Jacques Ungar
Herzlyia (Weltexpresso) - Anlässlich der Eröffnung des Eli-Cohen-Museums in Herzlyia bestätigte David Barnea, Chef des israelischen Mossad-Geheimdienstes, erstmals in der Öffentlichkeit, dass das letzte Telegramm, das Meisterspion Cohen an seine Arbeitgeber aus Damaskus abschickte, das Datum vom 19. Februar 1965 trug und kurz vor seiner Verhaftung und anschließenden Hinrichtung in Syrien geschrieben hatte. In dem Telegramm berichtete der Mossad-Agent Cohen von einem Treffen des syrischen Generalstabs am Vorabend unter Beteiligung des damaligen syrischen Präsidenten Amin el-Hafez.
Wörtlich sagte Barnea in Herzlyia: «Eli Cohen war einer unserer besten Agenten. Er beeinflusst uns auch heute noch, flößt uns einen Kampfgeist ein, Mut, Werte und Hingabe - sogar von den Tiefen der Geschichte aus. Er wirkt als Quelle der Inspiration nicht nur für die heutigen Agenten, sondern für alle Mossad-Angestellten in deren verschiedenen Positionen. Wir alle lernen von ihm, sogar heute noch, von seinem Zionismus, seiner Aufopferung und seiner Hingabe. Der Grund für Eli Cohens Festnahme war immer kontrovers. Hatte er zuviel übermittelt? Hatte er gegen seine Direktiven gehandelt? Verlangte das Hauptquartier, dass er zu intensiv übermittelte? Die Sache ist seit vielen Jahren das Subjekt von Diskussionen. An diesem heiligen Ort möchte ich nach intensiven Nachfirschungen zum ersten Mal enthüllen, dass Eli Cohen nicht wegen der Quantität seiner Transmissionen oder unter Druck des Hauptquartiers, zuviel zu übermitteln, festgenommen wurde. Cohen war festgenommen worden weil seine Transmissionen ganz simpel abgefangen und vom Feind ausgewertet wurden.
Heute übergibt der Mossad dem Museum das letzte Telegramm, das Eli Cohen als freier Mann gesendet hatte. Der Mossad hat daran gearbeitet und wird weiter daran arbeiten, um neue Geheimdienstinformationen zu enthüllen und neue Einzelheiten über die Periode, in der Eli Cohen in Syrien diente. Der Mossad wird auch alles mögliche unternehmen, um seine sterblichen Überreste zur Beerdigung nach Israel zu bringen.
Sogar über die Jahre hinweg salutieren wir einen tapferen Agenten, der an vorderster Front der geheimen Kamapgne des Mossads und des Staates Israel stand. Wir ehren seine Arbeit und lernen aus seiner Nachlassenschaft.»
Das Original des Telegramms geht an das Nationalarchiv, und eine Kopie wird das Museum erhalten.
Foto:
Eli Cohen
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 13. Dezember 2022