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SCHAUSPIEL FRANKFURT zur Spielzeit 2023/24, Teil 3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (WEltexpresso) - Pressekonferenzen, die eine neue Spielzeit vorstellen, sind natürlich vor allem wegen der Informationen über die neuen Stücke, die Regisseure, die Schauspieler wichtig. Zur diesmaligen Präsentation des neuen Spielplans kann man rundherum sagen, daß vier Auffälligkeiten vorherrschen: Bei den Premieren auf der großen Bühne des Schauspielhauses werden ausnahmslos Frauen Regie führen. Bei den Wiederaufführungen bisheriger Stücke zeigt sich überraschend, wie klassikerlastig das bisherige Schauspiel war. Zum Dritten ist auffällig, wie stark Bücher und Filme sowie Kunst zu Theaterstücke führen. Und schließlich ist, wie unser Foto zeigt, das Schauspiel ästhetisch eine bunte Spielwiese geworden.

Wenn Sie das Bild genau anschauen, das übrigens in einem kurzen Video lebendig wird, werden Sie viele Bezüge zum Schauspiel entdecken, aber auch kunsthistorische Anlehnungen wie den Brunnen vom Genter Altar, als Zentrum des Heils. Das Wichtigste sind die Wolkenspiele. Ausgehend von dem so schön goldenen wie denkmalgeschützten Wolken des Zoltan Kemenys im Foyer, zeigen Wolkengebilde, was das Schauspiel vorhat.

Und was die Wiederaufnahmen der Stücke aus den Vorjahren angeht, so überrascht das sehr viel mehr als die Entscheidung, alle neuen Produktionen auf der großen Bühne von Frauen inszenieren zu lassen. Was die Frauen als Regisseurinnen angeht, so kann man natürlich schmunzeln, daß das eine Nachricht wert ist, denn seit ich denken kann, war es immer umgekehrt. Keiner hat gefragt, warum nur Männer Regie führen. Das war halt so. Und jetzt ist es anders. Wirklich nicht der Rede wert, sondern nur wichtig im Hinblick auf die Aufführungen, die diese Frauen als Regisseurinnen leisten.

Was das übernommene Repertoire angeht, so zeigen Goethes WAHLVERWANDTSCHAFTEN, MACBETH von Shakespeare, Anton Tschechows ONKEL WANJA, der THEATERMACHER von Thomas Bernhardt, ÖL nach Upton Sinclair und die TRAUMNOVELLE nach Arthur Schnitzler nicht nur gute Theatertraditionen, sondern auch, was insgesamt auffällt, daß das Schauspiel Frankfurt nicht nur traditionell als Stücke konzipierte Literatur aufführt, sondern die Bühne Schauplatz dramatisierter Romane geworden ist.

Bezogen auf die Premieren der neuen Spielzeit zeigen sich noch auffällig viele Stücke, die auf Filmen basieren. DiIE EHE DER MARIA BRAUN von Rainer Werner Fassbinder ist dafür ein Beispiel, auch ER WÜRGEENGEL nach Louis Bunuel, die Dramatisierung von Romanen allerdings viel häufiger und bei bei den Premieren sehr auffällig: ORLANDO von Virginia Woolf, DRACULA nach Bram Stocker, MOMO nach Michael Ende, DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM nach Heinrich Böll.

Daa ist wirklich eine auffällige Entwicklung, wie die Künste sich gegenseitig ‚befruchten‘, aus Stücken Filme werden, aus Filmen Romane, aus Romanen dann wieder Stücke, Filme sowieso, hin und her.


Foto:
©Redaktion

Info:
www.schauspielfrankfurt.de

Die nächsten Premieren:

Das Tove-Projekt
nach Tove Ditlevsen von Joanna Bednarczyk / Regie: Ewelina Marciniak
02. Juni 2023

Lena und Leonce. Ein Büchner­fragment
Text und Regie: Regina Wenig
10. Juni 2023