wpo dschungel 1625Das "Dschungelbuch" als Musical

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Mit dem Musical „Dschungelbuch“ war das Theater Liberi zu Gast in der Orangerie. „Aouu! Aouu! Das ist der wilde Dschungel und ich bin ein wildes Tier“, heult der niedliche Wolfsjunge Mogli in den Saal. Gleich muss sich das groß gewordene Findelkind der Entscheidung des Wolfsrudels stellen, ob es von ihm aufgenommen wird. Moglis Pantherfreundin Baghira ist erstaunt, dass er sich davor nicht fürchtet. „Wölfe haben keine Angst“, ruft er.
Nach der gelungenen Zeremonie taucht der aggressive Tiger Shir Khan auf: „Jetzt ist aber Schluss mit lustig.“ Der König des Dschungels faucht Mogli als „Menschenkind“ an, das er endlich fressen wolle. Doch Wolfsmutter Akela, die Pantherin und der - mittlerweile auf der Bühne begeistert vom Publikum empfangene - Bär Balu verteidigen ihn. Aber Mogli ist verstört, ringt während der weiteren Ereignisse nachfühlbar um seine Identität, denn alles Menschliche gilt im Dschungel als böse.

Er begegnet den kreischenden Affen, die unermüdlich „Banana! Banana?“ verlangen. „Die hängen doch da oben“, rufen einige Kinder aus dem Publikum. Die lustigen, hüpfenden Gestalten staunen über Mogli - „Ein Affe mit so wenig Haaren“ - und möchten ihn zum Anführer machen. Schlange Kaa, in hautenges blaues Latex gezwängt, legt sich mit dem Tiger an und versucht dann den Menschenjungen zu verführen. Moglis Freunde wollen ihn zu den Menschen bringen, „da bist Du sicherer“, doch er fühlt sich verraten und glaubt, im Dschungel alleine klarzukommen. Schließlich begegnet er dem Mädchen Narami und ist nun völlig hin- und hergerissen zwischen Menschenwelt und Urwald.

Moglis Geschichte wird mit Tanzeinlagen, Slapsticks und vielen Gesängen so abwechslungsreich dargeboten, dass auch die kleinen Kinder immer wieder fasziniert scheinen. Die „Tiere“ bewegen sich anmutig animalisch, bleiben jedoch eindeutig als Menschen zu erkennen. Ihre Kostüme suggerieren keine völlige Verwandlung, sondern sind sparsam, originell und komisch: beispielsweise wirken die aufgedrehten Affen mit ihren Pluderhosen und Zottelhaaren wie Hippies.

Die Erzählung folgt frei der Romanvorlage, die ja bereits im legendären Disney-Film reduziert und verändert wurde. Man wartet vergeblich auf Balus „Versuchs mal mit Gemütlichkeit“ und andere Gesänge. Den Groove der Filmmusik haben die eigenen Songs des Liberi-Theaters nicht. Aber das war dem faszinierten kindlichen und erwachsenen Publikum in der - zweimal fast ausverkauften - Orangerie egal. Es feierte ein unterhaltsames Familienmusical, das die Freundschaft lobte und sich mit Fragen „wer bin ich?“ und „wo gehöre ich hin“ auseinandersetzte.
dschungel 1583

„Mir ist egal was er ist, Wolf, Mensch,
ganz egal, er ist mein Freund!“
(Balu)
Fotos
(c) Hanswerner Kruse
Oben Schlange Kaa verführt Mogli
Unten Mogli und sein Freund Bär Balu