waechtersbach 0227Zum kulturellen Erbe der Waechtersbacher Keramikfabrik

Hanswerner Kruse 

Brachttal / Wächtersbach (Weltexpresso) - In der Ausstellung „Wenn ich dann noch hier bin...“, zum jüdischen Leben im Brachttal, wurde mit melancholischer Klezmer Musik und einem Vortrag an die vertriebene und ermordete Familie Grünebaum erinnert.

Der Verein „Industriekultur Steingut“ will das kulturelle Erbe der Waechtersbacher Keramikfabrik erkunden und bewahren. Dabei hat er nicht nur industrielle und kunstgeschichtliche Aspekte im Blick, sondern auch die Einflüsse auf die Menschen in der Region. Mit zwei Veranstaltungen begannen - nach der Corona-Pause - neue Aktivitäten. Das Projekt Henkelbecher stellte die volkstümliche Bedeutung des Trinkgefäßes heraus und brachte über 100 interessierte Menschen miteinander in Kontakt (wir berichteten).


waechtersbach 7709Jetzt läuft im alten Werksverkauf die Ausstellung zum jüdischen Leben in Brachttal während der Nazi-Zeit. Beleuchtet wird dadurch auch das Elend der kleinen semitischen Gemeinde, nicht nur die positive Vergangenheit: Quasi über Nacht wurden die Mitbürger unerwünscht und drangsaliert, später deportiert und ermordet. Die Ausstellung zeichnet mit Fotos und Dokumenten diese Entwicklung nach.
Nur wenige konnten dem Nazi-Terror entkommen, darunter der kleine Erich Grünebaum, dessen Überleben in den USA im Mittelpunkt zweier Lesungen stand. Am ersten Abend wurde der berührende Briefwechsel des Zehnjährigen in der neuen Heimat mit seinen, nach Frankfurt geflüchteten Eltern gelesen. Die konnten dort zunächst im Ghetto überleben, bis sie deportiert und ermordet wurden. Zur zweiten Lesung, einer Veranstaltung des Kultursommers, war die Journalistin und Autorin Renate Hebauf zu Gast (Foto links). Für ihr Buch erforschte sie das Schicksal 50 jüdischer Kinder aus der Frankfurter Region und berichtete über frühe Versuche US-amerikanischer Organisationen, Kinder vor dem Nazi-Terror zu bewahren. Exemplarisch erzählte sie die Geschichte Erichs, die er in seinem Buch „Lonely Boy“ selbst aufschrieb.


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Am Ende spielte das „Klezmer Freilach Ensemble“ dennoch ein versöhnliches „Hava nagila ve nismechah“ (Lasst uns glücklich und fröhlich sein). Am kommenden Freitag ist die Gruppe im Werksverkauf ab 19 Uhr mit dem Motto „Klezmer ist wie Lachen durch Tränen“ zu Gast

(Foto rechts „Klezmer Freilach Ensemble“ mit Kurator & Organisator der Ausstellung Ernst Gottschalk).


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Hanswerner Kruse

Info:
Die Ausstellung „Wenn ich dann noch hier bin...“ ist noch von Donnerstag bis zur Finissage am Sonntag 25. September von 15-18 Uhr geöffnet. 
Weitere Informationen: "Industriekultur Steingut"

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