5. Theodor Heuss Ernst Beutler Walter Kolb bei der Einweihnung im Zimmer der Frau Rat c FDH70 JAHRE WIEDERAUFBAU DES GOETHE-HAUSES

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (WEltexpresso) - Vor 70 Jahren wurde das originalgetreu rekonstruierte Frankfurter Goethe-Haus im Beisein des Bundespräsidenten Theodor Heuss wieder der Öffentlichkeit übergeben. Dem Entschluss zum Wiederaufbau des im März 1944 völlig zerstörten Hauses war eine lebhafte Debatte vorausgegangen. Es war die erste landesweite Diskussion darüber, wie mit dem zerstörten historischen Erbe nach dem Krieg umgegangen werden soll. Goethes Elternhaus im Großen Hirschgraben zählt zu den ältesten literarischen Gedenkstätten Deutschlands, die Goethebegeisterte und Touristen aus aller Welt anzieht.

Diese Historie des Bauens ist deshalb so wichtig, weil sich daran Wesentliches anschließt. So war und bin ich tief überzeugt davon, daß diejenigen, die noch die nun zerbombten, auf jeden Fall niedergerissenen alten Gebäude kannten, jedes Recht der Welt haben, sie wieder originalgetrau aufzubauen, damit ihre zerstörte Welt wenigstens äußerlich geheilt scheint. So geschehen mit dem Goethehaus und so geschehen mit der ganzen Warschauer Altstadt, beispielsweise. Eine andere Haltung habe ich gegenüber der (durchaus gelungenen) Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt, die auf jeden Fall sauberer gebaut ist als die unsägliche Ostzeile des Römerbergs. Schon ganz daneben sind solche Unternehmungen, wie die geforderte Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schauspielhauses, nachdem der Überbau, die jetzigen Städtischen Bühnen abgerissen wären. Selbstverständlich hätten diese Vorrang bei einer Rekonstruktion, da die Bevölkerung viele Jahrzehnte mit ihnen lebte. Nun aber zum Goethehaus!

3. Beutler und Kellner vor GH kurz vor Einweihung 1951 c FDHDr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main betont anlässlich des Jubiläums die Bedeutung des Goethe-Hauses: „Das Haus atmet bis heute den Geist der Goethezeit, auch wenn es in Wirklichkeit aus dem Jahr 1951 stammt. Diese Atmosphäre zu bewahren und weiterzutragen ist die Verpflichtung nicht nur des Freien Deutschen Hochstiftes allein, sondern auch der Stadt Frankfurt, die sich mit Stolz und Dank zu diesem Symbol des freien Geistes bekennt.“

„Dass das Goethe-Haus auch heute noch ein zentraler Ort des Goethe-Gedenkens ist, verdanken wir Ernst Beutler, der sich nach der Zerstörung von 1944 erfolgreich für den Wiederaufbau einsetzte. Aufgabe des Freien Deutschen Hochstifts – damals wie heute – ist nicht nur, einen anschaulichen Eindruck von Goethes Frankfurter Ursprüngen zu vermitteln, sondern auch die Erinnerung an seinen liberalen und weltoffenen Geist lebendig zu halten und in die Zukunft zu tragen. Unser Dank gilt an dieser Stelle den öffentlichen Zuwendungsgebern – der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Stadt Frankfurt am Main – sowie den zahlreichen privaten Spenderinnen und Spender, die unsere Arbeit engagiert unterstützen.“, so Prof. Dr. Anne Bohnenkamp- Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts. „

Im Jubiläumsjahr wird das Freie Deutsche Hochstift in unmittelbarer Nachbarschaft zum Goethe-Haus das Deutsche Romantik-Museum eröffnen, für das Ernst Beutler mit der Erweiterung des Sammlungsschwerpunktes der Einrichtung die Basis geschaffen hat. Die Ergänzung des bestehenden Ensembles aus Goethe-Haus und Gemäldegalerie der Goethe-Zeit um ein innovatives Museum, verspricht eine anregende Auseinandersetzung mit der Epoche der Romantik und möchte einen wichtigen Beitrag zur Reflexion unserer heutigen Identität leisten. Goethe selbst wird dabei in ein neues Licht gerückt.

