DAM Architekturpreis 2023 in Frankfurt
Corinne Elsesser
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ende Januar wurde im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt der DAM Architekturpreis 2023 verliehen. Leitmotiv scheint in diesem Jahr eindeutig das nachhaltige Bauen im Bestand zu sein, sind doch allein 11 der 23 ausgewählten, in den letzten zwei Jahren in Deutschland fertiggestellten Gebäude Umbauten oder Erweiterungen. Sie alle bieten bemerkenswerte Lösungen, nicht nur im Umgang mit dem vorhandenen Baubestand, sondern auch in ihrem Bezug auf die nähere Umgebung, die Landschaft, den öffentlichen Raum und die Verkehrssituation.
Prämiert wurde die Erweiterung des Landratsamts in Starnberg. Der ursprüngliche Bau datiert aus dem Jahr 1982, entworfen von den Architekten Fritz Auer und Carlo Weber, die seinerzeit die Münchener Dependence des Stuttgarter Büros von Günter Behnisch leiteten. Der Starnberger Verwaltungsbau liegt am See und weist eine unregelmässige kammartige Grundrissstruktur auf, die Innenhöfe ausbildet und immer wieder pavillonartig geweitet ist. Alles mutet hell und lichtdurchflutet an und lässt an japanische Bauprinzipien denken. Und tatsächlich hatte sich Fritz Auer auf einer Japanreise 1960 von der Teehausarchitektur und insbesondere von dem kaiserlichen Landsitz Katsura aus dem 17. Jahrhundert in Kyoto inspirieren lassen. Ähnlich wie das japanische Vorbild entwickeln sich die Bauvolumen des Starnberger Landratsamts in die Fläche. Das Gebäude verfügt über zwei Etagen, wobei sich das Erdgeschoss dort befindet, wo im japanischen Landsitz eine Aufständerung ist. Im ersten Stockwerk gibt es eine umlaufende Balustrade und ein weit auskragendes Dach, das von einer Trägerstruktur aus Holz gestützt wird.
Aufgrund gestiegenen Raumbedarfs war eine Erweiterung notwendig geworden und der Landkreis Starnberg entschloss sich, das gleiche Architekturbüro zu beauftragen. So konnte die Nachfolgegeneration des Büros unter der Leitung von Dominik Fahr und Daniela Sacher den ursprünglichen Bauplan weiterentwickeln. Entstanden ist ein Ensemble, das eine harmonische Einheit bildet und dessen verschiedene Bauphasen nur an wenigen Details ablesbar sind, insbesondere an der gebäudetechnischen Ausstattung, die im Anbau dem aktuellen Stand entspricht.
Die Auswahl der vier Finalisten zeigt ein breites Spektrum an Bauaufgaben. Ein neuer Stadtbahntunnel von allmannwappner in Karlsruhe beeindruckt durch seine Raumdimensionen. Die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München zog in ein Bürogebäude aus den 1970er Jahren von Kurt Ackermann ein, das von Element A Architekten/hiendl_schieneis architektenpartnerschaft mit einer innovativen Holzkonstruktion ummantelt wurde. In Prötzel bei Berlin baute das Berliner Büro Hütten & Paläste eine Scheune zu einer schützenden Hülle um, die in ihrem Inneren ein Wohnhaus beherbergt. Und der Neubau des Münchener Volkstheaters der Stuttgarter Architekten LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei entwickelte sich mit seiner abwechslungsreichen Ziegelfassade zu einen Hotspot in der angesagten Ludwigsvorstadt.
Die Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum, das zurzeit in einer Aussenstelle am Frankfurter Ostpark angesiedelt ist, zeigt alle ausgewählten Bauten und zudem drei Projekte ausser Konkurrenz, die von deutschen Architekten in China, Canada und Bangladsh realisiert wurden: Der Shenzhen Skypark in Shenzhen von crossboundaries aus Frankfurt; das Insectarium in Montreal von Kuehn Malvezzi in Zusammenarbeit mit den kanadischen Architekten Pelletier de Fontenay und Jodoin Lamarre Pratte; und ein Therapiezentrum in Rudrapur von Studio Anna Heringer.
Fotos:
©Aldo Amoretti, DAM
Info:
Ausstellung:
DAM Preis 2023, Deutsches Architekturmuseum im DAM OSTEND, Henschelstrasse 18, bis 1. Mai 2023
Publikationen:
Deutsches Architektur Jahrbuch 2023, Hrsg. Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers Berlin, 2023. 256 S., deutsch/englisch, 38 Euro.
Architekturführer Deutschland 2023, Hrsg. Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers Berlin, 2022. 224 S., 28 Euro.