Django Asyl und (s)ein satirischer Blick in den Rückspiegel
Eva Mittmann
Bad Nauheim (Weltexpresso) - Man muss es der Stadt Bad Nauheim neidlos anerkennen: Sie, die reizvolle Schöne, ist nicht nur eine wundervolle Kurstadt mit stilvollen Bauten und Grünanlagen, sondern auch eine Stadt mit besonderem und anspruchsvoll erstklassigem Kulturangebot. Davon zeugt beispielhaft das durchweg hochkarätige Programm der Kulturellen Reihen 2023 mit Sinfonie- und Kammerkonzerten, Kleinkunst und Kindertheater sowie Vorträgen aus den Themenbereichen Geschichte und Philosophie.
Als ob dies alles noch nicht genüge, setzen Staraufgebote wie Billy Cobham, Wolfgang Niedecken und Götz Alsmann absolute Höhepunkte in der diesjährigen Sommerreihe. Nun aber zu Django Asyl und seinem legendären Blick in den Rückspiegel: Seit zwölf Jahren gibt es ihn nun bereits, diesen sogenannten „Rückspiegel“. Sein Publikum wird offenbar nicht müde, diesen scharfen (Rück)-Blick mit ihm zu teilen. Er, der - schonungslos, prägnant, amüsant und satirisch-scherzhaft, bisweilen auch augenzwinkernd boshaft - die wesentlichen Ereignisse des vergangenen Jahres auf den Punkt bringt, die dunkle Seite unseres Humors und unsere satirisch-bissigen Instinkte weckt. Dies gelingt ihm, indem er anderen den Spiegel vorhält. Da fallen dann nämlich z.B. solche Sätze wie: „Boris Johnson hat seinen Beitrag zum Untergang des Landes geleistet.“
So sprich er auch gleich noch im Anschluss der erst kürzlich zurückgetretenen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht "eine gewisse Nähe zu Boris Johnson“ zu und zitiert den Skandal, als sie ihren Sohn im Bundeswehrhubschrauber hatte mitfliegen lassen. Ungeachtet der Ansage, dass sie „für die Kosten aufkommen wolle“, sei dies natürlich ein unverzeihlicher Faux-pas und durchaus „nicht immer klug, etwas zu tun, nur weil es nicht verboten ist.“ Sie hätte sich nämlich zu dieser Urlaubsreise offen bekennen müssen und dies als Fehler eingestehen, dann hätte sie möglicherweise die Konsequenzen für dieses folgenreiche Fehlverhalten abwenden können. So werde diese Aktion allerdings als „Helikopterismus des Jahres“ in die Annalen der Geschichte eingehen. Doch die eigentliche Sensation ist für Django Asyl ja im Grunde diese: Dass es tatsächlich Bundeswehrhubschrauber gibt, die fliegen!
Beißend schwarzen Humor beweist Django Asyl dann erneut, als er zu Gerhard Schröders Sprachrohr wird und diesen mit kindlich unschuldig verstellter Schröder-Stimme zum Krieg in der Ukraine im Flüsterton voll bissigem Sarkasmus zitieren lässt: „Der Putin ist ein netter Kerl und wenn der Putin angreift, dann ist der Biden schuld.“
Bei all der Absurdität der momentan gegenwärtigen Situation solle man aber auf keinen Fall „den Sand in den Kopf stecken“ wie Django uns mit diesem Sprachverdreher in dem ihm eigenen waschechten Galgenhumor unmissverständlich wissen lassen möchte.
Zusätzlich zu all der Unsicherheit, die auch dadurch entstehe, dass absurde Dinge geschehen, z.B. dass der „grüne Habeck um die Welt jettet, um sich vor dem Emir zu verbeugen“, sei das beste Mittel gegen Verunsicherung noch mehr Verunsicherung!
Zum guten Schluss sollte man nur eines nicht vergessen:
„Es wird nie wieder so, wie es einmal war – und deshalb: Bloß nicht den Sand in den Kopf stecken!“
(Django Asyl)
Fotos: © Michael Dellermann
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