Internationaler Hochhaus Preis 2024/25
Corinne Elsesser
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am 12. November wurde in der Frankfurter Paulskirche zum 11. Mal der Internationale Hochhaus Preis verliehen. Initiiert 2003 von der Deka Bank, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der Stadt Frankfurt wird seit 2004 in einem Turnus von zwei Jahren ein neu erbautes Hochhaus von einer international besetzten Jury ausgezeichnet. Dem DAM obliegt dabei die Recherche und die Nominierung der Bauten.
Als Hochhaus gilt ein Gebäude ab 100 Metern Höhe. Doch seit geraumer Zeit tritt die Höhenentwicklung als Hauptkriterium eines Hochhauses in den Hintergrund zugunsten anderer Aspekte. Nachhaltigkeit, ansprechende äussere Form, innere Raumqualität und der Bezug zur unmittelbaren Umgebung werden als Auswahlkriterien wichtiger, hinzu kommen Begrünung, natürliche Belüftung, der Bau von Hochhausclustern und ein Mehrwert für die Allgemeinheit.
Unter den fünf Finalisten der Endrunde entspricht der diesjährige Preisträger "CapitaSpring" in Singapur all diesen Kriterien in idealer Weise. Entworfen von Bjarke Ingels Group (B.I.G.) aus Kopenhagen und New York in Zusammenarbeit mit Carlo Ratti Associati aus Turin ist das im Zentrum von Singapur angesiedelte Hochhaus zugleich der neue Sitz seines Bauherrn, dem Immobilienunternehmen CapitaLand. Nicht nur dessen Büros sind im dem 280 Meter hohen Gebäude untergebracht, auch ein oberirdisches Parkhaus, Apartments für Firmengäste und Touristen sowie ein für Singapur typisches "hawker centre", ein Markt für Lebensmittel mit kleinen Schnellrestaurants und Verkaufsständen in den unteren beiden Etagen. Mit seiner 18 Meter hohen Lobby öffnet sich das Hochhaus auf Strassenniveau für die Öffentlichkeit und auf dem Dach bietet es eine frei zugängliche begrünte Terrasse und weitere über mehrere Stockwerke angelegte Grünzonen, die ebenfalls frei zugänglich sind. An der Fassade zeigen sich die Gartenbereiche durch Öffnungen der vertikalen Fassadenlisenen, die einem Vorhang gleich jeweils beiseite geschoben wirken.
Die vier weiteren Finalisten verdeutlichen, wie vielfältig Hochhäuser in ihren Formen und Materialien und insbesondere in ihren Nutzungen sein können. "IQON Residences" im Zentrum von Quito in Ecuador ist ein weiterer Entwurf von Bjarke Ingels Group. Die leicht geschwungene Form des 130 Meter hohen Wohnhochhauses zeigt Anleihen an metabolistische Architekturformen und beherbergt 215 Wohneinheiten gehobenen Stils. Das vom Rotterdamer Architekturbüro MVRDV erbaute Hochhaus "Valley" in Amsterdam besteht aus drei unterschiedlich hohen Wohntürmen, die je nach Standpunkt einmal wie eine kriegszerstörte Glaswand und einmal wie eine urbane Waldlandschaft wirken. Ein Spazierweg durch die Grünbereiche steht jedermann offen. Sozial ausgerichtet ist das "Shenzhen Women & Children’s Center" in Shenzhen in China, ebenfalls von MVRDV erbaut. Ein Bürohochhaus aus dem Jahr 1994 wurde erhalten und in seinen unteren Bereichen erfrischend farbenfroh umgestaltet. Dort befinden sich soziale Einrichtungen für Frauen und Kinder, in den darüberliegenden, dezenter gestalteten Stockwerken ist ein Hotel untergebracht. Der Entwurf des "Bunker Tower" von Powerhouse Company aus Rotterdam basiert ebenfalls auf dem Erhalt eines bestehenden Gebäudes. Das 100 Meter hohe neue Wohnhochhaus integriert ein ehemaliges Studentenwerk der Technischen Universität Eindhoven, das 1969 von Huig Maaskant im Stil des Brutalismus erbaut worden war und seitdem "De Bunker" genannt wurde.
Es lohnt sich, die insgesamt 31 ausgewählten Bauten in einer kleinen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums im Museum für Angewandte Kunst näher zu betrachten, die noch bis zum 12. Januar 2025 zu sehen ist. In einem begleitenden Katalog "Best High-Rises 2024/25", herausgegeben von Peter Körner und Peter Cachola Schmal, werden die Hochhäuser sehr ansprechend dokumentiert.
Foto:
©Finbarr Fallon
Info:
Ausstellung: Best High-Rises - Internationaler Hochhaus Preis 2024/25, Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt, bis 12. Januar 2025
Katalog: Best High-Rises - Internationaler Hochhaus Preis 2024/25, Hrsg. Peter Körner/Peter Cachola Schmal, (dt./engl.). Jovis Verlag, Berlin, 2024. 152 S., 29.- Euro (Museumsshop), 34.- Euro (Buchhandel).