersten Mal die Albert-Schweitzer-Medaille verliehen werde. Das Lebenswerk Schweitzers müsse wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden, insbesondere seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Die klare Botschaft sei der Wille zum Miteinander. In diesem Sinne sei es wichtig, Idole zu haben. Eines dieser Idole sei unbestritten Konstantin Wecker, da er als Mensch für unbändige Lebensfreude und Menschlichkeit stehe. Nicht nur als Musiker, sondern auch in seinem Engagement für Frieden wie Achtsamkeit für Flüchtlinge, beziehe er Position und schaue nicht weg. Dies verbinde ihn mit Albert Schweitzer und dessen Credo einer ethischen Grundhaltung.

Musik01Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wird eben dieses Credo  Margot Käßmann treffend ausformuliert: „Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das leben will!“, nachdem die zahlreichen Redebeiträge von Achim Knecht, Evangelischer Regionalverband Frankfurt, von Eintracht-Präsident Peter Fischer und Wolfgang Beck von Schweitzers Verlag C.H. Beck musikalisch von der Gruppe ImPuls-Perkussion aufgelockert wurden.

Margot Käßmann hält eine wahrhaft spektakuläre Lobeshymne auf Albert SchweitzerMARGOT und klagt darüber hinaus in empathischer Weise die eklatant menschenverachtende Sprache der AfD an, die trenne statt zu vereinen sowie inhumane Gedanken schleichend billige. Zitiert wird an dieser Stelle Alexander Gauland mit seinem Ausspruch: „Wir werden sie jagen!“ Und tatsächlich jage die AfD die anderen Parteien verbal vor sich her. Und schon fallen weitere ungeheure Begriffe dieser Partei, die mittlerweile im Bundestag fallen, wie „Schuldkult“, „völkisch“ oder „entartet“.

Dies alles stehe in eklatantem Widerspruch zur Ehrfurcht vor dem Leben, die unser eigenes Leben einordnet in ein großes Ganzes, zu dem alle Geschöpfe gehören. Ihre zündenden Worte treffen mitten ins Herz. Tosender Applaus, Es sei Mut gefragt und Humor. Und zudem sollten wir alle wachsam sein in Sachen Sprache. Sarrazin habe bereits die Grundängste der Menschen gezielt aufgegriffen, in seinen Veröffentlichungen gezielt gegen Muslime mobil gemacht und sich in verächtlicher Weise geäußert. Diese Haltung könne keine Grundlage für ein gemeinsames Gespräch sein. So würden Ängste geschürt, die diffus vorhanden seien, anstatt die ungeheure Integrationsleistung zu feiern, die in P1090659testDeutschland vollbracht wurde.

Schlussendlich sollten wir im Gedenken an Albert Schweitzer und seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben nicht nachlassen, uns nicht bremsen lassen: Nicht nur die Einzelnen sollten ethische Persönlichkeiten werden müssen, sondern eben auch die Völker. Wir alle können durch unsere Haltung und unseren Mut etwas tun. Die verantwortlichen Politiker sollten rigoros aufgefordert werden, etwas gegen Fremdenfeindlichkeit zu unternehmen – im Sinne der Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben im Zusammenspiel zwischen individuellen Grundüberzeugungen und politischem Handeln. Dieses Zusammenspiel hat Konstantin Wecker in seinem musikalisch-lyrischen Lebenswerk seit jeher in verfolgt.
Wir gratulieren deshalb alle herzlich zur Verleihung der Albert-Schweitzer-Medaille.


Fotos:
© Eva Mittmann