Ute Lempers Auftritte in der Schweiz
Redaktion tachles
Im Jahr 1988 schickte Ute Lemper eine Postkarte an Marlene Dietrich (1901–1992), die seit Jahren der Welt entzogen in ihrer Pariser Wohnung lebte. Lemper, für ihre Performance in «Cabaret» in Paris mit dem französischen Molière-Preis ausgezeichnet, «entschuldigte» sich bei der großen Ufa-Diva für all die Pressestimmen, die die junge Musicaldarstellerin enthusiastisch mit der legendären Dietrich verglichen. Kurz nachdem die Karte sie erreicht hatte, tauschten Dietrich und Lemper sich lange am Telefon aus.
Vergleiche zwischen den beiden lagen tatsächlich auf der Hand. Ende der achtziger Jahre wurde Ute Lemper weltweit als Showstar und Chanson-Interpretin gefeiert, Deutschland aber begegnete ihr kühler. 1992 spielte sie am Theater des Westens in Berlin die Dietrich-Rolle im «Blauen Engel» – und erntete Häme. Lemper übersiedelte nach New York, doch es zog sie immer wieder nach Deutschland zurück. Ihre Mission ist es, die Geschichte der Weimarer Zeit zu beleuchten, das deutsche und europäische Liedgut jener Ära und die Musik jüdischer Komponisten zu präsentieren, vergessene Stücke wiederzuentdecken. Gerade ist ihre Autobiographie «Die Zeitreisende» erschienen. Mit ihrer auf dem Telefonat von 1988 basierenden, sehr persönlichen Hommage an die Dietrich gastiert Ute Lemper nun in der Schweiz.
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Info:
«Rendezvous mit Marlene» 30. Juni, Wald, Zürich. 29. Juli, Gstaad.
«Seven Deadly Sins and Weimar Suite»: 6. Januar 2024, Basel.