6d95328b 35e5 2999 0f26 da0894147ddbUferstädte: Metropolen an Themse, Spree und Ruhr

Klaus Hagert

Berlin (Weltexpresso) - Was verbindet das Ruhrgebiet mit London und was London mit Berlin? Beide sind europäische Metropolregionen. Da bis zum Ende des Jahrhunderts neun Zehntel der Europäer und Europäerinnen in Städten leben werden, sind Metropolen Motoren des Wandels und wandeln sich auch selbst in atemberaubendem Tempo.

Hinweise auf zwei Veranstaltungen, die auf sehr unterschiedliche Weise die Folgen dieses Umbruchs thematisieren.

In Zusammenhang mit dem Projekt Unvollendete Metropole des Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV), das der Wasmuth & Zohlen Verlag in den letzten zwei Jahren intensiv begleitet hat, fand am 20.Mai 2022 nach den Konferenzen zu Moskau und Wien die zu „London – Berlin“ statt. Am Beispiel beider Städte wird es besonders um die Entwicklung der innerstädtischen Zentren gehen. In dem Buch 100 Jahre (Groß)Berlin und seine Zentren, das der Wasmuth & Zohlen Verlag anläßlich der 100-Jahr-Feier Groß-Berlins herausgegeben hat, findet sich die Folie für die Metropolenentwicklung Berlins im europäischen Vergleich.

Eine Welt in Auflösung zeigt der Fotograf Fatiih Kurçeren, wenn er in seinen Bildern die Bewohner des Ruhrgebiets und ihre Lebensumstände dokumentiert. Seit mehr als 150 Jahren wird die Region zwischen Ruhr und Lippe von Einwanderung und dem Zusammentreffen vielfältiger Kulturen geprägt. Selbst ein Zugewanderter gilt sein Interesse vor allem Menschen mit Migrationshintergrund. Anlässlich der Triennale der Photographie 2022 wurde am 20. Mai 2022 im Westwerk Hamburg die Ausstellung Pithead mit den Bildern des im Wasmuth & Zohlen Verlag erschienen gleichnamigen Buches eröffnet.


Jenseits von Kohle und Stahl
Menschen im postindustriellen Ruhrgebiet

Fatih Kurçeren
Pithead
Nachwort: Stefanie Carb
Deutsch | Englisch
144 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen
19,5 x 22 cm.Broschur
EURO 28,00 (D)
ISBN 978 38030 3409 0

Fatih Kurçeren – selbst ein Zugewanderter – richtet seinen unvoreingenommenen Blick auf die Region und ihre Bewohner. Dazu bewegt er sich an den unscharfen Rändern einer Gesellschaft, deren Mitte ebenso unklar erscheint wie die Fragen nach ihren Normen, nach ihrem Innen und Außen sowie nach dem, was ihr fremd und eigen ist. Es sind die Menschen selbst, die in den Mittelpunkt gesetzt werden.


Wien - Berlin - London
Europäische Zentren im Vergleich

Harald Bodenschatz, Markus Tubbesing und Gerwin Zohlen
100 Jahre (Groß-)Berlin und seine Zentren
Hrsg.: Deutscher Werkbund

132 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
17 x 24 cm. Broschur
EURO 29,80 (D)
ISBN 978 3 8030 0842 8

Faktisch hat die Großstadtregion Berlin heute drei Zentren: die historische Mitte, die City West und die Potsdamer Altstadt – und zudem, wie kaum eine andere Großstadt Europas, eine Vielfalt kleiner Zentren, die es zu pflegen, zu stärken und zu ergänzen gilt. Im Zusammenhang mit der 100-Jahr-Feier Groß-Berlins dokumentiert dieses Buch die Zentrenbildung der Stadt im europäischen Kontext und stellt sie erstmalig in ihrer historischen Entwicklung dar.



Metropolenkonferenz:
THE CITY zu Gast an der Spree:

 THE CITY zu Gast an der Spree: Auf der 3. Metropolenkonferenz „London-Berlin" empfing der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV) am 20. Mai zahlreiche Gäste aus London um unter anderen zu erfahren, wie sie - auch vor dem Hintergrund von Pandemie und Brexit - die rasante Veränderung von Stadtteilzentren und Einkaufsstraßen managt. London hat in den vergangenen 15 Jahren diverse Strategien entwickelt, um diese attraktiver und urbaner zu gestalten und auf den Wandel im Kaufverhalten der Menschen zu reagieren. Umgerechnet knapp 300 Millionen Euro wurden in eine Reihe von Programmen investiert, die auf die Regeneration und das Wirtschaftswachstum ausgelegt sind – Anlass genug zu diskutieren, was Berlin hier lernen kann, und zu erfahren, welche Erfolge mit diesen Investitionen verbunden sind und wie die Öffentlichkeit den Wandel sieht.

Auf der Konferenz wurde darüber hinaus erörtert, wie die Entwicklung von bezahlbarem Wohnraum, wie neue Arbeits- und Handelsformen in den Erdgeschossen oder der Abschied vom Auto zu einem positiven Wandel der Zentren beitragen angesichts der Konkurrenz mit Einkaufszentren und Online-Handel. Die Pandemie hat diese Veränderungen beschleunigt. Gleichzeitig deuten Ansätze wie die der 15-Minuten-Stadt und des urbanen Dorfes hin auf eine Wiederbelebung kleinerer Zentren abseits der klassischen Innenstädte mit dem Fokus "Business-Cluster".Die Experten aus London und Berlin waren u.a. Louise Duggan (Head of Regeneration London City Hall), Fiona Scott (Gort Scott Architects), Alpa Depani (Head of Design London Waltham Forest), Julian Lewis (East Architecture) und Elke Plate (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen). Die Moderationen übernehmen Tobias Goevert (London) und Cordelia Polinna (Berlin).

Die „Metropolenkonferenzen“ sind Teil des Projektes „Unvollendete Metropole“ des Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV). Dazu gehören die Ausstellung am Behrensufer in Oberschöneweide (Do. bis So.,10 bis 18 Uhr, Ostendstraße 1-4), und das Magazin BB 2070. Alle vorherigen  Gespräche und Konferenzen können im Stream unter www.unvollendete-metropole.de nachverfolgt werden.

Foto:
©Fatih Kurçeren