Felicitas Schubert
München (Weltexpresso) - "Wie weiterschreiben nach der Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten? Wie veröffentlichen? Gehört werden?", fragen diejenigen, die die vielfach ausgezeichnete Online-Plattform Weiter Schreiben - (W)Ortwechseln betreiben, die Autoren und Autorinnen die Möglichkeit gibt, weiter zu schreiben und literarisch anzukommen. Bereits seit 2017 schreiben Autoren und Autorinnen u. a. aus Syrien, dem Irak, Iran, Jemen und Afghanistan Briefe, Erzählungen und Gedichte u. a. über ihre alte Heimat und über ihre neue, über das Weggehen und Ankommen.
Am 9. Mai erscheint im Hörverlag die umfassende Anthologie Weiter Schreiben - (W)Ortwechseln. Literarische Begegnungen mit Exil-Autoren, die gleichzeitig den fünften Geburtstag des Projekts einleitet.
Fünf Jahre, 150 Texte im Original und in Übersetzung, über 60 Autor*innen – erstmalig kommen sie hier zusammen, erstmalig hören wir ihre Stimmen gemeinsam. Es ist auch eine Werkschau der Begegnungen zwischen Autoren aus Kriegs- und Krisengebieten und Autoren, die im deutschen Literaturbetrieb renommiert sind und die im Rahmen des Projekts in Tandems zusammengekommen sind. Von Text zu Text wird hörbar, wie unterschiedlich diese Zusammenarbeit sich gestaltet, wie persönlich, literarisch und politisch eine solche Begegnung sein kann. Die Tandems zeigen, wie das klingt, wenn Zugehörigkeit keine Frage von Nationalität, Religion oder Sprache, sondern eine Frage des gemeinsamen Handelns und Sprechens ist.
Die Texte sind völlig unterschiedlich: Da gibt es viele über Krieg, Gewalt und Vertreibung, die in dieser Anthologie versammelt sind, aber auch Texte über Kochen und Essen, Pelikane und Tauben, Erotik und Weihnachtsmänner sind entstanden, die auf sehr unterschiedliche Arten vom Grauen oder eben gerade nicht vom Grauen erzählen, aber so geschrieben sind, dass es zwischen den Zeilen spürbar wird. Die Autoren und Autorinnen kommen aus Syrien, Irak, Iran, Südsudan, Jemen und aus Afghanistan. Es sind auch Roma- und Sinti-Autor*innen dabei, die in Deutschland, Österreich und Ungarn leben, weil Krisengebiete nicht immer woanders sind, sondern für manche Menschen mitten in Europa.
Zu hören sind Texte von: Mit Ali Abdollahi, Lubna Abou Kheir, Ronan Ahmad, Pegah Ahmadi, Galal Alahmadi, Mariam Al-Attar, Dima Al-Bitar Kalaji, Osama Al-Dhari, Omar Al-Jaffal, Ali Al-Kurdi, Abdalrahman Alqalaq, Abdullah Alqaseer, Shukri Al Rayyan, Usama Al Shahmani, Lina Atfah, Batool, Kristine Bilkau, Marica Bodrožić, Nora Bossong, Daniela Dröscher, Tanja Dückers, Zsuzsanna Gahse, Stella Gaitano, Sylvia Geist, Freshta Ghani, Lena Gorelik, Olga Grjasnowa, Annett Gröschner, Rasha Habbal, Rabab Haidar, Nino Haratischwili, Yamen Hussein, Fady Jomar, Ahmad Katlesh, Martin Kordić, Christine Koschmieder, Michael Krüger, Ulla Lenze, Samuel Mago, Maryam Mahjube, Mariam Meetra, Hussein Mohammadi, Widad Nabi, Katerina Poladjan, Ilma Rakusa, Monika Rinck, Jafar Sael, Ivana Sajko, Salma Salem, Ulrike Almut Sandig, Joachim Sartorius, Julia Schoch, Sabine Scholl, Peter Stamm, Saša Stanišić, Ulf Stolterfoht, Julia Weber, Sam Zamrik und Ivna Žic.
Foto:
©hoerverlag.de
Info:
Abd Alrahman Alqalaq, Abdullah Alqaseer, Ahmad Katlesh et al., Dima Al-Bitar Kalaji (Hrsg.), Christiane Collorio (Hrsg.), Annika Reich (Hrsg.), Weiter Schreiben – (W)Ortwechseln, gesprochen von Melika Foroutan, Sabin Tambrea, der Hörverlag, MP3CD, Spieldauer: 9 h 51 min, ET: 09.05.2022
Weiter Schreiben – (W)Ortwechseln
Knapp 60 Schriftsteller*innen aus unterschiedlichsten Ländern finden hier zusammen. Aus unterschiedlichsten Ländern bedeutet in diesem Fall auch, dass Aufnahmen nicht nur in vielen verschiedenen Tonstudios in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfanden, sondern auch auf der Flucht, mit dem Mobiltelefon, vor störenden Geräuschen geschützt unter einer Decke. In den Originalfassungen sind Textausschnitte zu hören auf Arabisch, dem afghanischen und iranischen Persisch, Sorani, Paschtu, gelesen von den Autor*innen selbst. Die vollständigen Texte wurden in deutscher Übersetzung gelesen von Melika Foroutan und Sabin Tambrea. Dem folgen die Lesungen der deutschsprachigen Tandempartner*innen. Zudem spielt der syrische Musiker Nabil Arbaain Stücke auf seiner Oud. Mit diesem Hörbuch versuchen wir, in den Geschichten, Perspektiven, Eindrücken, den Sprachen, Klängen, Stimmen und der Musik, die Vielfältigkeit des kulturellen Austauschs der Initiative Weiter Schreiben aufzunehmen und fortzusetzen.