Wolfgang Mielke
Berlin (Weltexpresso) - Am 7.5.2022 hatte der 2. Teil des von Stefan Zimmermann (*1959) für das Theater adaptierten französischen Films im Schlosspark Theater Berlin Premiere – 1 Monat vor Roberto Blancos 85. Geburtstag, der auch an seinem Geburtstag mit diesem Stück auf der Bühne des Schlosspark Theaters gestanden hat.
Roberto Blanco war der Anlass für mich, mir diese Premiere anzusehen. Natürlich kannte ich Roberto Blanco schon von Kind auf, sah ihn auch gelegentlich im Fernsehen und wunderte mich zu aller erst über seinen überraschenden Nachnamen, der für mich nach einer Gegen-Behauptung klang. Wer aber etwas über ihn weiß oder gar seine Autobiografie, die anlässlich seines 80. Geburtstag im Plassen-Verlag in Kulmbach, - der seinen Namen von der Plassenburg, deren Ursprünge bis ins Hochmittalter zurückreichen, deren heutige Erscheinung aber eine berühmte Leistung der Renaissance darstellt, abgeleitet hat -, - und die den schönen Titel "Von der Seele" trägt -, gelesen hat, weiß, dass Roberto Blanco nie unter seiner Hautfarbe gelitten hat; im Gegenteil sogar von ihr profitierte: Denn er war der einzige Farbige im deutschen Show-Geschäft der Nachkriegszeit und weit bis in die 1980er Jahre hinein. Er sagt: #"99,9 Prozent der Menschen in den deutschsprachigen Ländern kennen mich. Das muss mir erst mal einer nachmachen."#
Und das zu recht – möchte ich ergänzen. Denn es ist keineswegs die Hautfarbe allein, die Roberto Blanco besonders macht, sondern etwas ganz anderes und viel Wichtigeres: Roberto Blanco verbreitet gute Laune! Ein Publikum, das die Gelegenheit und das Glück hat, ihn zu sehen, vergisst seine Sorgen - und auch noch länger wirkend als für die Dauer seines Auftritts. Es ist ein Lebens-Prinzip, das er verkörpert - und das ansteckend ist. Er hat Sonne im Herzen. Das ist eine Rarität - und weniger Folge der südlicheren Sonne, unter der er geboren wurde, - nämlich in Tunesien -, sondern der sehr glücklichen Umstände seiner Herkunft und seines Aufwachsens.
Auf diese Weise erklärt sich auch Roberto Blancos Nachname: Es ist der Mädchen-Name seiner Mutter. Er hat sie nie bewusst kennenlernen können, denn sie starb, als er erst 2 Jahre alt war. Sein Vater wurde ihm Vater und Mutter zugleich. Und ihr Verhältnis war immer ein sehr gutes. Sein Vater ließ ihn, seine eigenen Wünsche zurückstellend, - denn von ihm aus sollte Roberto Arzt werden -, seinen Sohn seinen Weg gehen. Und er war stolz auf seinen Sohn und dessen Erfolg, der seinen eigenen Erfolg weit in den Schatten stellte. - Beide Elternteile von Roberto Blanco waren im Show-Business tätig: tanzten, sangen in Music-Halls und auf den verschiedensten Bühnen zunächst in Kuba. So auch in dem prachtvollen Teatro Thomás Terry in ihrem Heimatort Cienfuegos, das 1895 durch einen Zuckerbaron errichtet wurde. - Berühmte Künstler traten in ihm auf, darunter: Enrico Caruso (1873 - 1921) und Sarah Bernhardt (1844 – 1923).
Robertos Mutter Mercedes Blanco (1906 - 1940) und sein Vater Don Alfonso Zerquera (+ 1989) wurden Mitte der 1930er Jahre für eine Tournee engagiert. So kommt es, dass Roberto Blanco nicht auf Kuba, sondern in Tunesien – in Tunis - geboren wurde. - Und Nordafrika hat ihm auch knapp 20 Jahre später in seiner Karriere geholfen: Denn auf einem Flug von Madrid, - wo er Medizin studieren sollte, aber heimlich lieber das Nachtleben der Stadt genoss -, nach Frankfurt wurde der Regisseur Alfred Weidenmann (1916 - 2000) auf ihn aufmerksam. Das war 1956. Weidenmann war gerade dabei, die Besetzung für seinen Film "Der Stern von Afrika" (1957) - über den leichtfüßigen hochbegabten Jagdflieger Hans-Joachim Marseille (1919 – 1942) - zusammenzustellen. Marseille nämlich hatte, was bei der berberisch-arabischen Bevölkerung Nordafrikas nicht selbstverständlich war, einen schwarz-afrikanischen Butler. - Jagdflieger und Extravaganzen waren in keinem Land ein Gegensatz! - Das sollte auch im Film erzählt werden. Dieser Helfer, den Roberto Blanco kraftvoll tänzerisch und ausdrucksvoll spielte, hieß Mathew P. Letuku, im Film "Mathias". Er wurde nach Marseilles Tod von den anderen Mitgliedern des Geschwaders übernommen, stand unter ihrem persönlichen Schutz. - Schon Jesse Owens (1913 – 1980) war in Berlin der Star der Olympiade von 1936 gewesen. - Letuku überlebte den Krieg, nahm später regelmäßig an Erinnerungstreffen des Jagdgeschwaders 27 teil und wurde 1984 sogar von der damaligen Bundesregierung, dem ersten Kabinett Kohl, als Ehrengast nach Bonn eingeladen. - Sieht man sich die Fotos ehemaliger Jagdflieger an, ist zu erkennen, dass es oft besonders bewegliche, ja grazile junge Männer waren.
Fortsetzung folgt
Foto:
Cover seiner Biografie
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