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Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie können das wörtlich nehmen. Denn noch heute sprechen wir von MEISTERSTÜCKEN, meinen damit aber eher, daß die Qualität eines Kunstwerks oder eines Gebrauchsgegenstandes so hervorragend ist, daß es den Meister des Fachs verrät. Seine etymologische Herkunft hat das MEISTERSTÜCK allerdings aus dem profanen Abschluß der Meisterlehre, wo man nämlich ein Abschlußwerk vorzeigen mußte, meist bis ins Kleinste vorgeschrieben, aber auch immer wieder frei assoziiert: das MEISTERSTÜCK. Erst dann, wenn das Werk gelungen war, ein Meisterstück wurde, wurde man zum Meister gekürt.
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Und natürlich hat sich der Beruf des Malers aus derselben Tätigkeit, des Malens mit dem Pinsel entwickelt, dann nach und nach von einander entfernt und differenziert. Wir sprechen hier schon von der Zeit, als Maler in ihren Zünften vereinigt waren, die gesellschaftlich ihre Anliegen vertraten. Herrjeh, das waren genau festgelegte Präliminarien, die zu eisernen Regeln wurden und die Ausbildung, die mit dem Meisterstück ihr Ende fand, reglementierten. Aber wir wollen nicht von der Welt, nicht von Europa, nicht von Deutschland, sondern von Frankfurt sprechen. Denn das Wunderbare dieser Ausstellung, die zu Ende geht, was wir betonen, damit Sie sie noch rasch anschauen können, das Wunderbare ist, daß sie eine konkrete stadtgeschichtliche Ausstellung ist und doch gleichzeitig durch die Qualität dieser Meisterstücke, die fast alle im Depot des Historischen Museums ruhten und wieder ruhen werden, eine echte Kunstausstellung ist. Eine Kunstausstellung, nach der sich auch das Städel die Finger lecken könnte. Nur muß sich das herumsprechen, denn man erwartet erst einmal nicht, in einem Historischen Museum derartige hervorragende Malerei, auch Zeichnungen, Drucke etc. zu sehen.
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Wichtig aber ist, festzuhalten, daß die MALERGESELLSCHAFT, so lange sie bestand, nicht im freien Raum agierte, sondern daß sozusagen der Rat der Stadt Frankfurt ihr oberster Dienstherr war. Und bei diesem waren die MEISTERSTÜCKE dann abzuliefern. Über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte waren dann ganze Sammlungen zusammengekommen, die in anderen Städten verkauft wurden, im traditionsbewußten Frankfurt jedoch bei der Stadt verblieben. Von den rund 100 in Frankfurt geschaffenen MEISTERSTÜCKEN sind heute noch 48 existent, die, wie gesagt, in den Depots ruhen, nun aber an den Wänden hingen. Tolle Stücke darunter. Und ein Teil von ihnen war ja an den Wänden des Römers auch aufgehängt, insbesondere in der Wahlstube im Römer waren die Wände für diejenigen Prunkstücke ideal, die was hermachten und auch Geschichte und Religion auf die richtige Art zeigten, wie "Die Salbung Davids durch Samuel", vom Meisterlehrling Hendrik van der Borcht dem s gefertigt, was ihn zum Meister machte.
Man kann so vieles bestaunen in dieser Ausstellung, was morgen schon wieder verborgen sein wird. Aber zu den Kaiserbildern im Kaisersaal sollte man noch etwas sagen, denn sie bleiben ja in der Öffentlichkeit und sind für die Touristen, die nicht mehr die Wahlkapelle, aber den Kaisersaal sehen können, staunenswert. Zu Zeiten als "Corporate Identity" noch kein Begriff war, haben die Direktoren der Städelschule, der Nazarener Philipp Veit ist hier besonders zu nennen, das heutige Selbstbild der Stadt schaffen lassen: die vollständigen Kaiserbilder im Kaisersaal. Das war Auftragsarbeit, aber Meisterstücke sind sie auch geworden. Und anders als die Ausstellungstücke dieser wunderbaren Ausstellung bleiben die Kaiserbilder des 19. Jahrhunderts weiterhin sichtbar.
Fotos:
©hmf
Info:
Die Ausstellung schließt am Sonntagabend, 19.1.
Für die Führung ist eine Anmeldung beim Besucherservice des HMF erforderlich:
Besucherservice
Information und Anmeldung
Susanne Angetter
Mo – Fr 10 – 16 Uhr
Tel. +49 69 212-35154
E-Mail: besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de
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Für das Historische Museum Frankfurt herausgegeben von Wolfgang P. Cilleßen, Aude-Line Schamschula, Band 6, 116 Seiten, Verlag Henrich Editionen, 18 €
"Die Wahlstube im Frankfurter Römer" war im Rahmen der Sonderausstellung "Meisterstücke - Vom Handwerk der Maler" bis zum 19. Januar 2020 im Museum zu sehen. Jetzt nur noch als Buch. Aber immerhin als Buch!
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Meisterstücke. Vom Handwerk der Maler,
hrsg. von Wolfgang P. Cilleßen und Andreas Tacke,
Historisches Museum Frankfurt, Societäts Verlag 2019
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