deutschlandfunk wortZum 34. Mal am 13.Januar um 9.00 Uhr wird an der Philipps-Universität Marburg,  im Forschungsbau Deutscher Sprachatlas das neue Unwort bekanntgegeben

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Tatsächlich wird schon zum 34. Mal seit 1991 das UNWORT DES JAHRES bekanntgegeben. Diesmal sind es über 2800 Vorschläge, die eingereicht wurden und die von der Jury daraufhin abgeklopft wurden, wie aussagekräftig sie die gemeinten Sachverhalte beschreiben. Die Jury hat mit ihrer Einladung zur Sitzung ihre Wahlabsichten klar gestellt:

Die Vorschläge sollen aus  aus Feldern der öffentlichen Kommunikation kommen, die Jury diskutiert die Wortgebräuche,
− die gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen,
− die gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen,
− die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder
− die euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind.


Liest man auf der angegebenen Webseite nach, findet man folgende Ausführungen:

Die Grundannahme: Unwörter entstehen im Gebrauch

Sprachliche Ausdrücke werden dadurch zu Unwörtern, dass sie von Sprecher:innen entweder gedankenlos oder mit kritikwürdigen Intentionen vor allem im öffentlichen Kontext verwendet werden (siehe dazu auch die Kriterien der Aktion). Die Reflexion und Kritik des Gebrauchs von Unwörtern zielt dabei auf die Sensibilisierung für diskriminierende, stigmatisierende, euphemisierende, irreführende oder menschenunwürdige Sprachgebräuche und auf die Verantwortlichkeit der Sprecher:innen im Hinblick auf sprachliches Handeln.

Die Voraussetzung: das Interesse und die Mitwirkung der Bevölkerung

Die sprachkritische Aktion basiert auf dem Interesse und auf der Mitwirkung der Bürger:innen. Jede Person kann bis zum 31.12. eines jeden Jahres schriftlich Unwortvorschläge an die Jury einreichen (bitte mit kurzer Begründung und Quellenangaben!). Die Jury „kreiert“ also keine Unwörter, sondern wählt nach gemeinsamer Diskussion begründet aus den aktuellen Einsendungen aus.

Die Jury: ehrenamtlich und institutionell unabhängig

Die Jury besteht aus vier Sprachwissenschaftler:innen und einer Journalistin, die Sprachkritik auch außerhalb der Universität für relevant halten. Die Jury wird im jährlichen Wechsel durch ein weiteres sprachinteressiertes Mitglied aus dem Bereich des öffentlichen Kultur- und Medienbetriebes ergänzt. Sie arbeitet institutionell unabhängig; d.h. sie ist weder an einzelne Universitäten, Sprachgesellschaften/-vereine oder Verlage gebunden. Die Jurymitglieder beteiligen sich ehrenamtlich und aus Interesse und verstehen sich als Vermittler:innen öffentlichen Unbehagens an bestimmten Sprachgebrauchsweisen, nicht aber – ein häufiges Missverstehen – als „Sprachschützer:innen“.



Überblick über die Anfänge und die letzten Unwörter

Im Jahr 1991 ausländerfrei | durchrasste Gesellschaft | intelligente WaffensystemeWarteschleife
Im Jahr 1992 ethnische Säuberung | weiche Ziele | auf-/abklatschen | aufenthaltsbeendende Maßnahmen | Beileidstourismus 
Im Jahr 1993 Überfremdung | kollektiver Freizeitpark | Sozialleichen | schlanke Produktion  


Im Jahr 2000  national befreite Zone | überkapazitäre Mitarbeiter | Separatorenfleisch | „Dreck weg!“
Im Jahr 2001 Gotteskrieger | Kreuzzug |Topterroristen | therapeutisches Klonen | Gewinnwarnung 

 
Im Jahr 2022 Klimaterroristen, Sozialtourismus, defensive Architektur, militärische Spezialoperation
Im Jahr 2023 Remigration, Sozialklimbim, Heizungs-Stasi 

Foto:
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Info:
www.unwortdesjahres.net