Hanno Lustig
Berlin (Weltexpresso) - Die Veranstaltung möchte den Blick auf eine wenig beachtete Region am Rande Europas und deren Bezüge zu Deutschland lenken. Denn zwischen Donau und Schwarzem Meer gibt es in Rumänien und Bulgarien eine geschichtsträchtige und ethnisch ausgesprochen vielfältige Region, die 100 Jahre lang – von 1840 bis 1940 - auch von Deutschen mit geprägt wurde. Mit der Umsiedlung der 15.000 sogenannten Dobrudscha-Deutschen im Oktober/November 1940 in Folge des deutsch-rumänischen Umsiedlungsabkommens begann für die meisten eine Zeit in Lagern bzw. in den von Deutschland eroberten Ostgebieten.
Diejenigen, die die Flucht vor der Roten Armee 1944/45 überlebten, suchten in Deutschland einen Zufluchtsort und schließlich, da die Rückkehr in die Dobrudscha nicht möglich war, ein neues Zuhause. Oft fanden sie zunächst eine »kalte Heimat« vor und es dauerte seine Zeit, wieder heimisch zu werden.
Ein Erfahrungsaustausch sowie ein fachlicher Blick auf die Zeiten von 1940 bis 1950 sollen für das Schicksal von Flucht und Vertreibung (Umsiedlung) gerade angesichts der heutigen (globalen) Migrationsbewegungen sensibilisieren.
Programm
Freitag, 30.7.2021
17 Uhr: Vortrag und Gespräch
Geschichte der deutschen Siedler zwischen Donau und Schwarzem Meer Die Situation der Deutschen in Rumänien - besonders in der Dobrudscha – vor der Umsiedlung im Jahr 1940
Referent: Dr. Josef Sallanz, Historiker u. Autor eines Buches über die Dobrudscha
19 Uhr: Vortrag und Gespräch
Grundlegendes zur Umsiedlungspolitik des Dritten Reiches, zu den Ansiedlungen während des Zweiten Weltkrieges in den eroberten Ostgebieten und zu Flucht und Vertreibung Richtung Westen (DDR bzw. der BRD)
Referent: Dr. Tobias Weger, Historiker und Volkskundler, wiss. Mitarbeiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München; Projekt zu den Deutschen in der Dobrudscha
Samstag, 31.7.2021
9 Uhr: Vortrag, Gruppenarbeit und Gespräch
Historischer Rückblick, Teil 1: Lagerleben nach 1945 bis zur Ansiedlung – Migrationsbewegungen bzw. verschlungene Wege in eine neue „Heimat“. Wo die (überlebenden) Dobrudschadeutschen sich - in der späteren DDR bzw. der BRD - angesiedelt haben
Referent: Dr. Tobias Weger, wiss. Mitarbeiter des IKGS
11 Uhr: Fortsetzung
Historischer Rückblick, Teil 2: Lagerleben nach 1945 bis zur Auswanderung nach Übersee (u.a. Canada, USA, Argentinien)
15 Uhr: Input, Übung in Gruppen und Reflexion
Flucht, Migration und Ankommen im 21. Jahrhundert Unterwegs – Erleben, was für Flüchtlinge Realität ist.
Referent: Michael Panzner, Interkultureller Trainer und Berater, Aschaffenburg
18:30 Uhr: offener Dobrudschaner Abend
Sonntag, 1.8.2021
9 Uhr: Input und Gespräch
Neue Ergebnisse zur Umsiedlung und Ansiedlung im und nach dem Zweiten Weltkrieg aus deutschen, US-amerikanischen und rumänischen Bibliotheken und Archiven
11 Uhr: Gruppenarbeit zu Projekten, Aktionen und Institutionen
Erinnerungsarbeit in der Dobrudscha: Das Projekt „Offene Kirche Malkotsch“ Mitarbeit und Projekte im Bessarabiendeutschen Verein
13:30 Uhr: Seminarauswertung
Foto:
In Sulina, an der Mündung der Donau ins Schwarze Meer gelegen, legte die dort ansässige Europäische Donaukommission, die von 1856 bis 1948 die Schifffahrtsvorschriften auf der Donau regelte, einen internationalen Friedhof mit christlicher, jüdischer und muslimischer Abteilung an © Josef Sallanz
Info:
Eine Veranstaltung des Bessarabiendeutschen Vereins e. V. und des Hauses am Maiberg; im Verlag des Deutschen Kulturforums östliches Europa ist das Buch von Josef Sallanz über die Dobrudscha erschienen: Deutsche Siedler zwischen Donau und Schwarzem Meer. Die Dobrudschadeutschen einst und Migrationsbewegungen heute.
Seminar von Freitag, 30. Juli, bis Sonntag, 1. August 2021 im Tagungszentrum Schmerlenbach bei Aschaffenburg: www.schmerlenbach.de
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