Das Freie Deutsche Hochstift widmet der 1951 weltweit beachteten Wiederöffnung des Goethe-Hauses am 10. Mai 2021 einen Vortrag im Live-Stream mit dem Architekten Dr. Ing. habil. Wolfgang Voigt sowie eine Online-Ausstellung mit zahlreichen Briefen, Fotos, Aufsätzen und Zeitungsartikeln.


Festvortrag mit Wolfgang Voigt
Gespräch mit Dr. Joachim Seng und Dr. Nina Sonntag

Am 10. Mai 1951 wurde das originalgetreu wieder aufgebaute Frankfurter Goethe-Haus unter den Augen der Weltöffentlichkeit neu eröffnet. Dem Entschluss zum Wiederaufbau des im März 1944 zerstörten Hauses war eine intensive Debatte vorausgegangen. Anhänger des Deutschen Werkbundes sprachen sich vehement gegen den vom Hochstift unter Ernst Beutler favorisierten originalgetreuen Wiederaufbau aus, den Persönlichkeiten wie Hermann Hesse, Thornton Wilder, Marie Luise Kaschnitz und Benno Reifenberg unterstützten. Es war die erste bundesweite Diskussion darüber, wie mit dem zerstörten historischen Erbe nach dem Krieg umgegangen werden soll.

Den Festvortrag hält der Architekt Dr.-Ing. habil. Wolfgang Voigt, der 2018 für die Ausstellung ‚Die immer neue Altstadt. Bauen zwischen Dom und Römer seit 1900‘ neue Erkenntnisse zum Wiederaufbau des Goethe- Hauses vorlegte. Im Anschluss sollen im Gespräch mit dem Publikum und Dr. Joachim Seng, dem Leiter der Bibliothek sowie Dr. Nina Sonntag, Kunsthistorikerin am Haus, die unterschiedlichen Positionen der zeitgenössischen Diskussion anschaulich werden. Mit einem Grußwort von Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main.

Die Veranstaltung wird als Zoom-Live-Stream angeboten. Die Teilnahme ist kostenlos. Informationen

Link und Meeting-ID: https://freies-deutsches-hochstift.de


ab 10. Mai 2021

VON DER ZERSTÖRUNG ZUM WIEDERAUFBAU DES FRANKFURTER GOETHE-HAUSES 1944 – 1951

Eine virtuelle Ausstellung von Dr. Joachim Seng und Dr. Nina Sonntag

Es war ein weltweit zur Kenntnis genommenes Ereignis, als am 10. Mai 1951 das originalgetreu wieder aufgebaute Frankfurter Goethe-Haus in Anwesenheit von Bundespräsident Theodor Heuss und den drei Hohen Kommissaren der drei westlichen Besatzungsmächte wiedereröffnet wurde. Dem Entschluss zum Wiederaufbau des im März 1944 völlig zerstörten Hauses war eine lebhafte Diskussion vorausgegangen. Anhänger des Deutschen Werkbundes sprachen sich vehement gegen den vom Freien Deutschen Hochstift unter Ernst Beutler favorisierten originalgetreuen Wiederaufbau aus, den Persönlichkeiten wie Hermann Hesse, Thornton Wilder, Albert Schweitzer, Karl Jaspers und Benno Reifenberg unterstützten. Die landesweite Diskussion darüber, wie mit dem zerstörten historischen Erbe nach dem Krieg umgegangen werden soll, hatte bereits unmittelbar nach dem Krieg begonnen, am Frankfurter Goethe-Haus und seinem Wiederaufbau schieden sich im Jahr 1947 die Geister. Die Entscheidung des Frankfurter Magistrats fiel im Frühjahr 1947, doch bis zur Eröffnung „von Frankfurts kulturellem Heiligtum“ (Thomas Mann) im Mai 1951 war es – durch Materialknappheit, Kostensteigerung und Währungsreform – noch ein steiniger Weg.

Anhand zahlreicher Briefe, Fotos, Aufsätze und Zeitungsartikel zeichnet die virtuelle Ausstellung den konfliktbehafteten Weg von der Zerstörung bis zur Einweihung des Goethe-Hauses nach.

Fotos:
Architekt Theo Kellner (li.) mit Ernst Beutler (re.) 1951 vor dem Goethe-Haus
© Freies Deutsches Hochstift
5. Theodor Heuss, Ernst Beutler, Walter Kolb, John J. McCloy (v. l.) zur Einweihung am 10. Mai 1951 im Goethe-Haus
© Freies Deutsches Hochstift

Info:
https://frankfurter-goethe-haus.de