Kater 7097„Der gestiefelte Kater“ bei den 40. Brüder-Grimm-Festspielen


 Hanswerner Kruse


Hanau (Weltexpresso) - Die Grimmfestspiele präsentierten eine weitere glanzvolle Premiere, die „Welturaufführung“ der - wieder einmal - erneuerten Version des Märchens „Der gestiefelte Kater“.

 

In der erstaunlichen Erzählung geht es immer noch um den jüngsten Sohn des verstorbenen Müllers. Während die zwei älteren Brüder die Mühle erben, bekommt der verträumte Fridolin nur den sprechenden Kater. Von seinem neuen Herrn fordert er teure rote Stiefel für den aufrechten menschlichen Gang, um ihn zu coachen. 

Gleichzeitig sucht der verarmte König des Landes einen wohlhabenden Bräutigam für seine Tochter Luise, um das Reich zu sanieren. Jedoch verweigert die aufmüpfige Prinzessin die Brautschau, und erst recht will sie nicht den prahlerischen, vermögenden Zauberer von Ochs, der verkündet „Vor euch steht der Mann, auf den ihr so lange gewartet habt.“ Mit Fridolin fängt der gestiefelte Kater frische Rebhühner, die der König so gerne isst, sich aber schon lange nicht mehr leisten kann. Dadurch gewinnt er die Zuneigung des Monarchen für seinen Herrn, den er als Graf ausgibt. 

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Heimlich treibt sich Fridolin im königlichen Garten herum und verliebt sich in die burschikose Prinzessin, die er für eine Bedienstete hält (Foto links). Denn sie will dort mit dem Schraubenschlüssel in der Hand, eine reparaturbedürftige Mensch-Maschine mit zwei Musikantinnen, wieder ingangsetzen. Beide erfinden Windenergie zum Betreiben des Geräts. Behutsam erwidert Luise die Liebe des Müllerburschen: „Er ist witzig, klug und nett!“




Der Kater trickst den Zauberer aus, der sich als Maus verwandelt hat und frisst ihn einfach auf. Damit ist der Weg frei, sein Land und sein Schloss zu übernehmen. Doch der ehrliche Fridolin gesteht am Ende dem König die Wahrheit, dennoch darf er Luise heiraten und der Kater wird erster Minister.

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Zur fantastischen Figur der sprechenden Katze - der anthropomorphen Figur zwischen Mensch und Tier - gesellen sich im Stück weitere redende Kreaturen (Foto links). Auch die vom bösen Magier zu Eseln verwünschten Brüder oder sein in einen Hund verwandelter Diener, leben im Zwischenreich. Diese märchenhafte-traumartige Ebene wird mit vielen Regieeinfällen - wie den mechanischen Musikerinnen der Mensch-Maschine - intensiv in der Inszenierung herausgearbeitet. 




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Viele Slapsticks und komische Wendungen machen das Schauspiel sehr unterhaltsam - ohne es zu banalisieren. Das Stück hat viele kurze Sequenzen, an denen sich Kinder gut vergnügen können. Doch es hat zugleich eine quasi „philosophische“ Ebene für Erwachsene. 

Alle Figuren agieren großartig, besonders natürlich Adrian Djokic als schlauer, witziger Kater (der bereits in „Romeo und Julia“ eine tolle Figur gab). Prinzessin Luise (Magdalena Lehnen) ist glaubwürdig im Widerstand mit feministischer Grundhaltung gegen ihre Bevormundung. Gouvernante Edeltraut (Claudia Brunnert) überzeugt durch die rigiden Verweise auf die höfische Ordnung, letztlich siegt ihre romantische Liebe zum Diener des Zauberers. Dem eitlen und bösen Magier (Dominik Penschek) ist erotischer Charme nicht abzusprechen. Alle Wesen im Zwischenreich - Enten und Rebhühner, Pfau und Strauß -, ja sogar die wackelnden und kichernden Bilder an der Wand, agieren wunderbar. Die empfehlenswerte Neubearbeitung des Märchens lohnt den Besuch!

Bis Ende Juli wird es weitere Aufführungen geben:
siehe 

Fotos:
© Hanswerner Kruse