Redaktion
Berlin (Weltexresso) - Die 2020 vom Deutschen Kulturforum östliches Europa initiierte Lesereihe Unerhörte Familiengeschichten aus dem östlichen Europa wird 2025 mit zwei Lesungen fortgesetzt. In der Auftaktveranstaltung streift Jan Koneffke eine jüdische Familiengeschichte aus Galizien und Wien.
Samstag, 25. Januar 2025, 17:00 bis 18:30 Uhr
Literaturforum im Brecht-Haus Berlin
Chausseestraße 125
10115 Berlin-Mitte
Eintritt: 6 €/erm. 4 €
Schicksal oder Zufall? Ein großer Erzähler trifft auf einen anderen, der mit seinen „Opowieści, Maises und Kaskalim aus seiner Kindheit in Brody“ – so nennt man Geschichten in Galizien – sein Umfeld begeistert! Die kurz gefasste Erläuterung dieser sonderbaren Begegnung ließe sich ungefähr so zusammenfassen: Nach einigen Wanderjahren lässt sich der in Darmstadt geborene Schriftsteller Jan Koneffke mit seiner aus Rumänien stammenden Frau in Wien nieder und entdeckt, dass einst das Wiener Haus in der Rembrandtstraße 35 im jüdischen Viertel zwischen Augarten, Prater und Donaukanal, in dem er heute lebt, Roths „erste Meldeadresse“ war. Kein Wunder, dass dieser Zufall Koneffkes Fantasie in Gang setzt und er eine Geschichte rund um Joseph Roth als Untermieter bei einer jüdischen Familie in Wien erfindet.
Über Joseph Roths erste Zeit in Wien als Student der Philosophie und Literaturwissenschaft, kurz bevor der Erste Weltkrieg ausbricht, ist wenig bekannt. Es liegt nahe, dass Koneffke anfängt, sich Treppenhaus-Gespräche mit dem Studenten aus Galizien auszudenken. – Und so findet eine Begegnung zwischen zwei Erzählgenies jenseits von Raum und Zeit statt. Das Ergebnis ist ein spannender Roman über Joseph Roths „Wiener Beginn“, über seine aus der Bukowina stammende Untermieterfamilie, über den Umzug seiner Mutter aus Galizien nach Wien sowie über seine erste Liebe Fanny. Letztere trifft Muniu – das ist Josephs Spitzname – noch einmal im Pariser Exil kurz vor seinem Tod und konstatiert: „Ich liebte einen leidenden Menschen, der trotz seines Alters von erst 43 uralt war, den verfallenen Rest eines Mannes, ja, eine Ruine an Seele und Leib, in der nur noch sein scharfer und witziger Geist umging. Was Joseph von unserem Zimmerherrn trennte, war wesentlich mehr als ein Leben: ein Weltenbrand.“
Begrüßung
MinDirig i. R. Winfried Smaczny, Initiator der Lesereihe
Moderation
Dr. Ingeborg Szöllösi, Deutsches Kulturforum östliches Europa
Foto:
Collage DKF, Buchcover: © Galiani Verlag, Foto Jan Koneffke: © Johannes Kauper
Info:
Online kann unsere Veranstaltung über den Livestream des Literaturforums verfolgt werden.
Alle Interessierten können Tickets beim Literaturforum im Brecht-Haus erwerben.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite.