"Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst"
Sabine Zoller
Rust (Weltexpresso) - Der dänische Dichter und Märchenschreiber Hans Christian Andersen (1805-1875) hat 168 Märchen geschrieben und wurde damit berühmt. Seine Werke wurden in über 80 Sprachen übersetzt, aber dass er zudem etwa 1.000 Gedichte verfasst und Zeit seines Lebens zahlreiche Scherenschnitte, Collagen und Zeichnungen erschaffen hat, wissen nur wenige.
Für alle, die mehr über das Multitalent erfahren und sich zur Winterzeit nicht nur mit seinen berühmten Märchen wie „Das hässliche Entlein“ oder „Die Prinzessin auf der Erbse“ begnügen wollen, bietet der Europa-Park Rust eine Ausstellung, die bis zum 15. Januar zu sehen ist und damit die unbekannten Seiten des vielfältigen Künstlers vorstellt. In Zusammenarbeit mit MÄRCHENLAND – Europäisches Zentrum für Märchenkultur e.V. sind 40 filigrane und elegante Scherenschnitte zu bewundern, die Andersen gerne in geselligen Kreisen herstellt hat. „Er vereinte in sich viele Talente und schuf neben seinen Schriften kontinuierlich Zeichnungen, Collagen, Bilderbücher und Scherenschnitte“, so Silke Fischer, Direktorin MÄRCHENLAND, die zur Eröffnung der Ausstellung zugegen war und gemeinsam mit Miriam Mack, der Mitbegründerin und 1. Vorsitzenden des Vereins das Ausstellungskonzept in Gegenwart des Märchenerzählers Hans Christian Andersen alias Ulrich Gawunder präsentierte. „Märchen sind Kulturgeschichte. Es ist uns eine Herzensangelegenheit diese Widergeben zu dürfen“, so Miriam Mack, die sich der nachhaltigen Pflege von europäischen Beziehungen, insbesondere der deutsch-französichen verschrieben hat.
Hans Christian Andersen, war wie kaum ein anderer Autor seiner Zeit auf Reisen unterwegs und kann zu Recht als Europäer bezeichnet werden. Auf insgesamt 29 Reisen ins Ausland hat er 21 Staaten besucht, bestieg den Vesuv, stand am Bosporus und verweile an der Küste Marokkos. Allein zwölf Reisen unternahm der Dichter nach Deutschland, da er hier dank eines großen Echos seiner Werke eine zweite Heimat fand.
Der weltberühmte Schriftsteller wurde am 2. April 1805 in Odense auf der dänischen Insel Fünen geboren und galt als „Tagträumer“. Der in ärmlichen Verhältnissen Aufgewachsene beschloss mit 14 Jahren beim Königlichen Theater in Kopenhagen sein Glück zu versuchen. Der Sohn eines Schuhmachers und einer Waschfrau hatte jedoch wenig Erfolg bei seinen Versuchen als Schauspieler oder Sänger Fuß zu fassen. Doch zum Glück fand er Förderer, die sein Talent zum Geschichtenerzählen erkannten und ihm nicht nur den Besuch einer Lateinschule, sondern auch ein Studium an der Universität ermöglichten.
Im Alter von 30 Jahren war H.C.Andersen ein berühmter Mann. 1835 war ihm mit seinem Roman „Der Improvisator“ und seinem ersten Märchen „Märchen für Kinder“ der Durchbruch gelungen. Mit seiner blühenden Phantasie begeisterte er Kinder und schuf bleibende Werke, die er bei seinen Auslandsaufenthalten auch gerne einem interessierten Publikum vortrug. So auch 1855 in Bad Wildbad, das er von Stuttgart aus in einer Diligence erreicht hatte. „.. es wurde halb sieben, ehe wir Wildbad erreichten, das keinen guten Eindruck auf uns machte...“, so der Dichter, der sich dort über sein schlechtes Zimmer beschwerte. „Das Bett mit viel zu kurzen Laken, hart und wie zubereitet von einem Troll, der uns foppen will.“ Der wütende Andersen erhält ein neues Zimmer und beim Tee „im kleinen Kreis“ las der sichtlich zufriedene Salonlöwe das „Kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ und „Das häßliche Entlein“, bevor er am Abend zur Tafel mit dem Großherzog geladen war. Als international anerkannter und verehrter Schriftsteller starb H.C. Andersen am 4. August 1875 in Kopenhagen.
Fotos:
© Sabine Zoller
Info:
Ausstellungseröffnung im Europapark Rust