zehn billionenINFLATION 1923. Krieg. Geld. Trauma bis 10. September im Historischen Museum Frankfurt, Teil 6

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Ausstellung ist in verschiedene Themen untergliedert, die erst in der Zusammenschau diese Hyer- INFLATION deutlich machen. 

1. Inflation?
Behandelt zentrale Fragestellungen zur Funktion von Geld in einer Volkswirtschaft und verweist neben den grundlegenden Mechanismen der wirtschaftlichen Erscheinung „Inflation“ auch auf ihre Begriffs- und Ideengeschichte.

2. Kurze Geschichte der Inflation
Zeigt eine historische Übersicht von inflationären Entwicklungen in der Vergangenheit und greift prominente Beispiele heraus. Hier wird u.a. einer der ersten überlieferten Geldscheine (Kuan) aus dem China des 15. Jahrhunderts gezeigt, aber auch auf die schwerwiegendste Phase von Teuerungen des Heiligen Römischen Reiches eingegangen: Die Kipper- und Wipperinflation – eine Phase betrügerischer Münzentwertung in Mitteleuropa – deren Ende im Jahr 1623 sich 2023 zum 400. Mal jährt.

3. Erster Weltkrieg
Beginnt mit der Aufgabe der Goldwährung und der Kriegsfinanzierung durch Anleihen, dem Druck neuer Banknoten und Goldsammlungen. Frankfurt leistete dabei mit 3 ½ Milliarden Mark einen überdurchschnittlich großen Anteil zur Kriegsfinanzierung. Hinzu kamen 

umfangreiche Spenden von kriegswichtigem Metall sowie Kleidung, Nahrungsmittel und Tabak für die Soldaten. Allerdings gab es seit 1916 diverse Mängelerscheinungen, die zu Preiskontrollen und zur Einführung von Geldersatzmitteln wie Lebensmittelmarken führten.

 

4. Wellen der Inflation 1919-1922

Der Bereich zeigt, dass die Geldentwertung schon 1919 stattfand. Und ab diesem Zeitpunkt in drei weiteren Inflationsschüben bei Zwischenphasen relativer Stabilität weiterverlief. Diese Phasen waren von alliierten Reparationsforderungen und politischer Gewalt geprägt. In Frankfurt und anderen Städten kam es zu Krawallen und Plünderungen. Mit der Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau im Juni 1922 brachen alle Dämme, und der Dollar stieg von 320 Mark auf 7300 Mark zum Jahresende.

 

5. 1923

Mit Beginn des sogenannten „Ruhrkampfs“ stürzte die deutsche Währung seit Frühjahr 1923 ins Bodenlose. Ab Sommer durften auch die Stadt Frankfurt und hiesige Firmen ihr eigenes Geld drucken. Für Güter und Lebensmittel wurde die Annahme von Geld verweigert. Löhne und Gehälter konnten der Entwertung nicht folgen. Es gab weitere Krawalle und Streiks. Hunger und Elend herrschten angesichts von Waschkörben voll wertlosem Geld. Selbstzeugnisse, Bilder und Medien überliefern die Verzweiflung der Menschen.

 

6. „Wunder“ der Rentenmark

Die Regierung des wirtschaftsliberalen Politikers Gustav Stresemann erreichte eine Stabilisierung der deutschen Währung mit der Einführung der „Rentenmark“ im November 1923. Dies geschah im Umfeld von Aufruhr, Hunger, Arbeitslosigkeit und Separatismus. In München hatte nur wenige Tage zuvor Adolf Hitler mit dem „Hitler-Putsch“ einen ersten erfolglosen, aber gewaltvollen Putschversuch gewagt. Die neue „Rentenmark“, eingeführt im Kurs gegen 1 Billion Papiermark, beruhigte die Situation. Die nachhaltige Stabilisierung der Währung erfolgte durch Entlassungen, Lohnkürzungen und einen ausgeglichenen Haushalt. 

 

7. Mark im Wandel

Der NS-Staat produzierte ab 1933 verdeckte Staatsschulden zur staatlichen Arbeitsbeschaffung und vor allem zur Rüstungsfinanzierung unter Erhöhung der Geldmenge. Daraus entstand ab 1945 ein neuerlicher Geldüberhang. Die Reichsmark war wertlos, es herrschten Schwarzmarkt und Tauschhandel, wobei sich die Zigarette als Leitwährung herausstellte. Mit einem Währungsschnitt erfolgte im Juni 1948 die Einführung der DM in den Westzonen. Was überlebte, waren Währungsängste: 1990 beim Anschluss der DDR, 1999/2002 bei der Einführung des Euro und 2022 bei steigender Inflationsrate mit einem Jahresdurchschnitt von 7,9 Prozent.


Foto:
© Historisches Museum Frankfurt

Info:
Quelle:Historisches Museum Frankfurt 

Katalog

Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma,
für das Historische Museum Frankfurt herausgegeben von Frank Berger und Nathalie Angersbach (Kunststücke des Historischen Museums Frankfurt, Bd. 8),
Henrich Editionen Frankfurt 2023, ISBN 978-96320-071-7, 166 Seiten, 24,95 €

Ein Glossar zur Sonderausstellung sowie weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie auf der Webseite: https://www.historisches-museum-frankfurt.de/de/ausstellung/inflation 

 Begleitprogramm

Im Rahmen der Ausstellung „Inflation 1923. Krieg, Geld, Trauma“ entstand ein umfangreiches Begleitprogramm, das sowohl Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmbeiträge als auch Führungen beinhaltet. Die vom HMF organisierten oder mit dem Museum durchgeführten Veranstaltungen sind in einem Folder dargestellt (siehe Pressemappe).

 

Die Termine stehen im Veranstaltungskalender unter www.historisches-museum-frankfurt.de/veranstaltungen