Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - Bodo Bach (66) kommt auf die Bühne und babbelt und babbelt und babbelt - doch dies Verb ist keine Abwertung seines Auftritts, sondern typisch hessische Mundart. Auch dadurch schafft der Offenbacher sogleich eine vertrauliche Atmosphäre mit dem Publikum, in der er sich erst einmal reichlich über Altwerden, Krankheiten und Arztbesuche auslässt.
„Du wirst im Alter an Stellen untersucht, wo die Sonne nicht mehr hinscheint“, weiß er, dennoch fühle er sich viel gelassener als früher. Heutzutage würden die Leute ja immer älter: „Ich habe Freunde im Seniorenheim, da kommen sonntags nicht die Kinder, sondern die Eltern zu Besuch.“ Deshalb dürfe man in diesen Zeiten ruhig länger arbeiten, aber es gebe ja noch andere als Dachdecker, die das nicht könnten: „Was ist mit den Messerwerfern im Zirkus oder der Stripperin an der Stange?“ Doch die Könige hätten es jetzt leichter, Charles der Dritte müsste nicht wie einst den Drachen töten, sondern ihn lediglich heiraten...
Ausgiebig und munter kommt der Comedian von Hölzchen auf Stöckchen, babbelt über Heilfasten, Urlaube und Tanzkurse mit seiner Frau Gerda oder Weinwandern mit Freunden. Er bewegt sich viel auf der Bühne, demonstriert tatterig das Messerwerfen oder den Strip an der Stange. Immer wieder stolpert er über den Begriff „Kultur im Museumshof“ auf dem Plakat am Rand. Mit Kultur habe er ja nichts zu tun, behauptet er kokett. Nun ja, tatsächlich wirft er aber unaufhörlich närrische Blicke auf unsere Wirklichkeit und macht das Alltagsleben zur Comedy.
Ein von ihm beschriebener Samstagsmorgenbesuch bei Ikea oder die Einladung zu einem Abendessen beim „esoterisch hochbegabten“ Pärchen Uschi und Elisabeth, sind aus seinem Mund filmreife Dramen. Dabei klopft er keine dämlichen oder sexistischen Sprüche, vermeidet billigen Klamauk und vergnügt das Publikum nicht auf Kosten anderer. Genial seziert er die weit verbreitete Absurdität unserer normalen Realität, seine humoristische Weltsicht ist ansteckend. Er sei kein Politkabarettist, verkündet er mehrfach, er könne nur von sich babbeln oder anderen, die er beobachte.
Sein Auftritt wurde angekündigt als „Das Guteste aus 20 Jahren“, jedoch dieser Abend ist keine nostalgische Veranstaltung, in der Bach alte Gags recycelt. Die meisten seiner Darbietungen wirken aktuell und spontan. Nur nach der Pause erfolgt eine kurze Reminiszenz an seine legendären Telefonaktionen: „Ich hätt’ da gern mal ein Problem!“ Er zeigt ein Video, in dem er sich beschwerte, dass sein Rucksack keine 24 Liter halten könne, die Flüssigkeit wäre sofort ausgelaufen. Auf die Antwort des Verkäufers, er solle sich doch eine Milchkanne kaufen, konterte er, Bier habe er transportieren wollen...
Nach langen Ovationen im Stehen, bekam Bodo Bach alias Robert Treutel einen - vielleicht wasserdichten - Rucksack überreicht, von Klaus Becker, dem Vorsitzenden der „Freunde des Museums“ Vonderau. Dem Verein hatte der Comedian seine Gage überlassen.
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